Wait for You: Roman (Wait for You-Serie) (German Edition)
eine Flasche Bier in die Hand. Zusammen drängten die beiden Cam zurück ins Haus. Ich wollte ihnen folgen, aber Brit zerrte mich in eine Ecke. Ihre Flügel zitterten, als sie sich zu mir umdrehte. »Was zur Hölle ist passiert?«
»Ich weiß es nicht.« Meine Brust hob und senkte sich in schweren Atemzügen. »Der Kerl wollte mich nicht loslassen, und wie aus dem Nichts war Cam da. Ich muss…«
»Nein.« Sie hielt mich auf, indem sie mir den Weg versperrte. »Du musst ihn runterkommen lassen. Er ist mit seinen Kumpeln zusammen. Lass ihn in Ruhe.«
Ich legte die Hände in die Hüften, während Brits Worte langsam zu mir durchdrangen. Konnte gut sein, dass ich mich bald übergeben würde. Ich sah mich um und zwang mich, ruhig zu atmen. Ein paar Leute starrten uns an. Andere hatten in dem Moment das Interesse verloren, in dem klar wurde, dass es keine Prügelei geben würde. Steph stand am Tischtennistisch und presste die Lippen aufeinander, als unsere Blicke sich trafen. Die Musik wurde wieder lauter, und die Bässe wummerten im Einklang mit meinem Herzschlag. Auf meiner Stirn stand Schweiß.
»Hey, Avery, geht es dir gut?«, fragte Brit.
Ich zwang mich zu einem Nicken, aber mir ging es nicht gut. Die Garage verschob sich wieder – alle Kostüme und Geräusche schienen deutlicher zu werden. Ein schweres Gewicht lag auf meiner Brust. Der Geruch von Bier, Parfüm und Schweiß hing im Raum. Ich atmete tief durch, doch es schien nicht genug zu sein.
»Ich brauche frische Luft«, erklärte ich Brit und trat vor.
»Ich komme mit.«
»Nein. Nein, es geht mir gut. Bleib da.« Ich wollte ihr nicht den Abend versauen. »Alles okay. Wirklich. Ich brauche nur ein bisschen frische Luft.«
Es kostete mich noch etwas Überredung, aber schließlich ließ Brit mich gehen. Ich eilte aus der Garage, während ich das Gefühl hatte, dass hundert Augen auf mich gerichtet waren, obwohl mich wahrscheinlich in Wirklichkeit überhaupt niemand beachtete.
Kühle Luft wehte unter die feuchten Haare an meinem Nacken, aber ich fühlte sie kaum. Ich hielt nicht an. Ich ging immer weiter, während ich meine Hände immer wieder öffnete und zusammendrückte. Bevor ich wusste, wie mir geschah, stand ich neben meinem Auto. Ich grub die Schlüssel aus meiner Hosentasche und kletterte hinter das Lenkrad.
Meine Hände zitterten, als ich sie mir vors Gesicht schlug. Oh Gott, ich konnte immer noch seine Hände fühlen – nicht die des betrunkenen Typen, sondern die von Blaine. Ich konnte sein Flüstern hören, ihn hinter mir fühlen. Sein Drängen… Ich warf den Kopf gegen den Sitz und schloss fest die Augen. »Nein. Ich werde das nicht tun.«
Die Worte schienen im Innenraum des Autos umherzuschießen, um mich wieder hart zu treffen. Denn ich tat es wohl. Ich tat genau das, was ich nicht tun sollte.
Ich konnte nicht noch mal da reingehen. Nicht für meine Freunde und auch nicht, um mein Kapuzenshirt zu holen.
Ich rammte den Schlüssel in die Zündung und parkte vorsichtig aus.
Ich wusste nicht einmal, wie ich nach Hause gekommen war, nur dass ich irgendwann atemlos keuchend in meiner Wohnung stand.
Ich schaffte es noch in den Flur, bevor ich an der Wand nach unten rutschte und die Knie an die Brust zog. Ich rollte mich zusammen, die Hände in den Haaren vergraben. Ich presste die Augen zu, aber trotzdem flossen die Tränen und rannen über meine Wangen.
Ich war mir sicher, dass ich es verbockt hatte – ich hatte überreagiert. Der Kerl auf der Party war nervig gewesen und hatte seine Finger nicht bei sich behalten können, aber ich hatte trotzdem überreagiert. Ich hatte zugelassen, dass die Vergangenheit das Heute beeinflusste. Ich war in Panik verfallen, und Cam wäre deswegen fast in eine Schlägerei geraten.
Ich drückte meine Stirn gegen die Knie und schob die Haare nach hinten. Ich konnte das einfach nicht. Ich hatte es versucht, nur um dann ein wenig Spaß in ein totales Versagen zu verwandeln. Was stimmte nicht mit mir?
Darauf gab es mehrere Antworten – weil eine Menge nicht stimmte. Das war nichts Neues, aber das… Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass der heutige Abend gut wurde, dass er sich als ein erster Schritt in die richtige Richtung entpuppte – welche Richtung das auch immer sein mochte. Ein Schluchzen schoss in meine Kehle, aber ich presste den Mund zu, bis mir die Backenzähne wehtaten. Stattdessen war ich hier. Genau da, wo ich angefangen hatte.
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Das Wummern in meinem Kopf verstärkte sich, bis ich
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