Wait for You: Roman (Wait for You-Serie) (German Edition)
das Ganze mit einem Achselzucken ab. »Für mich ist das okay. Ich könnte nicht Ski fahren, wenn mein Leben davon abhinge, und es gefällt mir auch nicht besonders, auf einem Schiff in der Mitte des Ozeans festzuhängen.«
Schweigend warf Mrs Hamilton die letzten Zutaten in die Masse, und ich vergrub meine Hände darin. Mir gefiel, wie der Teig durch meine Finger glitt. »Und was tust du dann gewöhnlich, wenn du zu Hause bist?«, fragte sie schließlich.
Ich zuckte mit den Achseln. »Ich bin zumindest nicht die ganze Zeit allein. Sie haben eine Angestellte, die mir gewöhnlich etwas zu essen kocht, bevor sie nach Hause geht. Das ist wirklich nett von ihr, weil sie eigentlich während der Ferien nicht arbeiten muss.«
»Und was ist an Weihnachten?«
»Dasselbe«, gab ich zu und überraschte mich damit selbst. Ich sah auf und entdeckte, dass Mrs Hamilton mich beobachtete. »Es ist wirklich keine große Sache. Meine Eltern und ich stehen uns nicht besonders nahe, also ist es so wahrscheinlich besser.« Nachdem ich das ausgesprochen hatte, wurde mir klar, dass es wahrscheinlich nicht das Klügste gewesen war. »Auf jeden Fall bin ich hier fertig. Was kommt als Nächstes?«
»Jetzt wird alles in den Truthahn gestopft.« Sie lächelte, aber es wirkte ein wenig gezwungen. »Willst du dir die Ehre geben?«
»Sicher.« Ich wartete, bis sie den Vogel umgedreht hatte, dann machte ich mich an die etwas eklige Aufgabe, alles in den Intimbereich des Truthahns zu schieben.
Als ich fertig war, ging ich zu der großen Spüle, während Mrs Hamilton den Vogel in Alufolie verpackte und in einen Bräter legte.
»Danke für deine Hilfe, Avery.«
»Kein Problem«, sagte ich. »Hat mich gefreut.« Hatte es wirklich. »Und es hat Spaß gemacht.«
Mrs Hamilton lächelte mich an, doch ihr Blick war voller Trauer. »Nun, Liebes, du kannst die Feiertage jederzeit hier verbringen. Man kann beim Kochen nie zu viele Helfer haben.«
Ich murmelte ein Danke und wusch mir die Hände. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich Cam direkt vor der Küchentür. Ich hatte keine Ahnung, wie lange er dort schon stand oder wie viel er von dem Gespräch mitbekommen hatte. Aber der sanfte Ausdruck auf seinem verschlafenen Gesicht verriet mir, dass er genug gehört hatte.
Kapitel 19
Jeder mit Augen im Kopf konnte sehen, dass Teresa und Cam sich nahestanden und einander wirklich wichtig waren. Zusammen waren die beiden die Pest, weil sie ständig aufeinander rumhackten und generell Ärger machten, wo auch immer sie auftauchten.
Teresa war eine weibliche Ausgabe von Cam – groß, bemerkenswert schön mit rabenschwarzen Haaren und strahlend blauen Augen. Sie besaß den Körper einer durchtrainierten Tänzerin und brodelte förmlich vor Energie.
Sehr zu meiner Erleichterung war Teresa wirklich ein Schatz. Ich hatte gefürchtet, dass sie mich aus dem einen oder anderen Grund nicht mögen würde, aber sie umarmte mich gleich.
Die Hamilton-Familie bestand aus lauter Leuten, die gerne Liebkosungen verteilten.
Ich hing mit Richard, Teresa und Cam im Keller ab, bis Teresa und ich nach oben gingen, um ihrer Mutter dabei zu helfen, die Beilagen fürs Essen fertig zu machen. Es war auch der perfekte Moment für eine Flucht, denn Cam und sein Vater fingen an, über die Jagd zu reden, was mir Gänsehaut verursachte.
Mutter und Tochter bei der Arbeit lachend in der Küche zu sehen, übte einen seltsamen Effekt auf mich aus. Für mich waren sie wie fremde Wesen; die Art von Familie, die man in Vorabendserien immer sah. Ich beneidete sie um dieses Verhältnis, aber gleichzeitig akzeptierte ich auch irgendwie, dass meine Mom und ich so nie sein würden.
Teresa hing ununterbrochen an ihrem Handy und simste jemanden, während wir das Abendessen zubereiteten, und dann schleppte sie das Gerät auch mit an den Esstisch.
»Wem schreibst du da dauernd?«, verlangte Cam zu wissen, als er sich einen zweiten Löffel Süßkartoffeln auf den Teller klatschte.
Teresa grinste ihn hinterhältig an. »Das geht dich überhaupt nichts an.«
»Ich bin dein Bruder, natürlich geht es mich etwas an.«
Oh-oh. Ich musterte die beiden und bemerkte, dass Cam bedrohlich die Augen zusammenkniff, als Teresa weitersimste.
»Mom, du solltest deiner Tochter sagen, dass es unhöflich ist, beim Essen zu simsen.«
Mrs Hamilton zog nur eine Augenbraue hoch. »Es tut doch keinem weh.«
Cam stieß mich unter dem Tisch mit dem Knie an. Das tat er so ungefähr alle fünf Minuten, seitdem wir uns
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