Wait for You: Roman (Wait for You-Serie) (German Edition)
zur Seite geneigt und lag von mir abgewandt auf der Rückenlehne. Auf seinem kantigen Kinn war schon der erste Bartschatten erkennbar, und um seine Lippen spielte ein leises Lächeln. Hurensohn.
»Cam.«
Ein Auge öffnete sich. »Avery?«
»Du schläfst nicht.«
»Du hast aber geschlafen.« Er hob den Kopf und bewegte ihn von rechts nach links, um eine Verspannung zu lösen. »Und ich habe das auch gemacht.«
Seine Hand lag immer noch auf meinem Unterleib. Sie wirkte unglaublich schwer. Ein Teil von mir wollte ihm sagen, dass er seine Pfoten von mir nehmen sollte, aber ich sagte etwas ganz anderes. »Es tut mir leid, dass ich auf dir eingeschlafen bin.«
»Mir nicht.«
Nervös feuchtete ich meine Lippen. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte, also entschied ich mich für: »Wie viel Uhr ist es?«
Sein Blick fiel auf meinen Mund, und mein gesamter Körper versteifte sich auf eine Weise, die nicht im Geringsten unangenehm war. »Nach Mitternacht«, antwortete er.
Mein Herz raste. »Du hast nicht mal auf die Uhr geschaut.«
»So etwas weiß ich einfach.«
»Wirklich?«
Er musterte mich mit verschleiertem Blick. »Ja.«
»Das ist ein bemerkenswertes Talent.« Meine Hand ballte sich neben meinem Oberschenkel zur Faust. »Wann fährst du morgen ab?«
»Wirst du mich vermissen?«
Ich verzog das Gesicht. »Deswegen habe ich nicht gefragt. Ich war nur neugierig.«
»Ich habe meinen Eltern gesagt, dass ich zum Mittagessen zu Hause bin.« Mit seiner freien Hand schob Cam mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht, dann ließ er auch diese Hand dort liegen, in meinen Haaren. »Also sollte ich wahrscheinlich zwischen acht und neun starten.«
»Das ist ziemlich früh.«
»Ist es.« Seine Hand streichelte sanft meine Haare, und meine Lider sanken wieder nach unten, weil ich mich unwillkürlich entspannte. »Aber es ist eine lockere Fahrt.«
»Und du kommst erst Sonntagabend zurück.«
»Korrekt«, murmelte er. Ich fühlte, wie seine Brust sich in einem tiefen Atemzug hob. »Und du bist dir sicher, dass du mich nicht vermissen wirst?«
Meine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Grinsen. »Für mich wird das wie ein kleiner Urlaub.«
Er lachte leise. »Das war einfach nur gemein.«
»Ach wirklich?«
»Aber ich weiß, dass du lügst.«
»Tust du das?«
»Jep.« Seine Hand bewegte sich, und ich fühlte seine Fingerspitzen auf meiner Wange. Ich riss die Augen auf. Er lächelte auf mich herunter. Allerdings war es kein allzu breites Lächeln, also ohne Grübchen. »Du wirst mich vermissen, aber du willst es nicht zugeben.«
Darauf sagte ich nichts, weil ich versuchte, nicht über die nächsten vier Tage nachzudenken. Und dann bewegten seine Finger sich wieder, glitten über meinen Wangenknochen, und ich dachte eigentlich gar nichts mehr. Sie erreichten meinen Kiefer, und ein einzelner Finger ebnete sich den Weg zu meinem Kinn. Ich atmete aus, ohne wieder einzuatmen, als er knapp unter meiner Unterlippe anhielt.
Cam legte den Kopf schräg. »Ich werde dich vermissen.«
Meine Lippen öffneten sich leicht. »Wirklich?«
»Ja.«
Wieder schloss ich die Augen, diesmal, um ein plötzliches Brennen von Tränen zu unterdrücken. Ich hatte keine Ahnung, warum diese vier Worte mich so berührten, aber sie taten es. Und für einen winzigen, kurzen Moment gestand ich mir ein, dass ich nicht wollte, dass er ging. Sofort brannten meine Augen noch heftiger.
Mehrere Minuten vergingen. Das einzige Geräusch im Raum war das leise Summen des Fernsehers. Cam fuhr mit dem Finger unter meiner Unterlippe entlang. Mit jeder Bewegung kam er meiner Lippe näher, ohne je wirklich den Kontakt herzustellen. Ich fragte mich, ob er sie irgendwann berühren würde und ob ich das eigentlich wollte.
Irgendwie wollte ich es wohl.
»Du redest im Schlaf«, sagte er.
Ich riss die Augen auf. Zum Teufel mit dem Berühren der Lippe. »Tue ich das?«
Er nickte.
Oh Gott. Mein Magen verkrampfte sich. »Verarschst du mich? Denn ich schwöre zu Gott, wenn du mich verarschst, werde ich dir wehtun.«
»Ich verarsche dich nicht, Süße.«
Ich setzte mich auf, und seine beiden Hände verschwanden. Ich drehte mich so, dass ich ihn ansehen konnte. Mein Puls raste inzwischen aus einem vollkommen anderen Grund. »Was habe ich gesagt?«
»Eigentlich gar nichts.«
»Ehrlich?«
Cam lehnte sich vor und rieb sich das Gesicht mit beiden Händen. »Du hast nur so vor dich hin gemurmelt. Ich konnte nicht verstehen, was du gesagt hast.« Er hob den Kopf.
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