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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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herausgebracht.«
    Morgenstern schüttelte ungläubig den Kopf. » Sie haben ihm den Karabiner seines Großvaters gegeben. Und es ist auch kein Zufall, dass Jonas seinen Zivildienst im Heilig-Geist-Spital macht, nicht wahr? Er wollte ganz nah an Anton Bruckmair herankommen.«
    Die alte Frau deutete ein Lächeln an.
    »Haben Sie ihn heute Nachmittag getroffen, auf dem Volksfest?«, fragte Morgenstern.
    »Selbstverständlich. Ein fleißiger Junge. Er sammelt Überstunden, damit er viel Zeit hat, um nach Jamaika zu fliegen. Er hilft sogar beim Nachtdienst mit.«
    »Jamaika«, wiederholte Morgenstern. »Er hat mir davon erzählt. Wissen Sie, wo er jetzt im Moment ist?«
    Walburga Zinsmeister nickte stumm.
    »Ist er im Spital?«
    Doch die alte Frau legte drei Finger der rechten Hand an die Lippen und machte eine Drehbewegung, als würde sie ihren Mund mit einem imaginären Schlüssel für immer versperren.
    »Wenn Sie nicht mehr mit mir reden wollen, Frau Zinsmeister, dann ist das Ihre Entscheidung. Ich weiß, was ich wissen muss, ab hier übernimmt der Staatsanwalt«, sagte Morgenstern ruhig. »Aber eine allerletzte Frage habe ich noch. Es geht um den Blumenstrauß, den Sie ins Grab von Matthias Schreiber geworfen haben. Wir haben ihn herausholen lassen. Seither frage ich mich, was dieser große Strauß eigentlich sollte.«
    »Wenn’s recht ist, gehe ich jetzt ins Bett«, entgegnete Walburga Zinsmeister, ohne auf seine Frage einzugehen. »Es war ein langer Tag für mich. Ein sehr langer Tag.«
    Sie stand auf und ging durch den Gang ins rückwärts gelegene Schlafzimmer. Bevor sie die Tür öffnete, drehte sie sich noch einmal um. »Die Schnur für die Blumen … das Seil … Sie hätten es im Grab lassen sollen. Ich habe damals einen amerikanischen Offizier darum gebeten, und er hat es mir gebracht. Ich habe es zerschnitten. Die andere Hälfte habe ich noch.« Damit verschwand sie in ihrer Kammer.
    Auf ein Zeichen von Morgenstern nahm eine der Polizistinnen einen Stuhl und postierte sich auf dem Gang.
    »Zum Frühstück bin ich wieder da. Ich bringe Semmeln mit«, versprach Morgenstern, dann trat er hinaus in die neblige Nacht und stieg in seinen Wagen. Tief unter ihm lag die Stadt in tiefem Schlaf. Der Schlaf der Gerechten, dachte Morgenstern.
    Nacheinander schlugen mehrere Glocken die Stunde: Halb vier, meldete erst der Rathausturm, dann der Kirchturm von St. Walburg, anschließend der Dom und zuletzt die Spitalkirche. Morgenstern hatte, als er nach Eichstätt gekommen war, eine Weile gebraucht, bis er sich an das ständige Glockenschlagen und unablässige Läuten gewöhnt hatte. Es gab Touristen, so hatte er sich sagen lassen, die sich dadurch in ihrer Nachtruhe gestört fühlten. Das, dachte er, waren wohl dieselben Leute, die gegen krähende Hähne auf Bauerndörfern prozessierten oder gegen quakende Frösche im Teich des Nachbarn.
    Morgenstern traf eine Entscheidung. Vom Handy aus rief er seinen Kollegen Peter Hecht in Schrobenhausen an, informierte ihn über die neuesten Erkenntnisse und beorderte ihn nach Eichstätt.
    »Jetzt, mitten in der Nacht!«, zeigte sich Hecht einigermaßen fassungslos.
    »Ich habe irgendwie ein ungutes Gefühl. Ich muss das sofort klären«, erwiderte Morgenstern. »Noch etwas: Bring dieses Seilstück mit, das wir aus dem Grab gefischt haben.«
    Dann fuhr er die steile Straße hinab. Dunkel erhob sich vor ihm der Turm der Spitalkirche wie ein mahnender Finger.
    Das städtische Alten- und Pflegeheim lag zwischen der Bundesstraße 13 und der Altmühl. Seine Wurzeln reichten bis ins 14. Jahrhundert zurück, und schon seit dieser Zeit gehörte zu dem großen, immer wieder erweiterten Gebäudekomplex eine stattliche Kirche, die nahtlos in den eigentlichen Wohnbereich überging. Das Seniorenheim war vor einiger Zeit durch einen großen, orange gestrichenen Neubau ergänzt worden, und die Raumaufteilung hatte man in der Stadt lebhaft diskutiert. Die Fenster der Seniorenzimmer wandten sich nämlich nicht etwa dem idyllischen, ruhigen Altmühlufer zu, sondern der Bundesstraße mit ihrem unablässig dröhnenden Verkehr. Die Bewohner, so hatten die Architekten erklärt, wollten beim Blick aus dem Fenster reges Treiben sehen – und sei es auch nur der Dauerstau auf der B 13. Gegen den Unterhaltungswert eines täglichen Verkehrsinfernos kämen ein paar Enten, Schwäne und Kanufahrer auf der Altmühl nicht an.
    Morgenstern stellte den Landrover hinter einer Mauer neben der Bundesstraße ab und

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