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WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)

WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)

Titel: WAKE - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa McMann
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geht immer schneller …
     

30. August 2004
     
    Es ist der erste Schultag. Janie und Carrie sind jetzt in der Oberstufe. An ihrer Straßenecke warten sie auf den Bus. Mit ihnen zusammen warten ein paar andere Highschool-Kids. Manche sind aufgeregt. Manche sind furchtbar klein. Janie und Carrie ignorieren die Neulinge.
    Der Bus hat Verspätung. Zu Carl Strumhellers Glück hat er noch mehr Verspätung als er selber. Janie und Carrie kennen Carl – seit der neunten Klasse hat er nichts als Ärger. Vor dieser Zeit kann sich Janie nicht an ihn erinnern – Gerüchten zufolge ist er sitzen geblieben und deshalb in ihre Klassenstufe gekommen. Er kam oft zu spät. Sah ständig zugedröhnt aus. Jetzt scheint er fünfzehn Zentimeter größer zu sein als im Frühling. Sein blauschwarzes Haar hängt ihm in strähnigen Locken vor den Augen, und er läuft mit hängenden Schultern, als ob er lieber kleiner wäre. Er steht abseits, mit einer Zigarette im Mund.
    Zufällig begegnet Janies Blick dem seinen und sie nickt ihm grüßend zu. Schnell sieht er auf den Boden, bläst Rauch von den Lippen, wirft die Zigarette auf den Boden und tritt sie in den Dreck.
    Carrie stupst Janie in die Rippen. »Sieh mal an, dein neuer Freund!«
    Janie verdreht die Augen. »Benimm dich anständig, ja?«
    Carrie betrachtet ihn aufmerksam, solange er nicht hinsieht. »Na ja, sein Pickelgesicht ist während des Sommers wohl besser geworden. Ist vielleicht aber nur hinter der schicken neuen Frisur versteckt.«
    »Hör auf!«, zischt Janie. Sie muss kichern und hat deswegen ein schlechtes Gewissen. Aber sie sieht ihn an. Seinen Klamotten nach muss er wohl genauso bettelarm sein wie Janie. »Er ist einfach ein Einzelgänger. Und ein stiller Typ.«
    »Eher ein Kiffer, der gern mit dir ginge.«
    Janie kneift die Augen zusammen und wird ernst. »Carrie, hör auf! Ich meine es ernst. Du wirst schon so gemein wie Melinda!« Janie wirft einen Blick auf Carl. Seine Jeans sind zu kurz. Sie weiß, wie es ist, wenn man aufgezogen wird, weil man sich keine coolen Klamotten leisten kann. Sie spürt den Drang, ihn zu verteidigen. »Wahrscheinlich leben seine Eltern von der beschissenen Sozialhilfe, wie meine Mutter.«
    Carrie wird still. »Ich bin nicht wie Melinda.«
    »Warum hängst du dann mit ihr herum?«
    Carrie zuckt mit den Achseln und denkt eine Weile darüber nach. »Keine Ahnung. Weil sie reich ist, wahrscheinlich.«Endlich kommt der Bus. Wegen der vielen Haltestellen braucht er für die knapp acht Kilometer bis zur Schule glatte fünfundvierzig Minuten. Oberstufenschüler wie Janie und Carrie werden nach den ungeschriebenen Busgesetzen als hochrangig eingestuft, daher sitzen sie hinten im Bus. Carl geht an ihnen vorbei und lässt sich in den Sitz hinter ihnen fallen. Janie spürt, wie er die Knie gegen ihre Lehne drückt. Sie späht durch den Spalt zwischen ihrer Lehne und dem Fenster. Carl hat das Kinn in die Hand gestützt, die von den fettigen Locken fast verdeckten Augen geschlossen.
    »Mist«, murmelt Janie leise.
    Glücklicherweise träumt Carl Strumheller nicht.
    Jedenfalls nicht im Bus.
    Und auch nicht in der Chemiestunde.
    Oder in Englisch.
    Und auch sonst niemand. Nach dem ersten Schultag kehrt Janie erleichtert nach Hause zurück.

16. Oktober 2004, 19:42 Uhr
     
    Carrie und Stu klopfen an Janies Fenster. Sie öffnet es einen Spalt. Stu hat sich mit einer dünnen, schwarzen Lederkrawatte herausgeputzt und Carrie trägt ein aufreizendes schwarzes Kleid mit einem Schal und einer entsetzlich großen Ansteck-Orchidee.
    »Ich habe Licht bei dir gesehen«, erklärt Carrie den ungewöhnlichen Besuch. »Komm mit uns zum Abschlussball,Janers! Wir bleiben auch nicht lange! Bitte!«
    Janie seufzt. »Du weißt doch genau, dass ich nichts anzuziehen habe.«
    Carrie hält ein silbernes Spaghettiträgerkleid hoch. »Hier – ich bin sicher, das passt dir. Ich habe es von Melinda. Ich wette, sie stirbt, wenn sie sieht, dass du es trägst und nicht ich. Und ich habe auch passende Schuhe dazu.« Carrie grinst bösartig.
    »Ich habe mir nicht die Haare gewaschen und so.«
    »Du siehst gut aus, Janie«, bemerkt Stu. »Komm schon. Lass mich nicht den ganzen Abend mit einem Haufen hohlköpfiger Teenies herumsitzen. Hab Mitleid mit einem alten Mann!«
    Janie grinst, Carrie schlägt Stu auf den Arm.
    An der Tür nimmt Janie das Kleid entgegen und geht zehn Minuten später zu Carrie hinüber.

21:12 Uhr
     
    Janie trinkt ihren dritten Becher Punsch, während Stu und

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