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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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fragte sich, ob die Spezies des Verwesers vielleicht ein Gruppenbewusstsein besaß und wie die von den Sarsheni während ihrer Herrschaft über die Indroma-Welten ausgerotteten Utlezyr in biomorpher Symbiose lebte.
    Die beiden Teilverweser, die dank der einverleibten Tintenfische inzwischen erheblich größer geworden waren, verschluckten nun auch noch die restlichen Exemplare, übersahen aber, dass eines zur durchsichtigen Trennwand entschlüpft war. Robert lächelte, als es ihn mit seinem dunklen Auge ansah.

    »Abgesandter, Horst, hören Sie - sie wollten leben!…«
    Das dünne, zittrige Stimmchen verstummte, als es von einem bleichen Tentakel getroffen und in das dunkle, zahnlose Maul befördert wurde. Ein Kauvorgang fand nicht statt. Der Mund wurde von bleichem, weichem Fleisch verschlossen, während die beiden Teilverweser wogend und sich wellend miteinander verschmolzen. Im nächsten Moment schwamm vor Robert der wiedervereinigte Verweser.
    »Sie waren sehr geduldig, Abgesandter Horst. Trotz der bereits erfolgten gründlichen Prüfung Ihres Vorschlags sind weitere Überlegungen nötig. Wenn Sie sich wieder an Bord Ihres Schiffes begeben, werden wir Ihnen unsere Entscheidung binnen einer Stunde mitteilen.«
    Damit war die Audienz beendet. Der Verweser zog sich mit fließenden Bewegungen in eine Öffnung an der Hinterseite des Raums zurück und verschwand. Robert machte sich auf den Rückweg und ließ währenddessen die bizarre, nahezu unverständliche Begegnung Revue passieren.
     
    »Ein bemerkenswerter Bericht«, sagte Reski Emantes. »Dann haben Sie also im Wesentlichen dem Vertreter Gottes gegenüber die Verhandlungsposition des Konstrukts dargelegt und sich dann einen Brüllwettkampf geliefert, der Ihre vorzeitige Rückkehr zum Schiff zur Folge hatte.«
    »Wenn du noch mehr verallgemeinerst, habe ich am Ende die Trennwand mit der Faust durchlöchert und womöglich noch eine Waffe abgefeuert. Möchtest du’s mal versuchen?«
    Reski Emantes zoomte auf dem Hauptmonitor das Raumschiff Gottes.
    »Das wäre vermutlich keine übertriebene Darstellung des irreparablen Schadens, den Sie dieser Mission zugefügt
haben«, sagte er. »Wie konnte ein erfahrener Diplomat dermaßen die Beherrschung verlieren?«
    Robert wusste darauf keine Antwort, zumindest keine, die er hätte aussprechen wollen. Dabei war der heftige Wortwechsel eher auf die Reaktion der Teilverweser zurückzuführen gewesen als auf mangelnde Beherrschung seinerseits. Er hatte sogar den Eindruck gehabt, die Zersplitterung des Gruppenbewusstseins sei durch ihn ausgelöst worden. Allerdings war es aussichtslos, im Nachhinein feststellen zu wollen, welche Anklänge oder Assoziationen seine Bemerkungen ausgelöst hatten.
    Kann man das überhaupt jemals wissen?, dachte er ironisch.
    Jedenfalls hatte irgendetwas dazu geführt, dass die Teilverweser auseinandergeflogen waren. Besonders geheimnisvoll erschien ihm die Bemerkung des kleinen Elementartintenfischs, die jener hatte fallenlassen, bevor er von dem großen Gemeinschaftswesen verschluckt worden war - Sie wollten leben! Aber wer wollte das nicht?
    »Ich nehme an, Ihr anhaltendes Schweigen lässt sich als Schuldeingeständnis deuten«, sagte Reski. »Und als Ausdruck von Bedauern.«
    »Keineswegs«, entgegnete Robert. »Ich wollte nur wissen, wie lange du brauchst, bis du eine weitere selbstgefällige Breitseite abfeuerst.«
    »Sie würden Ihre Zeit besser nutzen, wenn Sie sich Gedanken machen würden, wie Sie dem Konstrukt Ihre Versäumnisse erklären wollen …«
    »Diese Vorhaltungen haben keinen objektiven Nutzen«, sagte die Plausible Antwort .
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte der Droid. »Mit herabsetzender Rede löse ich im menschlichen Bewusstsein einen Reflex gegen unangemessenes Verhalten aus. Eine
etwas unfeine Art der Belehrung, die sich am Ende freilich als nützlich erweisen mag, jedenfalls beim Menschen …«
    Ehe Robert etwas erwidern konnte, schaltete das Schiff sich ein.
    »Funkverbindung zum Raumschiff Gottes, Zweiwegeverkehr«, meldete es. Gleichzeitig öffnete sich im Panoramaschirm ein Fenster, das den bleichen Verweser zeigte.
    »Abgesandter Horst«, sagte der Verweser mit volltönender, männlicher Stimme. »Ich danke Ihnen und Ihren Begleitern für Ihre Geduld. Nach reiflicher Überlegung sind wir zu dem Schluss gelangt, dass Ihr Vorschlag seine Vorzüge hat. Deshalb wurden wir ermächtigt, Sie zur vorletzten Station Ihrer Reise weiterzuleiten. Es handelt sich um ein

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