Wait for You
spüren. »Ich bin immer noch Jungfrau.« Ich zwang mich, die Augen wieder zu öffnen. »Dort hat er mich nicht berührt. So… hat er mich nicht vergewaltigt.«
Cam starrte mich an, und ich konnte den Moment erkennen, in dem er verstand. Seine Augen blitzten. Seine Hände ballten sich in seinem Schoß zu Fäusten. Der Muskel an seinem Kinn zuckte schneller. »Hurensohn«, sagte er mit zusammengepressten Lippen. »Du warst vierzehn , und er hat dir das angetan?«
»Ja.« Mein Magen verkrampfte sich immer mehr.
Wieder verging ein Moment, dann fuhr Cam sich mit den Händen durch die Haare. »Scheiße. Avery. Ich hatte etwas vermutet. Ich hatte vermutet, dass dir etwas in dieser Art zugestoßen ist.«
Ich schlang die Arme um mich. »Hast du?«
Er nickte. »Es hatte etwas damit zu tun, wie du dich manchmal verhalten hast. Wie nervös du sein konntest. Aber ich hatte gehofft, dass es nicht so schlimm wäre. Und als du mir erklärt hast, du wärst noch Jungfrau, fühlte ich mich bestätigt.«
Das war eine nachvollziehbare Schlussfolgerung.
»Avery, es tut mir so leid. Du hättest niemals so etwas durchmachen müssen, besonders nicht in diesem Alter…« Er biss die Zähne zusammen. Wieder wirkte er, als wolle er aufstehen, aber dann hielt er sich zurück. »Bitte erzähl mir, dass der Wichser dafür im Knast sitzt.«
»Jetzt schon.« Ich konzentrierte mich auf den stumm geschalteten Fernseher. »Das ist eine lange Geschichte.«
»Ich habe Zeit.« Als ich nichts sagte, ergriff er mit angespannter Stimme wieder das Wort. »Was noch, Avery? Bitte rede mit mir, weil ich kurz davorstehe, einen Flug nach Texas zu buchen und den Wichser umzubringen.«
Ich rutschte auf dem Sessel nach hinten und zog meine Knie an die Brust. In dem Wissen, dass ich Cam alles schuldete, holte ich Luft. »Nachdem er fertig war, schien er nicht mal zu ahnen, dass er etwas falsch gemacht hatte. Er ließ mich einfach dort auf der Couch liegen. Als ich aufstehen konnte, wusste ich, dass ich es jemandem sagen musste. Dass ich ins Krankenhaus musste. Ich hatte solche…« Ich presste die Augen zu, während ein Schauder über mich lief. Die Minuten nach Blaines Angriff waren für mich mindestens so entsetzlich gewesen wie die eigentliche Vergewaltigung. »Ich konnte meine Freundinnen nicht finden, aber ich fand meine Handtasche. Letztendlich bin ich einfach gegangen und durch die Straßen gelaufen, bis mir einfiel, dass ich mein Handy dabeihatte. Ich wählte den Notruf.«
Unfähig, noch länger zu sitzen, setzte ich meine Füße auf den Boden und stand auf. »Ich kam ins Krankenhaus, und sie haben mich untersucht. Die Polizei ist aufgetaucht. Ich habe ihnen erzählt, was passiert ist, und es war die Wahrheit.«
»Natürlich war es die Wahrheit«, sagte Cam, während sein Blick mir durch den Raum folgte.
»Bis die Polizei das Krankenhaus verlassen hatte, war die Party vorbei, aber Blaine war zu Hause. Sie nahmen ihn fest und brachten ihn aufs Revier. Ich ging nach Hause. Die nächsten zwei Tage ging ich nicht in die Schule, aber alle wussten, dass er verhaftet worden war und warum.« Ich hielt vor dem Fernseher an. »Und dann sind seine Eltern aufgetaucht.«
»Was meinst du damit?«
Ich fing wieder an, auf und ab zu laufen. »Seine Eltern und meine waren – sind – Country-Club-Kumpel. Es ging ihnen allen immer nur ums Image. Meine Mom und mein Dad haben mehr Geld, als sie sich je wünschen könnten, aber…«
Meine Kehle schnürte sich zu, und meine Sicht verschwamm. »Die Fitzgeralds haben meinen Eltern einen Deal angeboten. Wenn ich die Anzeige zurückzöge und den Mund über das hielte, was passiert war, würden sie mir und meinen Eltern eine unglaubliche Stange Geld zahlen.«
Cams Nasenflügel bebten. »Und deine Eltern haben ihnen gesagt, sie sollen es sich sonst wohin schieben, richtig?«
Ich lachte, aber es klang eher wie ein Schluchzen. »Sie zeigten meinen Eltern das Bild, das jemand auf der Party von uns gemacht hatte, und erklärten, dass niemand dem ›nuttigen Kostüm auf seinem Schoß‹ glauben würde, wenn die Sache vor Gericht ginge. Meine Eltern wollten sich nicht mit einem Skandal auseinandersetzen. Sie wollten ihre Ruhe, also haben sie zugestimmt.«
»Heilige Scheiße«, flüsterte Cam rau.
»Es ging alles so schnell. Ich konnte einfach nicht glauben, was meine Eltern da von mir verlangten. Sie hatten vorher eigentlich nicht mit mir darüber geredet, aber sie… sie hatten sich solche Sorgen darum gemacht, was die
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