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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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sich dieser Altlast entledigte. Am besten gleich in der kommenden Woche, wenn seine Familie im Urlaub war.
    »Gottfried Zinsmeister hat mir allerdings nicht den Eindruck gemacht, als ob er von seinem Vater gewusst hätte«, wandte Morgenstern ein. »Er hat Rotz und Wasser geheult.«
    »Das heißt gar nichts«, sagte Fiona nüchtern. »Ich kenne Frauen, die auf Kommando weinen können und damit jeden von euch Männern um den Finger wickeln. Warum sollte das nicht auch mal ein Mann können, vor allem dann, wenn es für ihn um die Wurst geht?«
    »Du meinst also, wir sollten Gottfried Zinsmeister in die Mangel nehmen?«
    »Ich würde ihn gründlich beobachten. Wenn er es war, dann wird er schleunigst mit seiner Mutter Kontakt aufnehmen. Er wird mit ihr sprechen wollen, jetzt wo er weiß, dass sie sich für ihn opfert, meinst du nicht auch?«
    »Stell dir mal vor, auf die Idee ist der Spargel auch schon gekommen, der alte Fuchs. Und was hat der schlaue Kerl deswegen organisiert? Eine hochoffizielle Telefonüberwachung. War gar kein Problem, schließlich hat sich die Frau eines Mordes bezichtigt. Der Apparat von Frau Zinsmeister wird schon seit einer Stunde abgehört. Falls Gottfried Zinsmeister seinem Herzen Luft macht, haben wir ihn.« Morgenstern klappte die Handflächen nach Art einer eisernen Falle zusammen. »Schnapp!«

SONNTAG
    Das Handy auf dem Nachtkästchen klingelte. Schlaftrunken schaute Morgenstern auf den Wecker: zwei Uhr fünfzehn. Wer um alles in der Welt drangsalierte ihn zu dieser irrwitzigen Stunde?
    »Was gibt’s?«, muffelte er grußlos ins Telefon. Es war eine der jungen Polizeibeamtinnen, die bei Walburga Zinsmeister Dienst schob. Morgenstern war sofort hellwach.
    »Es ist gerade etwas Komisches passiert. Frau Zinsmeister ist mitten in der Nacht aufgestanden. Sie hat gesagt, dass ihr kalt ist und dass sie ihren Küchenherd anschürt. Ich habe mir erst nichts dabei gedacht. Aber dann hab ich doch mal genauer nachgeschaut, was sie so treibt. Und da habe ich sie erwischt, wie sie versucht hat, ein Schreibheft zu verbrennen. Ist wohl ein Tagebuch oder so etwas in der Art.«
    »Und?«, bellte Morgenstern ins Handy. »Haben Sie das Heft gerettet?«
    »Es ist ein bisschen angekokelt, aber ansonsten heil geblieben. Ich konnte es zum Glück mit dem Schürhaken aus dem Ofenloch ziehen.«
    »Und was sagt Frau Zinsmeister dazu?«
    »Gar nichts. Sie sitzt in der Küche und starrt stumm vor sich hin.«
    »Ich komme! In fünf Minuten bin ich da«, versprach Morgenstern und schlüpfte bereits in seine Jeans. »Und geben Sie das Heft auf keinen Fall mehr aus der Hand.«
    Röhrend jagte der alte Landrover die steile, schmale Straße zum Frauenberg hoch. Es hatte am Abend noch einmal kurz geregnet; jetzt hing dünner Herbstnebel im Tal.
    Die Stadt war um diese Uhrzeit wie ausgestorben. Nur ganz am Ende der Straße, im Erdgeschoss von Walburga Zinsmeisters Häuschen, brannte Licht. Es war ein kaltes, hartes, unbarmherziges Neonlicht, ausgestrahlt von einer kreisrunden Röhre, die über dem Küchentisch an der Decke hing. Als Morgenstern eintrat, saß Walburga Zinsmeister immer noch reglos auf ihrem Stuhl.
    In der Küche roch es nach Rauch, vor dem Ofen lagen ein Häufchen Asche und angesengte zerknüllte Zeitungsseiten des Eichstätter Kurier. Zum Glück hatte die alte Frau anscheinend nichts für einen ordentlichen Kaminanzünder übrig. Altes Zeitungspapier taugte nicht als Brandbeschleuniger, das wusste Morgenstern von seinen Lagerfeuern.
    »Gute Arbeit«, lobte er die beiden Kolleginnen und wandte sich Walburga Zinsmeister zu. »Dann wollen wir mal sehen, was hier gar so geheim ist, dass es niemand in die Finger bekommen darf. Offenbar hat unsere Gondelfahrt nicht lange genug gedauert, damit Sie uns die ganze Wahrheit sagen. Zur Not wäre ich auch noch ein paar Runden mehr gefahren.«
    Walburga Zinsmeister schwieg.
    »Sie müssen natürlich nichts sagen«, stellte Morgenstern klar. »Aber es würde Ihnen bestimmt guttun, Ihr Gewissen zu erleichtern.«
    Es blieb beim frostigen Schweigen.
    Die Polizistin reichte Morgenstern das Heft: ein Büchlein im DIN-A 4-Format mit dunkelblauem Einband und linierten Seiten. Eng beschriebenen Seiten, nur durch Datumsangaben unterbrochen.
    Morgenstern erkannte die Schrift wieder – erst gestern Vormittag hatte er ihr im Kloster nachgespürt, nur waren die Einträge dort verschlüsselt gewesen und das Unausgesprochene zwischen den Zeilen mehr zu ahnen als zu lesen gewesen.
    Er

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