Wald-Schrat
Schwester namens Robin. Ich fürchte, dass der Dämon Robin holen kommt und als Sklavin verschleppt, besonders, wenn sie genauso hübsch wird wie ich. Sie ist nun fünfzehn und zeigt alle Anzeichen dafür. Deshalb will ich in Schloss Roogna um Hilfe bitten.«
»Aber ich komme doch gerade von Schloss Roogna«, wandte Son ein.
»Warum hast du das nicht gleich gesagt?«, verlangte Raven wütend zu erfahren. Ihre Augen waren rauchig geworden.
»Du hast mich nicht danach gefragt.«
»Oh. Das stimmt. Nun, dann sollte ich wohl besser zurück in die andere Richtung gehen.«
»Aber das darfst du nicht!«, protestierte Son.
»Warum denn nicht?«
»Weil ich mich in dich verliebt habe.«
Das brauchte sie zum Stocken. »Aber ich bin keine Prinzessin«, wandte sie dann ein.
»Aber du bist wunderschön.«
»Das stimmt«, stellte sie nüchtern fest. »Doch so verlockend dir das auch erscheint, dadurch werde ich noch lange nicht königlich.«
»Aber wenn ich mit Erfolg mein Erbe beanspruche und als Prinz anerkannt werde, dann wirst du Prinzessin, wenn ich dich heirate«, erklärte er ihr mit flehender Logik.
Ravens Augen leuchteten hell auf. »Wenn du beweisen kannst, ein Magier zu sein, dann würde es gehen. Schließlich bist du ein stattlicher Mann.«
»Gut. Dann auf zu den Störchen.«
»Die Störche?«, rief sie erschrocken aus. »Ich war nicht vorbereitet, so rasch so weit zu gehen. Ich halte es für sehr riskant, auch nur einen einzigen Storch zu rufen, bevor man verheiratet ist.«
Er bemerkte nun, dass sie ihn falsch verstanden hatte. »Ich will ins Storchenhauptquartier, um die Auslieferungsakten einzusehen. Ich muss klarstellen, ob König Dolph an Dor und Irene geliefert wurde oder an einen namenlosen Stabfäller. Aus irgendeinem Grund will der König das wissen.«
Ravens Augen liefen tiefrot an. »Ach, ist das peinlich. Ich dachte schon, du meinst – «
»Nun, ich hätte bestimmt nichts dagegen, mit dir den Storch zu rufen, falls du es so verstehen – «
»Nein, ich glaube, ich steige aus, solange ich noch führe«, sagte sie, und ihre Augen nahmen ein friedliches Weiß an. »Gehen wir die Störche befragen.«
Also begaben sie sich zum Betrieb der Störche, die genauso aussahen, wie Forrest und Imbri sie vorgefunden hatten. Der Storch, der die Akten verwaltete, wollte Unbefugten keinesfalls Einblick gewähren, doch Son benutzte sein Talent, um seine Meinung zu ändern und ihn davon zu überzeugen, dass sie durchaus befugt seien. Endlich blickten sie auf die Seite, die Dolph aufführte.
›Ausgeliefert an Ruben und Rowena, Stabfäller‹, hieß es da.
»Oh, nein!«, rief Son bestürzt. »Ich fürchte, wir haben eine schlechte Nachricht für Ex-König Dolph.«
»Ich fürchte, ich habe eine noch schlechtere Nachricht für ihn«, hauchte Raven.
Son sah sie erstaunt an. »Was könnte schlimmer, als plötzlich nie ein König gewesen zu sein?«
»Plötzlich von einem Dämon versklavt zu werden.«
Er starrte sie an. »Meinst du etwa…« Er führte seine wilde Vermutung nicht zu Ende.
»Jawohl! Ruben und Rowena sind meine Eltern. Er ist mein lange verlorener Bruder, von dem ich nie wusste, dass ich ihn hatte.«
»Aber wie soll das möglich sein? Dolph ist dreißig Jahre älter als du.«
Ravens Augen nahmen eine verdutzte Färbung an. »Tja, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Dazu sind meine Eltern gar nicht alt genug. Das ganze Szenario ist unmöglich.«
»Schnitt!«, schrie der fluchwütige Regisseur. »Das ist alles falsch! Wie ist dieser Satz in das Stück gekommen?«
»Das weiß ich nicht, bestimmt nicht«, sagte Raven.
»Hör zu, Madame Griff, du hast es gesagt. Du – «
»Ich heiße Miss Griff«, entgegnete die Schauspielerin steif.
»Nun, jedenfalls ist das alles deine Schuld, Miss Griff! Du hast das Falsche gesagt!«
»Schrei meine Schwester nicht so an!«, brüllte ein anderes Fluchungeheuer. »Du bist es schließlich, der sie besetzt hat!«
»Nur, weil ich dir einen Gefallen tun wollte, Fehl Griff!«, erwiderte der Regisseur. »Nun stecken wir bis zum Hals drin. Morgen ist Premiere; zu spät, um noch eine andere Schauspielerin zu bekommen.«
»Nun, wenn du ein besserer Regisseur wärst, dann hättest du eine zweite Besetzung.«
Der Regisseur riss sich zwei Hand voll Haar aus. »Ach, diese Schmach! Diese Schande! Das Stück geht nicht weiter!«
Schweigen senkte sich herab. Forrest begriff endlich, dass er gar keiner echten Fluchungeheuer-Theaterprobe beiwohnte, sondern einer
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