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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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Sumach (Rhus glabra) und einer frühen Spezies der Goldrute (Solidago stricto) überwuchert, die dort in Hülle und Fülle gedeiht.
    Näher gegen den Ort zu, am Rande meines Feldes, hatte die Negerin Zilpha ihr kleines Haus, in dem sie Leinen für die Bevölkerung der Umgebung spann. Ihr lauter Gesang hallte durch die Wälder um den See, denn sie besaß eine
    hervorragende, kräftige Stimme. In den Kämpfen von 1812
    wurde das Häuschen während ihrer Abwesenheit von
    englischen Soldaten, Gefangenen auf Ehrenwort, in Brand gesteckt, und Katze, Hund und Hühner, alles verbrannte.
    Zilphas Leben war von nahezu unmenschlicher Härte. Ein alter ständiger Besucher unserer Wälder erinnert sich noch, sie eines Nachmittags, als er an ihrem Haus vorüberging, über ihrem brodelnden Topf murmeln gehört zu haben: »Ihr seid nichts als Knochen, nichts als Knochen!« Ich habe im
    Eichengestrüpp an jener Stelle Ziegelsteine gesehen...
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    Etwas weiter die Straße hinunter, rechter Hand auf Bristers Hügel, lebte Brister Freeman, »ein geschickter Neger«, einst der Sklave von Squire Cummings. Auch heute noch stehen dort die Apfelbäume, die er gepflanzt und gewartet hat. Es sind jetzt große alte Bäume, deren Früchte noch immer einen herben, mostartigen Geschmack haben. Erst vor kurzem entdeckte ich auf dem alten Lincolner Friedhof seine Grabschrift. Der etwas schief stehende Stein befindet sich in der Nähe der Gräber einiger unbekannter britischer Grenadiere, die auf dem
    Rückzug von Concord gefallen waren. Er trägt die Inschrift:
    »Sippio Brister« - Scipio Africanus hätte er treffender heißen sollen - »ein Mann von Farbe«, als ob er verfärbt gewesen wäre. Höchst eindringlich sagte mir der Stein auch, wann er starb. So erfuhr ich auf indirektem Weg, daß er überhaupt gelebt hatte. Mit ihm zusammen hauste Fenda, sein
    gastfreundliches Weib, eine Wahrsagerin, aber auf angenehme Weise, groß, rund und schwarz, schwärzer als alle übrigen Kinder der Nacht, ein so dunkles Gestirn, wie es weder vor noch nach ihr je für Concord aufging.
    Weiter unten am Hügel zur Linken der alten Waldstraße finden sich noch Spuren der Wohnstatt der Familie Stratten. Deren Obstgarten bedeckte einst den ganzen Hang von Bristers
    Hügel, er wurde aber schon vor langer Zeit von Pechkiefern vernichtet, bis auf einige Stümpfe, deren alte Wurzeln noch immer die wilden Ableger für manchen blühenden Dorfbaum stellen.
    Noch etwas näher der Stadt stößt man, knapp am Waldrand, auf der anderen Straßenseite auf Breeds Grundstück. Ein Boden, berüchtigt durch die Streiche eines Dämons, der in der Mythologie der Alten nicht ausdrücklich erwähnt wird, im Leben Neuenglands aber eine herausragende, erstaunliche Rolle spielt; dessen Lebenslauf es verdiente, gleich dem der anderen mythologischen Figuren eines Tages aufgezeichnet zu werden; eines Dämons, der anfangs meist in Gestalt eines Freundes oder Helfers auftritt, später aber die ganze Familie ausraubt und mordet - der neuenglische Rum. Über die Tragödien, die sich hier abspielten, soll die Geschichte zunächst noch
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    schweigen. Erst mag die Zeit alles ein wenig mildern und sich das Himmelsblau darüber breiten. Denn an dieser Stelle soll sich äußerst verworrenen, unzuverlässigen Gerüchten zufolge einst eine Taverne befunden haben. Noch steht der Brunnen, der des Wanderers Trunk verdünnte und seinen Gaul erfrischte.
    Hier begrüßten die Männer einander, tauschten gegenseitig Nachrichten aus und zogen wieder ihres Weges.
    Obschon seit langem unbewohnt, stand Breeds Hütte noch vor zwölf Jahren hier. Sie war ungefähr so groß wie meine und wurde - in der Nacht nach einem Wahltag, wenn ich mich nicht irre - von mutwilligen Jungen in Brand gesteckt. Ich lebte damals am Ortsrand und hatte mich gerade in Davenants
    ›Gondibert‹ vertieft, in jenem Winter, in dem ich gegen die Lethargie zu kämpfen hatte, von der ich übrigens bis heute nicht weiß, ob es sich um ein Familienleiden handelte - denn ich habe einen Onkel, der selbst beim Rasieren einschläft und sonntags im Keller Kartoffeln entkeimen muß, um
    wachzubleiben und den Sabbat einzuhalten - oder ob es die Folge meiner Versuche war, Chalmers Sammlung der
    englischen Dichtung zu lesen, ohne eine Seite zu überspringen.
    Doch ich wurde gänzlich besiegt. Gerade war mir der Kopf auf die Brust gesunken, als die Glocken Feuer meldeten, und in fliegender Hast rollte die Feuerspritze in jene Richtung,

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