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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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morsch war. Das kann man auch an der dicken Rindenschicht sehen, die den Stamm auf Bodenhöhe ringförmig umgibt, vier bis fünf Zoll vom Herzen entfernt. Mit Axt und Schaufel sondiert man diese Mine und verfolgt den markigen Schatz, gelb wie Rindertalg, gleich einer Goldader bis tief in die Erde. Ich heizte mein Feuer gewöhnlich mit dürrem Laub an, das ich in meinem Schuppen gesammelt hatte, ehe der Schnee kam. Der Holzfäller
    verwendet, wenn er im Wald sein Lager aufschlägt, dünn
    gespaltenen grünen Hickory dazu. Auch ich benutzte ihn hie und da. Wenn die Dörfler jenseits des Waldes ihre Feuer anzündeten, dann gab auch ich den verschiedenen wilden
    Bewohnern des Waldentals durch eine Rauchsäule bekannt, daß ich erwacht sei.
    Leicht beschwingter Rauch, ikarischer Vogel,
    Deine Flügel zerfließen im Aufwärtsflug,
    Bote des Morgenrots! Lerche ohne Lied,
    Die du wie über deinem Nest über den Dörfern kreisest Oder als schwindender Traum, wie der Schatten
    Einer mitternächt'gen Vision deine Röcke raffst!
    Du verschleierst die Sterne bei Nacht,
    Verdunkelst das Licht und verlöschest die Sonne bei Tag.
    Steige, mein Opferrauch, aufwärts von diesem Herd!
    Erbitte der leuchtenden Flamme der Götter Verzeihen.«
    Hartes, grünes, frisch geschnittenes Holz, das ich zwar selten verwendete, diente am besten meinen Zwecken. Ich ließ oft ein tüchtiges Feuer brennen, wenn ich an Winternachmittagen einen Spaziergang machte, das noch glühte, wenn ich nach drei, vier Stunden zurückkam. So war mein Haus nicht ganz leer, auch wenn ich fort war, als hätte ich einen fröhlichen
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    Hausgast zurückgelassen. Denn ich war es und das Feuer, die dort lebten. Gewöhnlich erwies sich mein Haus geist als zuverlässiger Freund. Einmal dachte ich indes beim
    Holzspalten, daß ich eben einen Blick durch das Fenster werfen wollte, nur um zu sehen, ob das Haus nicht etwa brannte. Also sah ich hinein und stellte fest, daß ein Funke auf mein Bett übergesprungen war, und ich konnte das Feuer gerade noch löschen, als es eine Stelle so groß wie mein Handteller verbrannt hatte. Mein Haus war indes so nieder und hatte eine so geschützte, sonnige Lage, daß ich es mir fast den ganzen Winter hindurch leisten konnte, das Feuer mittags ausgehen zu lassen.
    In meinem Keller hausten die Maulwürfe und nagten jede dritte Kartoffel an; sie machten sich dort sogar ein warmes Bett aus braunem Papier und dem vom Mauerbewurf verbliebenen
    Roßhaar. Denn auch die wilden Tiere lieben Behaglichkeit und Wärme genau wie der Mensch und überleben den Winter nur, weil sie sich mit solcher Sorgfalt auf ihn vorbereiten. Einige meiner Freunde taten, als sei ich in den Wald gezogen, um zu erfrieren. Die Tiere bauen sich lediglich ein Bett, das sie an einem geschützten Ort mit ihrem Körper wärmen. Der Mensch dagegen hat das Feuer für sich entdeckt und schließt Luft in eine geräumige Wohnung ein, die er aufwärmt, anstatt sich selber auszubeuten. Er sorgt dafür, daß seine Schlafstatt, wo er sich bar allzu vieler hinderlicher Kleidung frei bewegen kann, mitten im Winter ein sommerliches Klima beibehält. Mit Hilfe von Fenstern läßt er sogar Licht herein und kann noch dazu mit einer Lampe den Tag verlängern. So ist er dem reinen Instinkt ein oder zwei Schritt voraus und kann die gewonnene Zeit den schönen Künsten widmen. Wenn ich mich auch lange dem
    schärfsten Wind ausgesetzt hatte und mein ganzer Körper vor Kälte wie erstarrt war, in der anregenden Atmosphäre meines Hauses taute ich bald wieder auf und setzte mein Leben fort.
    Selbst der in größtem Luxus Lebende hat in dieser Hinsicht seinen Mitmenschen nicht viel voraus, noch müssen wir uns Sorgen dar aber machen, wie die Menschen eines Tages
    zugrunde gehen werden. Ein etwas schärferer Wind aus dem
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    Norden könnte uns jederzeit mit Leichtigkeit das Lebenslicht ausblasen. Wir berechnen unsere Zeit nach kalten Freitagen und starken Schneefällen. Ein etwas kälterer Freitag, ein etwas stärkerer Schneefall, und der Existenz des Menschen wäre auf Erden ein Ende gesetzt.
    Im nächsten Winter benutzte ich aus Sparsamkeitsgründen einen kleinen Küchenherd, denn schließlich gehörte der Wald nicht mir. Freilich hielt sich mein Feuer darin lange nicht so gut wie in dem offenen Kamin. Auch das Kochen verlor an Poesie und wurde zu einem rein chemischen Prozeß. In dieser Zeit der Ofen und Herde wird bald vergessen sein, daß wir wie die Indianer einst unsere

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