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Wald

Wald

Titel: Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Waechter
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blieben alle mit ihrem Thron in der Stadt. So auch Svetopluk.
    Fürst Svetopluk, der Launische, wie ihn seine Gegner bei Hofe hinter hervor gehaltener Hand nennen, ist des Regierens müde. Die politische Lage im Lande ist seit einiger Zeit sehr ruhig, abgesehen einiger kleiner Fehden zwischen den einzelnen Landesfürsten. Auch sein König hat lange keine Forderungen oder Hilfegesuche an ihn gesandt. Dass Svetopluk sich noch nicht aus den offiziellen Geschäften zurückgezogen hat, liegt zum einen daran, dass er den Feinden in seinen eigenen Reihen diesen Triumph auf keinen Fall gönnen will. Zum anderen stört ihn, dass er keinen männlichen Nachfolger gezeugt hat. Seine Frau ist vor etlichen Jahren am Kindbettfieber verschieden und hat seinen Erben mit in den Tod gerissen. Seither hat er sich noch nicht entscheiden können, erneut eine Ehe einzugehen. Nicht, dass es keine Frauen mehr in seinem Leben gegeben hätte. Mätressen gab es sehr wohl. Aber ein Kind, das er mit einer von ihnen gezeugt hat als Thronfolger?
    Außerdem langweilen ihn diese Freudenmädchen, die einem jeden Dienst leisten und jede Ehrerbietung darbringen, solange sie dafür nur eine anständige Mahlzeit bekommen, schneller als er je nach einem Liebesspiel einschlafen könnte.
    Ein Klopfen an der Tür seiner Gemächer reißt ihn aus seinen Grübeleien. Eintritt Graf Harad, einer der ältelnden Ritter, die im Kampfe nicht mehr zu gebrauchen sind, und ihren Lebensabend als militärischer Berater bei Hofe bestreiten müssen.
    »Oh mein Fürst!«
    Der Graf zieht seinen mit Federn geschmückten Hut und verbeugt sich so tief, dass er beinahe den Boden küsst. Fürst Svetopluk lässt sich lethargisch in einen mit wertvollen Stoffen bespannten Sessel fallen, wobei seine Körperpfunde noch einige Sekunden lang nachwogen.
    »Ja, ja, schon gut, erhebt euch. Wenn es unbedingt sein muss, dann sprecht, was Ihr zu sprechen habt. Aber schnell, ich muss meine Gedanken auf das Festessen heute Abend vorbereiten.«
    »Aber mein Herr! Wie könnt Ihr nur an Essen und Feiern denken, wo es doch so viel wichtigere Probleme gibt? Ihr müsst unbedingt alle Eure Berater einberufen. Sofort!«
    »Was hat er denn nun schon wieder?«
    »Es geht um die Seemacht im Westen. Sie, sie ---«, Harad schnappt erschöpft nach Luft. »Ich habe verlässliche Informationen, dass sie einen Angriff auf Eure Stadt planen!«
    »Wer sagt das?« Svetopluk greift desinteressiert zu einer Schale mit Obst, die neben ihm steht, und stopft sich mehrere Weintrauben auf einmal in den Mund.
    »Es gibt deutliche Anzeichen mein Herr. Einige Kaufleute haben in einer Taverne, als sie zu viel des guten Weines hatten, der Ihre Zungen löste, von einem Komplott erzählt, den man gegen Euch vorbereitet. Der Dux ließe bereits neue Schiffe bauen, sagten sie!« Das Entsetzen steht dem Grafen ins Gesicht geschrieben, als er seine letzten Worte vollendet.
    »Waff schlagt Ihr alffo ffor?«, sagt Svetopluk mit vollem Mund, während er zu einer Weinkaraffe greift, um sich den Rachen durchzuspülen.
    »Wir müssen aufrüsten und die Flotte verstärken. Und die Festungen ausbauen und mit mehr Männern besetzen. Es ist momentan nicht die richtige Zeit, um Eure Krieger auf Feldzüge in alle Himmelsrichtungen zu schicken, nur um ein paar Felder und Hügel zu erobern. Die Sicherheit der Stadt ist nun wichtiger. Beispielsweise diese Schlacht vor fünf Tagen. Ich verstehe nicht, warum Ihr keine Mittler gesandt habt, um eine diplomatische Lösung zu finden? Eine Genugtuung hättet Ihr problemlos auf friedlichem Wege erzielen können. Soeben sind unsere Krieger aus dem Kampfe zurückgekehrt, siegreich zwar, aber doch mussten sie hohe Verluste erleiden!«
    »Ah, sie sind zurückgekehrt, wunderbar! Dann sind sie also gerade noch rechtzeitig zu den Feierlichkeiten, die ich zu ihren Ehren für heute Abend angesetzt habe. Aber sagt, Graf, was ist mit meinem neuen Heerführer Sidus? Hat er sich tapfer in der Schlacht geschlagen oder hat ihm sein aufbrausendes Gemüt den Kopf gekostet?«
    »Nein, Sidus ist unversehrt. Soweit ich gehört habe, hat er seinen Mut bewiesen, wobei ich persönlich mir nicht sicher bin, dass es vielleicht doch sein jugendlicher Leichtsinn war, der so vielen Kriegern den Tod gebracht hat. Wie dem auch sei, den Respekt Eurer Fußtruppe hat er sich erworben. Deshalb ist es wichtig, dass er nun weiter das Kommando übernimmt, wenn die Soldaten in der Stadt Stellung beziehen. Wir haben zurzeit keinen anderen

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