Wald-Schrat
das Haar herumwerfen?« Von diesen Spezialitäten der Nymphen waren Faune immer ganz besonders entzückt.
»Aber gewiss doch. Wie gefällt dir das?« Sie warf ihr Haar so heftig herum, dass es sie von den Füßen riss, und trat mit den bloßen Beinen auf ganz bezaubernde Weise um sich.
»Nun, vielleicht – « Dann wurde er Imbris Stirnrunzeln gewahr und bemerkte, dass er vom Thema abkam. Er musste mehr über die Umgebung erfahren und herausfinden, ob hier ein Hinweis auf Katrins Wahre Liebe zu finden war. »Wer ist deine Mutter?«
»Bria Messing. Von ihr habe ich meine metallische Natur geerbt. Sie besteht ganz aus Messing, ich nur zur Hälfte. Deshalb kann ich halb hart werden, aber das ist nicht mein Talent. Außerdem bin ich recht stark, durch mein Oger-Erbe, und nicht allzu helle.«
Etwas fügte sich zusammen. Über Forrests Kopf leuchtete eine Glühbirne auf, als wäre er in Xanth. »Ich glaube, du irrst dich, Astrid. Du bist nämlich helle. Ich vermute, dein Talent ist Leuchten.«
»Oh!«, rief sie und leuchtete plötzlich noch heller. »Ja, natürlich, das ist es! Jetzt weiß ich es auf einmal. Ach, ich danke dir, Faun!« Sie umarmte ihn und begann ihn zu küssen, und sie hatte nicht zu viel versprochen – unter ihrer metallisch glänzenden Schale war sie in der Tat sehr weich. »Jetzt bin ich halbwegs echt!«
»Gern geschehen«, sagte Forrest.
»Oh, ich werde dich küssen und wieder küssen, und vielleicht – «
»Dazu besteht keinerlei Veranlassung«, warf Imbri rasch ein.
Im Grunde hätte Forrest gegen eine kleine Abwechslung nichts einzuwenden gehabt, denn seit ihrer Ankunft auf Ptero hatte er mit keiner Nymphe mehr gefeiert. Andererseits hatte Imbri natürlich Recht: Sie mussten weitermachen.
Astrid eilte davon, um nach ihrem Gebiet zu suchen. Forrest und Imbri kehrten an die Linie zurück, die er in den Sand gekratzt hatte. Im Limbus hatten sie jedenfalls keine Hilfe gefunden. Wie sollten die Leute dort auch etwas über Katrins Wahre Liebe wissen, wenn sie keinerlei Erfahrung als Eventuelle besaßen?
Nach nicht allzu langer Zeit gelangten sie an einen kleinen Hain aus gewöhnlichen Trauerweiden. Eigentlich hätten sie ihn umgangen, doch weil sie fürchteten, die Richtung zu verlieren, durchschritten sie ihn geradewegs. Tränen rannen ihnen die Wangen hinab, wann immer sie die Zweige der todunglücklichen Bäume berührten. Schließlich gelangten sie auf eine Lichtung, und dort stand ein Zentaurenfohlen.
»Er ist noch jung«, flüsterte Imbri. »Vielleicht acht Jahre. Also kann er ins Hin gehen, sein Gebiet überschneidet sich mit Katrins. Acht Jahre ist kein allzu bedeutender Altersunterschied.«
»Ja. Das Liebes-Horn wusste, was es tat.« Dann kamen Forrest Zweifel. »Wenn er es überhaupt ist.«
»Er muss es sein. Sonst wären wir ihm nicht begegnet. Hier auf Ptero hat jede Begegnung ihren Grund.«
Das kam Forrest allerdings auch so vor. Behutsam näherten sie sich dem Zentauren, der in einem Kreis aus vierzehn kleinen Kreuzen stand, die senkrecht in den Boden geschlagen waren.
Er blickte ihnen entgegen. »He, wollt ihr Kreuzchen spielen?«, fragte er.
»Tatsächlich sind wir in einer ernsten Angelegenheit hier«, entgegnete Forrest. »Wir würden lieber mit dir sprechen.«
»Und ich will Kreuzchen spielen.«
Forrest beurteilte die Situation als dem Austausch von Diensten ähnlich. »Und was, wenn wir reden, während wir Kreuzchen spielen?«
»Ist gut.« Der Zentaur klang fast wie ein Menschenjunge seines Alters, was überraschend erschien, weil Zentauren in der Regel intelligenter und erwachsener sind als Menschen. Wie konnte er also die Wahre Liebe Katrins sein, die ihrem Wesen nach eine Zentaurin reinsten Wassers war?
»Also gut«, sagte Forrest, obwohl er befürchtete, dass es alles andere als gut sei. »Ich bin Forrest Faun, und meine Begleiterin ist Mähre Imbrium.«
»Und?«
»Und wie heißt du?«
»Ach so. Kontra.«
Wie passend. »Also gut, Kontra Zentaur, wir spielen Kreuzchen und unterhalten uns dabei. Aber du musst mir die Regeln erklären.« Imbri sollte das Spiel schweigend beobachten.
»Es geht so«, begann Kontra. »Wir stellen uns abwechselnd in den Kreis aus Kreuzen. Wer draußen steht, nimmt ein Kreuz auf und wirft damit auf den, der im Kreis ist. Wer im Kreis steht, darf nicht zur Seite treten oder sich ducken oder sonstwie ausweichen.«
Das Spiel gefiel Forrest nicht besonders. Die Kreuze waren zwar klein, aber was, wenn man ins Auge getroffen wurde?
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