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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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sie dar, und Sie sind auch nicht verletzt - aber das sind lediglich Spekulationen. Die Dyn werden möglicherweise von einem übergeordneten Bewusstsein gelenkt, oder aber sie sind sozusagen die Antikörper des Nischenuniversums.«
    »Das ist wenig tröstlich«, meinte Robert, schloss das Visier und rümpfte die Nase, weil es im Anzug ein wenig muffig roch.
    »Ich könnte verschiedene tröstliche Lügen vorbringen«, sagte der Droide. »Aber da sie sich schon bald als unwahr erweisen könnten, nehme ich davon lieber Abstand.«
    »Der Anzug verfügt über keine Waffen«, sagte Robert. »Ich bin wehrlos.«
    »Jede technisch hoch entwickelte Waffe würde unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich lenken«, erwiderte der Droide. »In der rechten Schenkeltasche befindet sich ein Schraubenzieher, aber ich überlege gerade, ob wir nicht etwas anderes nehmen könnten - Schiff, hast du noch irgendwelche Nahkampfwaffen in deinem Arsenal?«
    »Nom-nom-nom-nom-nom-anom-anom-anomalien festgestellt …«

    »Oder vielleicht ein kurzes Rohr, das wäre immerhin besser als nichts.«
    »… Nom-nom-nom …«
    »O je, sieht so aus, als wäre mein Sparringspartner den Dyn erlegen. Das gleiche Schicksal steht wohl in Kürze auch mir bevor.«
    Robert nahm den Schraubenzieher heraus und wog ihn in der Hand. Er fühlte sich angenehm schwer an, aber was sollte er damit gegen subatomare, unsichtbare Eindringlinge ausrichten?
    »Wie viel Zeit bleibt noch?«, fragte er, um Fassung ringend.
    »Weniger als eine Minute. Ich habe ein Schlupfloch für meinen Bewusstseinskern vorbereitet, eine Art letztes Hurra … ah, da sind sie ja.«
    Robert bemühte sich, nicht in Panik zu verfallen, biss die Zähne zusammen und schaute umher, entdeckte jedoch nichts Ungewöhnliches.
    »Ich kann nichts …« Er stutzte, dann bemerkte er vor einer Deckenleuchte einen schwachen Nebelschleier. »Ich glaube, ich sehe sie.«
    »Vielleicht kann ich die Beleuchtung anpassen - so.«
    Die Brückenbeleuchtung flackerte und nahm eine blaue Färbung an. Auf einmal wurden die Eindringlinge sichtbar. Ein feiner blasser Nebel drang aus Decken-und Wandöffnungen und breitete sich aus. Stränge und Fäden zweigten von den Hauptströmungen ab, und an den Arbeitsplätzen in Wandnähe zeigten sich bereits die ersten Effekte. Um die Monitore herum flirrte die Luft, als wäre sie erhitzt, und die Verkleidungen änderten die Form.
    »Ich werde jeden Moment die Energieversorgung abschalten und eine Totallöschung veranlassen. Jetzt bleibt mir nur noch, Sie zum Überleben zu drängen, Robert
Horst. Ich bedaure, dass ich diese Entwicklung nicht vorhersehen konnte.«
    Reski Emantes senkte sich neben Robert auf die Arbeitsfläche ab und rührte sich nicht mehr. Robert legte die Hand auf die isoskalare Oberfläche des Droiden, ein stummer Abschied. Im nächsten Moment streiften die ersten Millionen subatomarer Teilchen eines Nebelausläufers seinen Arm.
    Er versuchte, nicht daran zu denken, wie die Dyn sich in das Anzugmaterial vorarbeiteten. Plötzlich hatte er Atemnot. Er schluckte und verkrampfte sich an Armen und Beinen, wehrte sich gegen den Drang, mit den Händen zu wedeln. Das wäre etwa so gewesen, als wollte er mit einem Nebel ringen, nur dass dieser Nebel Zähne hatte.
    Ein feiner Dunstschleier wanderte über das Helmvisier und ließ eine Tropfenspur zurück. Die Tropfen flachten sich ab und verschmolzen zu münzgroßen Flecken eines dünnen Films. Sekunden später verdampften sie, und es eten sich kleine, kreisförmige Muster aus Spiralen und Dreiecken, die in das Visier eingeätzt waren. Beunruhigt hob er die handschuhgeschützten Hände, konnte aber nichts Ungewöhnliches daran entdecken.
    Von der Wand her meinte er ein leises Klicken zu vernehmen. Als er sich umdrehte, fiel eine Verkleidungsplatte zu Boden. Aus der freigelegten Nische kam eine kleine, kastenförmige Drohne mit sechs Rädern hervorgefahren, die ein Stück Rohr hinter sich herzog.
    »Verspätung-Entschuldigung, Horst«, sagte die Drohne mit monotoner Stimme. »Nimm! Räuber-Gefahr-bewaffnedich!«
    »Räuber?«, wiederholte Robert und ergriff das Rohr. »Wie viele? Sind sie schon an Bord?« Er war in Panik. Am
liebsten wäre er weggelaufen und hätte sich irgendwo versteckt, wusste aber, dass es nirgendwo sicher war.
    »Fünf-sechs-sieben«, antwortete die Drohne. »Dyn-lahmleg-Frachtraum-Verschluss. Räuber-komm-rein …«
    Ein metallisches Hämmern am Brückeneingang unterbrach die Drohne, und Robert hob das Rohr. Es

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