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WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)

WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)

Titel: WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa McMann
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Seine Augen sind vor Angst geweitet und die Schlacht tobt um ihn herum. »Komm näher«, sagt er. Er schiebt ihr das Gewehr in die Arme. Dabei bricht sein Arm an der Schulter ab und zerkrümelt wie Pulver auf dem Strand. Dann beginnt er zu weinen. »Hilf mir, Janie, hilf mir!«
     
    Janie reißt die Augen auf. Sie sieht den Feind, aber sie weiß, dass dieser sie nicht sehen kann. Sie ist in Sicherheit. Sie sieht Mr Reed in die flehenden Augen.
    Hebt das Gewehr.
    Legt an.
    Und drückt ab.

22:59 Uhr
     
    Als der dröhnende Gefechtslärm in Mr Reeds Traum abrupt verstummt, findet Janie sich zusammengekrümmt auf einer Bahre im Gang des Ostflügels wieder. Sie blinzelt, ihr Sehvermögen kehrt langsam zurück, und sie erkennt, dass zwei Pfleger des Heather-Heims sie ansehen. Mit klopfendem Herzen setzt sie sich halb auf.
    »Vorsichtig, Janie, Liebes«, beruhigt sie eine Stimme. »Du hattest eine Art Anfall oder so. Wir sollten auf den Arzt warten, ja?«
    Janie legt den Kopf schief und lauscht auf das leise Piepen. Einen Augenblick später hört sie es.
    »Der alte Mr Reed ist tot«, sagt sie heiser. Dann sinkt sie auf die Bahre zurück und verliert das Bewusstsein.

22. Juni 2005
     
    »Wir müssen ein paar Tests machen. Und eine CT«, sagt der Arzt.
    »Nein, vielen Dank«, lehnt Janie höflich, aber bestimmt ab.
    Der Arzt sieht Janies Mutter an. »Mrs Hannagan?«
    Janies Mutter zuckt die Schultern, sieht aus dem Fenster und spielt mit zittrigen Fingern am Reißverschluss ihrer Handtasche.
    Aufgebracht seufzt der Arzt. »Ma’am«, versucht er es erneut. »Was ist, wenn sie einen Anfall hat, während sie Auto fährt? Oder über eine Straße geht? Das sollten Sie bitte bedenken!«
    Mrs Hannagan schließt die Augen.
    Janie räuspert sich. »Können wir gehen?«
    Der Arzt sieht Janie prüfend an, dann schaut er zu ihrer Mutter, die den Blick gesenkt hat. »Natürlich«, sagt er sanft. »Können Sie mir etwas versprechen? Nicht nur für Ihre eigene Sicherheit, sondern auch für die von anderen Verkehrsteilnehmern – bitte fahren Sie nicht mit dem Auto.«
    Es wird nicht passieren, wenn ich fahre , würde sie ihm gerne versichern, nur damit er sich nicht so große Sorgen macht. »Natürlich. Ich verspreche es. Wir haben sowieso kein Auto.«
    Mrs Hannagan steht auf. Janie ebenfalls. Auch der Arzt erhebt sich. »Rufen Sie in unserem Büro an, falls so etwas noch einmal passiert, ja?« Er streckt Janie die Hand hin, die sie schüttelt.
    »Ja«, lügt Janie. Sie gehen zurück ins Wartezimmer.
    Janie schickt ihre Mutter zur Bushaltestelle vor. »Ich komme gleich nach«, erklärt sie.
    Ihre Mutter verlässt das Büro. Janie zahlt die Rechnung. Einhundertzwanzig Dollar von ihrem Ersparten für das College. Sie will sich gar nicht vorstellen, wie teuer eine CT gewesen wäre. Und sie hat nicht die Absicht, auch nur einen Cent mehr zu bezahlen, nur um von jemandem zu hören, dass sie verrückt ist.
    Diese Meinung kann sie auch umsonst bekommen.
     
    Janie wartet darauf, dass ihre Mutter fragt, was eigentlich los gewesen ist. Aber genauso gut könnte sie darauf warten, dass auf dem Mond Blumen wachsen. Janies Mutter interessiert sich einfach für gar nichts, was mit Janie zu tun hat. Sie war ihr immer egal.
    Das ist verdammt traurig.
    Findet Janie zumindest.
    Aber manchmal ist es auch verdammt praktisch.

28. Juni 2005
     
    Wenn ein Arzt einem Teenager sagt, dass er nicht Auto fahren soll, dann wird genau das auf einmal furchtbar wichtig. Nur um zu beweisen, dass er unrecht hat.
    Janie und Carrie besuchen Stu in der Werkstatt. Er sieht sie kommen und sagt: »Da ist sie ja, die Kleine.« Er nennt Janie »Kleine«, was komisch ist, denn Janie ist zwei Monate älter als Carrie.
    Janie nickt lächelnd. Sachte streicht sie mit der Hand über die Motorhaube, spürt die Kurven. Sie hat die Farbe von Buttermilch. Sie ist älter als Janie. Und sie ist wunderschön.
    Stu gibt Janie die Schlüssel und Janie zählt eintausendvierhundertfünfzig Dollar in bar ab. »Sei gut zuihr«, mahnt Stu wehmütig. »Ich habe angefangen, an diesem Auto zu arbeiten, als sie siebzehn war und ich dreizehn. Jetzt schnurrt sie wieder.«
    »Das werde ich«, lächelt Janie. Sie steigt in den 77er Nova und startet den Motor.
    »Sie heißt Ethel«, fügt Stu ein wenig verlegen hinzu.
    Carrie drückt Stus ölverschmierte Hand. »Janie ist wirklich eine gute Fahrerin. Sie ist schon oft mit meinem Auto gefahren. Sie wird Ethel gut behandeln.« Sie küsst ihn flüchtig auf

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