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WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)

WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)

Titel: WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa McMann
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Hände.
    Nach dem Mittagessen verlässt sie die Toilette und geht in die nächste Klasse. Unterwegs holt sie sich ein Snickers.
    Noch zwei Wochen später machen Melinda Jeffers und ihre reichen Freundinnen Würgegeräusche, wenn sie Janie im Gang begegnen.

15. Juni 2005
     
    Janie ist siebzehn. Sie schuftet sich zu Tode und nimmt so viele Schichten an wie möglich.
    Der alte Mr Reed im Pflegeheim liegt im Sterben.
    Seine Träume werden häufig und schrecklich.
    Er wacht nicht so leicht auf.
    Während sein Körper immer mehr dahinschwindet, wird der Sog seiner Träume gespenstisch stark. Wenn seine Tür jetzt offen steht, kann Janie diesen Flügel nicht betreten.
    Damit hat sie nicht gerechnet.
    Also stellt sie bei jeder Schicht eine seltsame Bitte. »Wenn ihr den Ostflügel übernehmt, mache ich den Rest.«
    Die anderen Pfleger glauben, sie hat Angst, Mr Reed sterben zu sehen.
    Aber das macht Janie nichts aus.

21. Juni 2005, 21:39 Uhr
     
    Das Heather-Heim ist knapp an Personal. Es ist Sommer. Drei Patienten liegen im Sterben. Zwei haben Alzheimer. Einer träumt, weint und schreit.
    Jemand muss die Bettpfannen leeren. Die Nachtmedikamente verteilen. Die Zimmer für den Tag herrichten.
    Janie nähert sich vorsichtig. Sie steht im Westflügel, schaut in den Ostflügel und versucht, ihn sicheinzuprägen. An der rechten Seite sind fünf Türen und sechs Handläufe. Die letzte Tür auf der rechten Seite führt in das Zimmer von Mr Reed. Zehn Schritte weiter ist eine Wand und dann kommt der Notausgang.
    Manchmal steht ein Wagen zwischen Tür drei und vier. Manchmal sammeln sich vergessene Rollstühle zwischen Tür eins und zwei an. Im Ostflügel steht auch häufig eine Bahre, aber meist auf der linken Seite. Janie muss einen Überblick haben, bevor sie den Gang betritt, egal an welchem Tag. Denn an manchen Tagen, eigentlich an den meisten, laufen die Leute völlig planlos umher. Und Janie will nicht in jemanden hineinlaufen, falls sie nichts mehr sehen kann.
    Heute Abend ist niemand im Gang. Janie hat gesehen, dass die Silva-Familie in Zimmer vier zu Besuch gekommen ist. Sie überprüft das Verzeichnis und stellt fest, dass sie schon wieder weg sind. Es sind keine weiteren Besucher vermerkt. Es wird spät. Janie muss ihre Arbeit tun oder sie wird gefeuert.
    Sie betritt den Ostflügel, hält sich am Geländer fest und sinkt fast in die Knie.

21:41 Uhr
     
    Der Schlachtlärm ist überwältigend. Sie versteckt sich mit Mr Reed in einem Schützenloch an einemStrand, der mit Leichen übersät und blutgetränkt ist. Die Szene ist Janie so vertraut, dass sie die Gespräche – und sogar den Einschlag der Kugeln – auswendig kennt. Und es endet immer auf die gleiche Weise, mit zerschmetterten Armen und Beinen, Knochen, die unter den Füßen splittern, und Mr Reeds Körper, der in winzige Stücke zerbricht, wie ein Stück Käse, das zerrieben wird, oder wie ein Leprakranker, der sich auflöst.
    Janie versucht, normal den Gang entlangzugehen, indem sie sich am Handlauf festhält. Sie kann sich nicht stark genug konzentrieren, um die Türen zu zählen, so intensiv ist der Traum. Sie geht weiter, tastend, bis sie an die Wand stößt. Sie verliert das Gefühl in Fingern und Füßen. Sie will, dass es aufhört. Sie geht acht, zehn, vielleicht zwölf Schritte zurück und fällt vor Mr Reeds Tür auf den Boden. Ihr Kopf dröhnt, als sie Mr Reed in die Schlacht folgt.
    Sie will die Tür finden, um sie zu schließen. Sie versucht es, doch sie kann nichts fühlen. Sie weiß nicht, ob sie etwas berührt oder nicht. Sie ist gelähmt. Taub. Verzweifelt.
    Am blutigen Strand sieht Mr Reed sie an und winkt ihr, ihm zu folgen. »Hier hinter!«, sagt er. »Hier sind wir sicher.«
    »Nein!«, versucht sie zu schreien, aber es ertönt kein Laut. Sie kann seine Aufmerksamkeit nicht erringen. Nicht dorthin! Sie weiß, was passieren wird.
    Zuerst fallen Mr Reeds Finger ab.
    Dann Nase und Ohren.
    Er sieht Janie an.
    Wie immer.
    Als ob sie ihn betrogen hätte.
    »Warum hast du mir das nicht gesagt?«, flüstert er.
     
    Janie kann nicht sprechen, kann sich nicht bewegen. Wieder und wieder kämpft sie, hat das Gefühl, als würde ihr jeden Moment der Kopf platzen. Stirb doch einfach, alter Mann! , würde sie am liebsten schreien. Ich kann einfach nicht mehr! Sie weiß, dass es fast vorbei ist.
     
    Doch da ist noch mehr. Etwas Neues.
    Als seine Füße an den Knöcheln abbrechen und er auf seinen Beinstümpfen stolpert, dreht sich Mr Reed zu ihr um.

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