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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Leck bekommen, vielleicht durch einen Explosionssplitter. Der Achorga verfehlte mehrere Asteroiden nur knapp, und Robert
meinte schon, er werde geradewegs zu ihrer Haustür fliegen, da prallte er von einem Felsbrocken von der Größe eines Luftgleiters ab und wurde gegen einen berggroßen Asteroiden geschleudert. Nach dem weichen Zusammenprall und mehrmaligem Abfedern an der schrundigen Oberfläche verharrte der Tote in der Schwebe, gehalten von der schwachen Anziehungskraft des Asteroiden.
    »Du hast abgebremst«, sagte Reski Emantes. »Weshalb?«
    »Um der Ortung zu entgehen«, antwortete das Schiff. »Ein kreuzendes Objekt würde von jedem, der nach dem toten Achorga sucht, augenblicklich bemerkt werden.«
    »Was ist mit unseren Piratenfreunden?«
    »Die haben wir ein Stück weit hinter uns gelassen. In dreiundfünfzig Sekunden werde ich mich im Schutz der Asteroidenschatten zum Rand der Wolke hin absetzen.«
    Hinter dem sich ständig verlagernden Vordergrund treibender Asteroiden war die Schlacht bis auf ein paar über das groteske Panorama verteilte Geplänkel zum Erliegen gekommen. Die meisten Raumfahrzeuge der Angreifer hatten sich zurückgezogen, zurückgeblieben waren zahlreiche langsam rotierende, im Todeskampf erstarrte Gefallene. Einige tote Achorga hatten die eckigen Beine nach innen geklappt, andere klammerten sich noch im Tod an ihrem leblosen Gegner fest. Beide Seiten unternahmen keinen Versuch, die Toten zu bergen, und als die letzten Überlebenden sich davongemacht hatten, fanden auch keine Kämpfe mehr statt.
    »Sinnlos«, murmelte Robert.
    »Und unlogisch«, bemerkte die Plausible Antwort . »Ein solches Ausmaß an tödlicher Gewalt nützt niemandem - noch drei oder vier solche Raumschlachten, und der größte Teil des Lebens in diesem Nischenuniversum wäre ausgelöscht.«

    »Dann hätten wir also zufällig den Höhepunkt eines langwährenden Konflikts miterlebt«, bemerkte Reski Emantes von seinem Podest aus. »Ist das deine Hypothese?«
    »Keineswegs. Da die vorliegenden Daten unzureichend sind, kann ich auch nicht mit einer Theorie dienen.«
    »Was stimmt da nicht?«, sagte Robert. »Vielleicht haben sie Klontanks und ersetzen auf diese Weise ihre Verluste.«
    »Das wäre möglich, aber der technologische Entwicklungsstand, der hier zu beobachten war, lässt darauf schließen, dass sie dazu nicht in der Lage sind«, erwiderte das Schiff. »Bei den Achorga erfüllt die Königin diese Aufgabe, aber die Antennen, mit denen die Krieger ausgestattet sind, deuten darauf hin, dass sie drahtlos Anweisungen erhalten. Ich halte es für wahrscheinlich, dass der Mastermind des Nestschiffs ohne Königin auskommt und daher gezwungen ist, die Kontrolle auf andere Weise auszuüben.«
    »Und dennoch willst du nicht einmal eine Mutmaßung formulieren?«, sagte der Droide.
    »Ich habe einige Anomalien festgestellt, aber die Daten sind unzureichend.«
    »Hier geht’s wohl eher um mangelnde Courage …«
    »Moment, da tut sich was«, sagte Robert, angestrengt auf den schirm blickend. »Das Licht wird schwächer …«
    »Eine unerwartete Entwicklung«, sagte die Plausible Antwort . »Außerdem tritt eine Spektralverschiebung auf. Bis auf die blauen Frequenzen wird das Licht gefiltert, wer oder was auch immer dafür verantwortlich sein mag.«
    Robert beobachtete, wie das Panorama des Gemetzels und der Felsen einen Farbwechsel durchmachte. Die schrundigen Felsoberflächen und die verschiedenen Materialien der zusammengestoppelten Raumanzüge färbten sich orange, gelb und grün. Ein geborstenes Helmvisier
leuchtete bernsteinfarben auf. Die sich verjüngenden, zartgegliederten Vorderbeine eines Achorga, ausgestreckt wie zum Schlag, funkelten smaragdfarben. Ein Purpurschleier legte sich auf eine gekrümmte Klinge, die noch von einer abgetrennten dreifingrigen Hand gehalten wurde. Schließlich war alles in einen düsteren, bedrückenden Blauton gehüllt, wie in einem Abgrund der Qualen am Grund eines dunklen Ozeans.
    »Und jetzt?«, sagte Robert.
    »Ich orte schwache Wärmesignaturen«, meldete das Schiff. »Die einzelnen Muster liegen knapp innerhalb des Erfassungsbereichs meiner nur eingeschränkt wirksamen Sensoren, doch die Verdichtungen und Knoten sind für mich sichtbar.«
    »Wo?«
    »Überall - schauen Sie.«
    Das allgegenwärtige Blau schien sich ein wenig aufzuhellen, als ein neuer Farbton hinzukam, und auf einmal waren die blass leuchtenden Stecknadelpunkte deutlich zu erkennen. Die Asteroiden wirkten in dem

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