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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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schreckliche Notwendigkeit. »Also gut. Einen Monat.«
    »Abgemacht! Spielen wir.« Dann hielt er wieder inne. »Aber wie sollen wir bestimmen, wer gewonnen hat?«
    »Wir stellen den Limbusleuten abwechselnd Fragen. Wer mehr Talente errät und also auch mehr Leute befreit, hat gewonnen.«
    »Aber was, wenn wir falsch raten?«
    »Wenn einer von uns falsch rät, verliert er einen Punkt. Dann darf der andere die Person befragen, und wenn es ihm gelingt, das Talent zu erraten, gewinnt er einen Punkt. Wer zwei Punkte Vorsprung erreicht, hat gewonnen.«
    Kontra blieb misstrauisch; er suchte nach dem Haken. »Wie viel Zeit haben wir, um einen auszufragen? Ich meine, wenn einer nichts errät, könnte er ja bis in alle Ewigkeit Fragen stellen.«
    »Gute Idee. Wir brauchen etwas, um die Zeit zu messen.«
    »Hier in der Nähe wachsen Babysanduhren. Wir können eine pflücken, die fünf Minuten anzeigt.«
    »Einverstanden. Sobald der Sand durchgelaufen ist, darf man keine Frage mehr stellen.«
    »Dann los. Ich freue mich schon darauf, dich einen ganzen Monat lang mit Kreuzen zu beharken.«
    »Ich hoffe, du weißt, was du tust«, raunte Imbri ihm zu, als sie die Sanduhr ernten gingen. »Wenn du hier einen Monat lang festsitzt, kommst du zu spät zu deinem Baum zurück.«
    »Das weiß ich. Aber wir müssen ihn irgendwie in ihren Bereich locken. Ich kann es mir eben nicht leisten, das Spiel zu verlieren.«
    Als sie die Sanduhren erreichten, stellten sie fest, dass es sich tatsächlich um die Früchte einer großen Zeitpflanze handelte. Sie wuchsen in allen Größen, von zwei Sekunden bis mehreren Tagen. Kontra pflückte eine der kleinsten. »Die sollte drei Minuten laufen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Es steht drauf.« Er hielt die kleine Sanduhr hoch, und tatsächlich prangte darauf eine 3.
    Der Abschnitt des Limbus war nicht allzu weit entfernt. »Wer zuerst?«, fragte Forrest.
    Der Zentaur überlegte, was vorteilhafter war. Wer begann, konnte gewinnen und führen – oder verlieren und zurückliegen. Jugendliches Selbstvertrauen trug den Sieg davon. »Zuerst ich.«
    Sie drangen in den Nebel ein. »Wie legen wir fest, mit wem man anfangen soll?«, fragte Kontra.
    »Wählt euch die Wesen doch gegenseitig aus«, schlug Imbri vor.
    Beide waren sie von der Idee überrascht, doch dann stimmten sie beide zu, denn Imbris Anregung klang sehr vernünftig.
    Also musste Forrest ein Wesen für Kontra aussuchen. Er sah mehrere Statuen; anscheinend durften sie nicht reden, bevor man sie ansprach. Vielleicht war es schon die Anrede, die ihnen die erste Vorstellung möglicher Realität eingab. Eine der Statuen war ein halbwegs gutaussehender junger Mann von fast prinzlicher Haltung. Forrest zuckte mit den Schultern und deutete auf ihn.
    Kontra sprach die Gestalt an. »Hallo. Wie heißt du?« Als der Zentaur zu reden begann, drehte Imbri die Sanduhr um, und der Sand begann in die untere Hälfte zu rieseln.
    Die Statue erwachte zum Leben. »Ich heiße Crescendo.«
    »Wer sind deine Eltern?«
    »Ich bin der Sohn von Prinz Dolph und Prinzessin Electra.«
    Darüber war Forrest erstaunt, denn er wusste nur von den Zwillingen Dawn und Eve. Doch dann begriff er, dass ein gegebener Satz Eltern durchaus noch weitere Kinder bekommen konnte – und außerdem waren die Wesen hier bestenfalls Eventuelle, was bedeutete, dass der Storch sie vielleicht niemals an xanthische Eltern auslieferte. Es konnte Hunderte solcher Kinder geben – ohne Obergrenze.
    »Was ist dein Talent?«
    Ein cleverer Versuch, der jedoch danebenging. »Es tut mir leid, aber das weiß ich nicht. Wenn ich es wüsste, wäre ich nicht hier.«
    »Findet sich in deinem Stammbaum irgendetwas, was Hinweise auf dein Talent liefert?«
    »Jawohl. Alle Nachfahren Binks, meines Urgroßvaters, haben Talente von Magierkaliber. Also muss ich ein Magier sein.«
    »Aber das ist doch reine Meinungssache, oder? Man kann nie wissen, wie ein bestimmtes Talent beurteilt wird.«
    »Stimmt. Aber meins sollte ein gutes sein.«
    Forrest, der schweigend zuhörte, kam eine Idee. Dieser Name – Crescendo – klang wie eine anwachsende Kraft oder etwas Musikalisches. Wenn er die Panflöte spielte, gab es manchmal ein Crescendo. Konnte das Talent dieses Wesens mit Musik zusammenhängen?
    »Dein Name klingt wie das Wort für laute Musik«, bemerkte Kontra. »Auf was bezieht es sich?«
    »Als Wort? Das kann ich nicht wissen.«
    »Wieso kannst du das nicht wissen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Weil es mit deinem

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