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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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wieder ins Wasser. »Ja, das ist sie, und sie wohnt auf dem flachen Felsen. Jeden Tag geht sie am funkelnden Bach Wasser holen.« Sie erhob sich und nahm wieder seine Hand. Was hatte sie diesmal vor?
    »Woher weißt du eigentlich über die Lebewesen auf der Insel Bescheid?«, erkundigte sich Forrest. »Das ist doch Dawns Talent.«
    »Nicht ganz«, erwiderte Dawn. »Unsere Talente überschneiden sich ein wenig. Ich kann dir nicht nur alles über ein Lebewesen erzählen, ich weiß auch, was es am Leibe trägt, wo es wohnt und welches Wetter es hat, auch wenn diese Dinge unbelebt sind; aber sie stehen mit dem Wesen in Beziehung, das ich untersuche. Ähnlich weiß Dawn über die Lebewesen Bescheid, die mit etwas Unbelebtem verbunden sind, wenn sie es ausforscht. Berühre ich einen Teich und sie einen Fisch im selben Gewässer, erfahren wir mehr oder weniger genau das Gleiche.«
    »Das klingt einleuchtend«, meinte auch Imbri.
    Forrest gab keine Antwort. Es war ihm höchst peinlich festzustellen, welch tiefe Einblicke die Zwillinge in seine Vergangenheit erlangt hatten. Bisher hatte er sie für provokante, aber im Grunde harmlose Geschöpfe gehalten; nun jedoch wurde er gewahr, dass sie alles erfuhren, was sie wissen wollten, ganz gleich, welcher Natur diese Kenntnisse waren. Vermutlich war selbst die gefürchtete Erwachsenenverschwörung des Schweigens für sie niemals ein Problem gewesen, auch wenn sie sich gewiss stets größte Mühe gegeben hatten, angemessen unschuldig zu erscheinen.
    »Was also tun, liebster Ratgeber?«, fragte Dawn strahlend.
    »Nun, da wir wissen, wo Ida ist, Forrest-Schätzchen«, fügte Eve dunkel hinzu und kniff ihm in die Hand.
    »Wir gehen zu ihr«, antwortete er schroff. »Wir müssen unsere kleinen Kreuze benutzen.«
    »Ach, stellt euch nur vor, wir kommen nie von der Insel Niffen herunter«, sagte Dawn.
    »Und haben nichts zu tun, als bis in alle Ewigkeit dort zu leben und unsere Kinder aufzuziehen«, fügte Eve hinzu.
    »Für die wir gewiss ganz oft den Storch rufen müssen.«
    »Nachdem wir irgendwie die Mitarbeit eines widerspenstigen Fauns erlangt haben.«
    Imbri sandte ihnen einen kleinen Traum von zwei hübschen Nymphen, eine hell, die andere dunkel, die gemeinsam einen widerstrebenden Faun zu einem Liebesquell zerrten. Seine Hufe hinterließen Schleifspuren im Boden. Die Mähre genoss ganz offensichtlich die Art, mit der die Zwillinge Forrest unablässig in die Defensive drängten. Die Mädchen lachten auf; ihnen gefiel das treffende Bild.
    »Wir werden schon nicht auf der Insel festsitzen«, sagte er und versuchte, weder fasziniert noch mürrisch zu klingen. »Wir haben ja noch ein großes Kreuz übrig, und wenn wir mit Ida gesprochen haben, können wir wohl ohne Umweg nach Pyramid zurückkehren, um dort unsere Aufgabe weiterzuführen.«
    Die Mädchen tauschten erneut einen überflüssigen Blick aus. »Verlieren wir unsere Neckfertigkeit?«, fragte Dawn niemanden im Besonderen.
    »Oder verliert er seine Neckbarkeit?«, fragte Eve die gleiche Person. Einmal mehr drückte sie seine Hand.
    »Er möchte nur die Aufgabe hinter sich bringen«, entgegnete Forrest knapp, befreite seine Hand und nahm sein kleines Kreuz aus dem Rucksack.
    Die Mädchen zogen die Kreuze aus den Handtaschen. Forrest konnte nie genau sagen, was mit diesen Handtaschen geschah, wenn sie gerade nicht gebraucht wurden; dann schienen sie einfach zu verschwinden. Imbri benutzte die Zähne, um an ihr Kreuz zu kommen. Dann lösten sie fast gleichzeitig den Zauber aus und glitten über den See auf die Insel Niffen.
    Sie sah genauso aus, wie Eve sie beschrieben hatte. Der Strand war weiß, die Vegetation üppig und farbenprächtig. Und da schoss schon Niffy Gliff heran, die Greifen-Pegasus-Kreuzung mit dem Einhornhorn. Er fletschte bedrohlich die Zähne.
    »Wir sind keine Jäger!«, rief Imbri aus. »Wir sind Besucher von einer anderen Welt und müssen Ida sprechen.«
    »Wie-hie-hie?«, hakte Niffy nach.
    »Nun, eigentlich sind wir nicht ihre Freunde«, antwortete Imbri. »Aber wir kennen sie – oder besser gesagt, ihre Cousine auf der anderen Welt. Sie hat uns hierher geschickt, um Ida zu sprechen. Deshalb bin ich sicher, dass wir uns im gleichen Augenblick anfreunden, in dem wir uns begegnen.«
    Niffy überlegte und kam zu dem Schluss, die Erklärung reiche aus.
    »Wie-hie«, sagte er und übernahm die Führung.
    Sie folgten ihm einen hübschen Pfad entlang, der sich durch üppigen Bewuchs wand und an einem funkelnden

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