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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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kompliziertes Kontinuum, das ohne die präzisen Koordinaten, die wir Ihnen soeben übermitteln, nicht betreten werden kann. Wenn Sie dort eintreffen, wird man Sie zu einem Tormechanismus weiterleiten, der Sie durch Hunderte von Schichten an den Rand des Einflussbereichs Gottes führen wird. Von dort aus, Abgesandter Horst, müssen Sie alleine weiterreisen.«
    »Ich danke Ihnen für Ihre Klugheit und Ihren Weitblick, Verweser«, sagte Robert überrascht. »Ich freue mich darauf, unser Anliegen Gott persönlich vorzutragen.«
    »Seien Sie versichert, dass man Sie in Anbetracht der Dringlichkeit Ihrer Mission angemessen willkommen heißen wird. Jetzt müssen wir uns zurückziehen - leben Sie wohl, Abgesandter Horst.«
    Das abgeflachte, silbergrüne Oval seines Raumschiffs nahm die Stelle des Verwesers ein. An dem einen schmalen Ende traten zwei merkwürdige Flossen aus dem Rumpf aus, dann beschleunigte das Schiff, ohne dass man Anzeichen von Triebwerksaktivität feststellen konnte, und verschwand in Sekundenschnelle.

    »Datenobjekt empfangen«, meldete das Schiff. »Die Pufferanalyse hat ergeben, dass es sich um Koordinaten für einen Ort in Schicht 165 im Multi-Parameter-Format handelt. Die geschätzte Flugzeit beträgt zwischen elf und siebenundzwanzig Stunden.«
    Robert nickte und blickte zu Reski Emantes hinüber, der noch immer vor der Hauptkonsole schwebte.
    »Wo waren wir noch gleich stehengeblieben?«
    »Ich fürchte, Sie geben sich zu leicht zufrieden, Robert Horst«, sagte der Droide. »Die Zustimmung war zu oberflächlich und erfolgte zu schnell. Ich glaube, wir sollten besser Vorsicht walten lassen.«
    »Es ist nicht auszuschließen, dass auch der Verweser vom Raketenangriff in Mitleidenschaft gezogen wurde«, sagte das Schiff. »Davon abgesehen sollten Sie wissen, dass meine Sonden den Körper der Rosasimulation geborgen haben. Er wird bereits in seine Grundstoffe umgewandelt, doch bevor er in den Tank kam, habe ich ein eigenartiges Datenfragment empfangen, das in der Backup-Kristallmatrix gespeichert war. Es handelt sich um eine vier Sekunden lange Videoaufzeichnung, datierend von dem Moment nach der Energiefreisetzung - ich spiele es Ihnen vor.«
    In der Mitte des Panoramaschirms öffnete sich ein Fenster. Zunächst sah man die im Schatten liegende unebene, verwackelte Unterseite des Legionsritters, auf der sich ein leuchtendes Energienetz ausbreitete. Dann wechselte die Perspektive - Robert wurde jäh bewusst, dass dies Rosas Blickwinkel gewesen sein musste-, und er sah eine dreieckige offene Luke in einem halben Meter Abstand. Die bläulich-weiße Energieentladung war ins Innere des Ritters vorgedrungen, wo sich etwas Längliches krümmte, schwarze Schlangen, die an Rauchfahnen erinnerten. Die
Aufzeichnung wurde wiederholt, doch auch der zweite Durchgang verschaffte Robert keine Gewissheit.
    »Haben Sie diese Wesen schon einmal gesehen, Robert?«
    Er dachte an die wilde Verfolgungsjagd in den Felstunneln der Lithosphäre von Abfagul, wo er zusammen mit den Reski-Droiden durch das alte Lagergewölbe unter der Großen Terrasse geflüchtet war. Diese schwarzen Rauchfahnen glichen den Wesen, vor denen sie damals geflohen waren.
    Er nickte. »Sie stammen aus dem Abgrund des Hyperraums und sind darauf spezialisiert, intelligente Mechas zu jagen«, sagte er. »Man nennt sie Vermax.«

11 Catriona
    Nach dem Verschwinden von Theo und Malachi, nach der Entdeckung der getöteten Wachposten und nach stundenlanger erfolgloser Suche wickelte sie sich in einer Astgabel der mittleren Ebene unter einem Schutzdach müde in die Decken und schlief ein. Und träumte.
    Sie träumte, sie räkele sich auf einer mit einer weichen Blätterschicht bedeckten Plattform inmitten des lichtdurchfluteten Laubwerks im obersten Bereich von Segrana in der Sonne. Insekten summten, langschwänzige Hizio stießen herab und kreisten in der Luft, während ein Raumschiff in den wolkenlos blauen Himmel stieg und langsam in den oberen Atmosphäreschichten verschwand. Dann löste sich ihre behagliche Plattform von der Baumkrone und begann durch das Laub und das Geäst nach unten zu sinken. In der Schwüle des Waldes wimmelte es von Tieren und Uvovo und Menschen, die Seite an Seite arbeiteten, umherwanderten oder einfach nur beisammensaßen.
    Greg winkte ihr lächelnd von einem Unterstand aus zu, in dem zahlreiche Töpfe und Figuren standen. Ein Stück weiter unten hob Onkel Theo grüßend die Hand, dann ergriff er eine dicke Schlingpflanze und

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