Wait for You: Roman (Wait for You-Serie) (German Edition)
das Gefühl hatte, die gesamte Wohnung würde sich im selben Takt bewegen. Ich öffnete die Augen und stellte fest, dass ich immer noch im Flur auf dem Boden saß. Mein gesamter Körper tat weh. Ich war eingeschlafen, vielleicht für ein oder zwei Stunden.
Und das Wummern erklang nicht nur in meinem Kopf – jemand hämmerte an die Wohnungstür.
Ich kämpfte mich auf die Beine und eilte wie betäubt zur Tür. Ich war so durcheinander, dass ich nicht mal nachsah, wer da unbedingt rein wollte.
Cam stürmte in meine Wohnung. Ich wurde bereits gegen seine Brust gedrückt, bevor ich wirklich verstand, was überhaupt passierte. Starke Arme legten sich um mich, und seine Hand umfasste meinen Hinterkopf. Ich atmete tief ein und roch eine sanfte Mischung aus Aftershave und Alkohol.
»Himmelherrgott«, sagte er und vergrub seine Hand tiefer in meinen Haaren. »Warum bist du nicht an dein verdammtes Handy gegangen?«
»Ich habe mein Handy im Auto gelassen, glaube ich.« Meine Stimme war dumpf, weil mein Gesicht an seiner Brust vergraben war.
Er fluchte wieder und schob mich nach hinten. Seine Hände legten sich um meine Wangen und hielten mich auf eine Weise fest, die keine dunklen Erinnerungen wachrief. »Ich habe ständig versucht, bei dir anzurufen – genauso wie Jacob und Brittany.«
»Es tut mir leid.« Ich blinzelte. »Ich habe nicht…«
»Du hast geweint.« Er kniff die Augen zusammen, bis ich nur noch schmale blaue Schlitze sah. »Du hast verdammt noch mal geweint.«
»Nein, habe ich nicht.« Die Lüge klang selbst in meinen eigenen Ohren lahm.
»Hast du mal in den Spiegel geschaut?«, wollte er wissen. Als ich den Kopf schüttelte, senkte er die Hände und schloss die Tür hinter sich. Dann nahm er meine Hand. An seinem Kiefer zuckte ein Muskel, und als er sprach, klang seine Stimme streng. »Komm mit.«
Ich ließ mich von Cam ins Bad ziehen. Als er das Deckenlicht anmachte, verzog ich das Gesicht, dann sah ich mich selbst im Spiegel. »Oh Gott…«
Meine Augen waren rot und geschwollen. Aber es waren die schwarzen Streifen von Wimperntusche auf meinen Wangen, die deutlich verrieten, dass mein erster Versuch, nach fünf Jahren mal wieder auf eine Party zu gehen, nicht gut ausgegangen war. Ich ließ mein Gesicht in die Hände fallen und murmelte: »Perfekt. Einfach perfekt.«
»So schlimm ist es nicht, Süße«, sagte Cam in einem zärtlichen Ton und legte seine Hände auf meine Oberarme. Dann zog er sanft an meinen Händen. »Setz dich.«
Ich setzte mich auf den Toilettendeckel, starrte auf meine Finger und zwang mein verwirrtes Hirn dazu, endlich wieder klar zu denken. »Was tust du hier?«
»Was ich hier tue?« Cam hielt einen Waschlappen unter den Wasserhahn, dann kniete er sich vor mich. »Ist diese Frage ernst gemeint?«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Schau mich an.« Als ich nicht reagierte, sagte er: »Verdammt, Avery, schau mich an.«
Hey. Wut stieg in mir auf. Ich hob das Kinn. »Jetzt zufrieden?«
Wieder sah ich das rhythmische Zucken des Muskels an seinem Kiefer. »Warum ich hier bin? Du bist von der Party verschwunden, ohne irgendwem etwas zu sagen.«
»Ich habe…«
»Du hast Brittany erzählt, du müsstest Luft schnappen gehen. Das war vor drei Stunden, Avery. Sie dachte, du wärst bei mir, aber dann haben sie und Jacob mich später getroffen und gemerkt, dass das nicht stimmte. Nach dem, was mit diesem Arschloch passiert ist, haben sie Angst bekommen.«
Die Wut wurde von Schuldgefühlen verdrängt. »Das wollte ich nicht. Ich habe einfach nur mein Handy im Auto vergessen.«
Cam sagte nichts, während er mir mit dem Waschlappen übers Gesicht wischte und die Mascaraspuren entfernte. »Du hättest nicht gehen müssen.«
»Ich habe überreagiert.« Ich senkte den Blick und seufzte. »Der Kerl… eigentlich hatte er gar nichts falsch gemacht. Er hat mich überrascht, und ich habe überreagiert. Ich habe die Party gesprengt.«
»Du hast die Party nicht gesprengt. Und dieser Hurensohn hätte dich nicht anfassen dürfen. Scheiße. Ich habe gehört, wie du ›Lass mich los‹ gesagt hast, und ich weiß verdammt noch mal, dass er es auch gehört hat. Vielleicht hätte ich nicht so… heftig reagieren sollen, aber scheiß drauf. Er hat dich angegrabscht, und das hat mir nicht gefallen.«
Sicher, ich hatte dem Kerl gesagt, er solle mich loslassen. Aber er war einfach betrunken gewesen und hatte sich dämlich benommen. Er hatte doch nur mit mir tanzen wollen. Ich wusste genau, wann ein
Weitere Kostenlose Bücher