Wald-Schrat
aufzeichnete. »Wenn diese Trottel sich nur einmal überlegen würden, wie schwer wir zu arbeiten haben, um eine Lieferung vorzubereiten und sie genau richtig auszuführen. Ich meine, was, wenn wir aus Versehen ein Ogerbaby an eine Menschenfrau ausliefern? Ich möchte gar nicht daran denken, wie sehr unser Ruf darunter leiden würde. Aber nein, die ganze Nacht hindurch signalisieren sie munter vor sich hin, als hätte es nichts zu bedeuten.«
»Wie werden denn Babys wirklich gemacht?«, fragte Forrest. »Ich meine, wenn ein gültiges Signal hereingekommen ist.«
»Nun ja, das ist ziemlich kompliziert. Wir…« Dann blickte der Storch ihn aufmerksam an. »Habt ihr überhaupt die nötige Sicherheitseinstufung?«
»Ich glaube nicht.«
»Dann macht, dass ihr weiterkommt. Ich habe auch so schon genug zu tun.«
Das schien Stanleys letztes Wort zu sein. »Tut mir leid«, sagte Forrest lahm.
Sie gingen weiter und sahen andere Störche, die Dokumente bearbeiteten oder Babys sortierten und verpackten. An einer Verladestation hakte ein Storch seinen langen Schnabel in die oberste Windung der Schleife, in der ein Baby lag, breitete die Flügel aus und hob mühevoll ab. Ihm folgte rasch der nächste. Geschäftiges Treiben herrschte allerorten.
Schließlich gelangten sie an die hintere Ecke des Schlosses und sahen, dass ein gerader, schmaler Steg an der Rückseite entlang führte. »Aber es muss einen Weg in die Burg geben«, sagte Forrest. »Doch zwischen den Störchen und dem Begräbnis erkenne ich nichts.«
»Ich auch nicht«, seufzte Imbri. »Wir gehören auch weder an den Anfang noch ans Ende des Lebens, sondern in die breite Mitte dazwischen. Sollen wir auf die andere Seite gehen und uns die Trauergemeinde noch einmal ansehen?«
»Ich weiß nicht, ob das einen Sinn hat. Wenn wir nur irgendwie in der Mitte zwischen den Extremen wären!« Er stockte. »Glaubst du, das könnte wörtlich gemeint sein?«
»Wörtlich?«
»Auf halbem Wege zwischen den beiden Seiten des Schlosses.«
»Das ist so einfältig und simpel, dass es nicht stimmen kann.«
»Stimmt eigentlich«, pflichtete er ihr bei und erinnerte sich, dass die Lösungen der Prüfungen am Schloss des Guten Magiers in Xanth zwar ähnlich einfältig und simpel, aber niemals so offensichtlich gewesen waren. Magier Humfrey verstand sich sehr gut darauf, normalen Leuten das Gefühl zu geben, sehr dumm zu sein.
Auf halbem Wege zur gegenüberliegenden Seite des Schlosses fanden sie eine kleine Tür. Als Forrest am Knauf drehte, öffnete sie sich. Sie hatten die zweite Prüfung bestanden und den Eingang gefunden.
Sie gelangten in einen großen Saal, an dessen Ende sich eine Bühne erhob. Auf der Bühne standen bemalte Kulissen, davor mehrere Leute. Ein Mann gab Anweisungen, wie die Szene im Einzelnen aufgebaut werden müsse, und erteilte den anderen Verweise für ihre Darstellungen. Man probte ein Theaterstück, und die Probe hatte gerade begonnen.
»Ich weiß nicht, ob wir hier richtig sind«, sagte Forrest.
Der Regisseur wandte sich ihnen zu. »Seid still und setzt euch, sonst belege ich euch mit einem Fluch.«
»Ein Fluchungeheuer!«, flüsterte Imbri. »Mach ihn nur nicht ärgerlich.«
Von den Fluchungeheuern hatte Forrest schon gehört: Sie stammten aus einer Burg unter dem Ogersee. Allen gemein war ihr Talent, andere mit Flüchen zu belegen. Sie liebten das Theater und das Theatralische und hassten Einmischung oder Konkurrenz. Wer seine Sinne beisammen hatte, hielt sich von ihnen fern.
Forrest sah zur Tür, die sich mittlerweile jedoch geschlossen und verriegelt hatte. Ein Versuch, die Tür aufzubrechen, ginge gewiss nicht ohne Lärm ab, der die Probe stören und ihnen eine ganze Salve von Flüchen einbringen würde. So war es immer. Schicksalsergeben blickte sich Forrest nach dem nächsten Stuhl um, und Imbri ebenfalls. Sie mussten sich die Probe eben ansehen. Vielleicht konnten sie sich in der Pause davonstehlen.
Es gab nur noch zwei leere Plätze, die unglücklicherweise nicht nebeneinander lagen. Deshalb musste sich Forrest zwischen zwei junge Menschenmänner setzen, Imbri zwischen zwei Frauen.
»Hallo«, flüsterte Forrest der Mann von links zu. »Ich bin Justin Case. Mein Talent besteht darin, immer dann genau das dabei zu haben, was jemand braucht.«
»Hallo«, wisperte der andere. »Ich bin sein Zwillingsbruder Justin Time. Mein Talent ist es, immer meinen Bruder dabei zu haben, wenn er gebraucht wird.«
»Ich bin Forrest Faun. Mein Talent ist,
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