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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zauber war ausgezeichnet.
    Sie hielten den Mantel an je zwei Ecken und warfen ihn über Eve. Nach einem Augenblick fiel sie zu Boden und ergriff ebenfalls den Mantel. »Helft Imbri!«, drängte sie.
    Es war höchste Zeit, denn Imbri war schon fast ans klaffende Maul im Stamm des Schlingerbaums gezogen worden. Die Spiegel hatte der Baum beiseite gezogen, damit er in seiner ganzen Entsetzlichkeit sichtbar war.
    Alle Tentakel, die Imbri hielten, schwangen im Gleichtakt vor und zurück, um die Tagmähre in den Gierschlund zu schleudern. Forrest und die Zwillinge eilten heran und warfen mit aller Kraft den Mantel.
    Er segelte über die Mähre hinweg ins Maul des Baumes. O nein!
    Knirschend schlossen sich die Kiefer. Ein Mahlgeräusch ertönte. Der Mantel war verschlungen worden.
    Nun standen sie entblößt vor dem Baum, der sie sofort bemerkte. »Da seid ihr!«, knarzte er. »Nun werde ich… werde ich…«
    »Ist die Stunde schon vorbei?«, fragte Imbri.
    »Ich glaube nicht.« Denn der Mantelzauber benötigte eine Stunde, um sich wieder aufzuladen. Sie mussten selbst einen Weg herausfinden, wenn sie entkommen wollten.
    »Er scheint sehr unsicher zu sein«, stellte Imbri fest. »Lasst mich sehen, ob ich in sein Gemüsegehirn vordringen kann.«
    Während sie warteten, peitschten die Tentakel träge hin und her.
    »Warum greift er uns nicht an?«, sprach Dawn erschauernd aus, was alle dachten.
    »Vielleicht ist ihm die Decke nicht bekommen?«, überlegte Eve.
    Dann begriff Imbri, was geschehen war: »Er hat sein Maul vergessen!«, rief sie in einem kleinen Traum aus. »Er kann uns nicht fressen, weil er nicht mehr weiß, wie!«
    »Der Mantel hat uns also doch noch gerettet«, sagte Forrest erleichtert.
    Langsam entfernten sie sich, während der Schlingerbaum sich mit seinen eigenen Problemen befasste. Er wusste, dass er etwas tun wollte, bekam aber nicht heraus, was es war. Sonderlich scharf war sein hölzerner Verstand ohnehin nicht, und er konnte sich nur schlecht auf mehr als eine Sache auf einmal konzentrieren. Deshalb entkamen sie ihm, aber nur knapp.
    Als sie den Rand der Lichtung erreichten, war der Baum nach wie vor abgelenkt. Gemeinsam seufzten sie erleichtert auf.
    »Und von diesem Golemkönig sollten wir uns auch fernhalten«, murmelte Dawn.
    Forrest blickte umher. Dichte, verflochtene Dornbüsche umgaben die Lichtung; einige Pfade führten hindurch. Über dem Tal reckte sich drohend die gewölbte andere Seite von Torus und spannte sich wie ein massiver Regenbogen von Norden nach Süden. Bei ihrem Anblick befiel Forrest ein Schwindel, als müsste er jeden Moment abstürzen und hinunterfallen, deshalb zwang er seine Augen zum Boden zurück. Die Mädchen, die seinem Blick folgten, wirkten ähnlich benommen.
    »Nur aus Neugierde«, begann Dawn.
    »Warum hast du nicht das versteinerte Holz benutzt, um den Baum abzuschrecken?«, vollendete Eve die Frage.
    Hoppla! Forrest hatte eine Antwort parat: »Auf die Idee bin ich nicht gekommen.«
    »Wir anderen auch nicht«, sagte Imbri betont.
    Sie folgten einem der Pfade. Er diente dazu, Beute auf die Lichtung des Schlingerbaums zu locken, aber es war ein Zweibahnweg. Nach einiger Zeit führte er sie zu einem Dorf.
    »Wollen wir überhaupt noch anderen Leuten begegnen?«, fragte Forrest die anderen.
    »Ist die Stunde schon vorüber?«, entgegnete Dawn.
    »Nun, fast, glaube ich.«
    »Dann könnten wir den Mantel wieder benutzen, falls wir wieder in Schwierigkeiten geraten. Wir sollten uns mit Leuten unterhalten. Wenn ich einen von ihnen berühre, erfahren wir sehr viel.«
    Eine gute Idee, denn während Ida nach Imbris Aussage nicht weit war, wussten sie doch nicht, in welche Richtung sie gehen sollten. Die Dorfbewohner konnten ihnen vielleicht weiterhelfen.
    Als sie den Dorfplatz erreichten, flatterte dort im Wind ein Banner, auf dem LEERTAG stand.
    »Leertag?«, fragte Imbri. »Was soll das sein? Ein lokaler Festtag? Aber niemand scheint hier zu feiern.«
    Eve sprach einen bleichhäutigen Dörfler an. »Entschuldige, guter Mann«, sagte sie freundlich. »Was feiert ihr denn?«
    Er sah sie finster an. »Nichts!«
    »Aber ihr habt doch dieses Banner aufgehängt.«
    »Es ist Leertag. Er ist leer. Am Leertag haben wir nichts zu tun. Wir verabscheuen ihn.«
    »Dann sollten wir dir vielleicht etwas Gutes zu tun geben«, meinte Eve. »Das könnte dir den Tag retten.«
    »Was soll das sein?«, fragte der Mann mürrisch.
    »Einer Gruppe von Fremden zu helfen, Ida zu finden, die Frau

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