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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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Kartoffeln in der Asche brieten. Der Herd nahm nicht nur mehr Raum in Anspruch und erfüllte das ganze Haus mit seinem Geruch, er verbarg auch das Feuer, und mir war, als hätte ich einen Kameraden verloren. Im Feuer kann man immer ein Gesicht erkennen. Wenn der Arbeiter abends ins Feuer blickt, dann reinigt er seine Gedanken von der Schlacke und den Derbheiten, die sie über den Tag angesetzt
    haben. Doch ich konnte nun nicht mehr am Kamin sitzen und ins Feuer starren, und mit neuem Gewicht kamen mir
    diesbezüglich die Worte eines Dichters wieder in den Sinn:
    »Niemals, helle Flamme, mag man mir verwehren,
    Deine liebe, lebenspendende, nahe Zuneigung zu ehren.
    Was außer meiner Hoffnung ward je so hoch und hell
    entfacht?
    Was außer meinem Schicksal sank je so tief in dunkler
    Nacht?
    Warum verbannt man dich von Heim und Herd,
    Dich, die du allen bist so lieb und wert?
    War zu sprühend damals deine Gegenwart Für unsres Lebens graues Licht und dumpfe Art?
    Teilte dein heller Schein geheimnisvolle Zweisamkeit
    Mit unsren verwandten Seelen? gingst du zu weit?
    Nun sind wir stark und sicher, denn jetzt sitzen wir
    An dem geschlossenen Ofen, wo kein Schattentier,
    Keine Trübnis, keine Heiterkeit aus Flammen stiebt,
    Warme Händ' und Füße ist alles, was er gibt;
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    An seinem nützlichen, bequemen Feuerhafen
    Setzt sich das Leben hin und ist bald eingeschlafen,
    Ohne Geister, die, aus der Vergangenheit herangekrochen, Zu uns beim Flackerschein des alten Feuers sprachen.«
    XIV.
    Frühere Bewohner - Winterbesuch
    Ich trotzte manch fröhlichem Schneesturm, verbrachte
    manchen vergnügten Winterabend an meinem Kamin, während draußen heftiges Schneetreiben herrschte und nicht einmal die Eule zu hören war. Außer den paar Leuten, die gelegentlich Holz schneiden gingen, das sie mit Schlitten ins Dorf führten, begegnete ich auf meinen Spaziergängen viele Wochen
    hindurch keiner Menschenseele. Die Elemente unterstützten mich indes dabei, einen Pfad durch den tiefsten Schnee im Wald auszutreten, denn nachdem ich einmal hindurchgestampft war, blies der Wind Eichenblätter in meine Spuren, die dort liegenblieben; sie absorbierten die Sonnenstrahlen und
    brachten den Schnee zum Schmelzen, so daß ich nicht nur ein trockenes Bett für meine Füße hatte, sondern auch in der Nacht von ihrer schwarzen Spur geleitet wurde. Um menschliche Gesellschaft zu haben, war ich darauf angewiesen, die früheren Bewohner meiner Umgebung heraufzubeschwören. Noch klingt die Straße, in deren Nähe mein Haus stand, im Gedächtnis vieler meiner Landsleute vom Lachen und Tratschen ihrer einstigen Bewohner wider, und die umliegenden Wälder waren da und dort von ihren kleinen Garten und Wohnstätten
    unterbrochen, die in jener Zeit allerdings viel dichter vom Wald umschlossen waren als heute. Meiner eigenen Erinnerung nach berührten die Nadelbäume an manchen Stellen eine
    durchfahrende Kalesche von beiden Seiten zugleich, und
    Frauen und Kinder, die diesen Weg allein zu Fuß nach Lincoln gehen mußten, legten ihn voller Angst zurück, ja sie liefen oft ein gutes Stück des Weges. Die meist nur schmale Straße, die zu den Dörfern führte oder dem Gespann eines Holzschlägers diente, bot dem Wanderer hingegen mehr Abwechslung als
    heute und haftete länger in seiner Erinnerung. Wo sich jetzt
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    feste offene Felder vom Ort bis zu den Wäldern erstrecken, führte damals der Weg durch einen Ahornsumpf auf einem
    Fundament aus Baumstämmen, dessen Überreste zweifellos
    noch immer unter der heutigen staubigen Landstraße zwischen der Stratten-Farm, dem jetzigen Armenhaus, und Bristers Hügel liegen.
    Östlich von meinem Bohnenfeld, auf der anderen Seite der Straße, wohnte einst Cato Ingraham, Sklave des Esquire
    Duncan Ingraham, eines Adeligen aus Concord, der seinem Sklaven ein Haus baute und ihm gestattete, in den Wäldern am Waldensee zu wohnen; Cato, nicht Uticensis, sondern Concordiensis. Manche behaupten, er sei ein Neger aus Guinea gewesen. Es gibt noch Leute, die sich seines kleinen Anwesens unter den Walnußbäumen erinnern, die er gepflanzt hat, um im Alter ihr Nutznießer zu sein. Sie fielen schließlich einem jüngeren, weißeren Spekulanten zu, doch auch er
    bewo hnt gegenwärtig das gleiche, letzte schmale Haus. Catos halbverwitterte Kellergrube existiert immer noch, wenn auch nur wenige es wissen, denn eine Reihe von Kiefern verbirgt sie den Blicken des Vorübergehenden. Sie ist jetzt noch von lieblichem

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