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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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und drehte die Unterseite nach oben. Das neue Eis hatte sich um die Blase herum und unter ihr gebildet, so daß diese nun innerhalb der zwei Eisschichten eingeschlossen war. Sie steckte ganz in der unteren Eisschicht, während sie die obere berührte, und war flach, vielleicht leicht linsenförmig, außen abgerundet, einen viertel Zoll tief und vier Zoll im Durchmesser.
    Ich war erstaunt, als ich sah, daß das Eis genau unter der Blase mit äußerster Regelmäßigkeit zur Form einer
    umgedrehten Untertasse geschmolzen war, in der Mitte fünf achtel Zoll hoch, so daß die Blase dort nur durch eine dünne Schicht von höchstens einem achtel Zoll vom Wasser getrennt war. An vielen Stellen hatten die kleinen Blasen diese
    Trennschicht nach unten durchbrochen, und wahrscheinlich war unter den größten Blasen, die einen Fuß Durchmesser hatten, gar kein Eis. Ich zog den Schluß, daß die unendliche Zahl winziger Bläschen, die ich zuerst unter der Oberfläche gesehen hatte, nun in ähnlicher Weise eingefroren waren, und daß ein jedes nach seinem Vermögen wie ein Brennglas auf das Eis darunter wirkte, es zum Schmelzen brachte und verdarb. Das waren die kleinen Luftgewehre, die zum Krachen und Ächzen des Eises beitrugen.
    Schließlich setzte allen Ernstes der Winter ein, als ich gerade den Verputz beendet hatte. Der Wind begann um das Haus zu heulen, als hätte er bis dahin nicht die Erlaubnis dazu gehabt.
    Schreiend und mit rauschenden Flügeln kamen nun Abend für Abend die Wildgänse durch die Dunkelheit geflogen. Einige ließen sich noch auf dem Waldensee nieder, als bereits Schnee lag, die anderen flogen dicht über den Baumwipfeln in Richtung Fair-Haven, um nach Mexiko zu gelangen. Mehrmals hörte ich, wenn ich gegen zehn oder elf Uhr abends aus dem Ort
    zurückkehrte, hinter meinem Haus eine Schar Gänse oder
    Enten in dem welken Laub des Waldes herumwatscheln, die sich an dem nahen Wasserloch zum Fressen niedergelassen hatten. Wenn sie wieder abflogen, drangen die leisen Rufe des
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    Leitvogels zu mir herüber. 1845 war der Waldensee in der Nacht zum zweiundzwanzigsten Dezember zum erstenmal
    ganz zugefroren, der Flintsee und andere seichtere Seen und der Fuß schon zehn Tage zuvor oder noch früher; 1846 am sechzehnten, 1849 ungefähr am einunddreißigsten und 1850
    ungefähr am siebenundzwanzigsten Dezember; 1852 am
    fünften Januar; 1853 am einunddreißigsten Dezember. Seit dem fundzwanzigsten November hatte es zu schneien
    begonnen, und ich sah mich plötzlich von einer
    Winterlandschaft umgeben. Ich zog mich tiefer in mein
    Gehäuse zurück und gab mir alle Mühe, in meinem Haus wie in meiner Brust ein helles Feuer zu erhalten. Meine Arbeit im Freien bestand jetzt darin, das abgestorbene Holz in den Wäldern zu sammeln, das ich in den Händen oder auf den
    Schultern nach Hause schleppte. Manchmal kam ich auch mit einer toten Fichte unter jedem Arm an. Ein altes Holzgatter, das einst bessere Tage gesehen hatte, war für mich ein guter Fang.
    Ich opferte es dem römischen Feuergott Vulkan, denn es war längst darüber hinaus, dem Gott Terminus zu dienen. Um
    wieviel verlockender wird das Abendessen für einen Menschen, der sich erst draußen im Schnee sein Holz zum Kochen
    erbeutet oder sagen wir lieber gestohlen hat! Ihm schmeckt sein Brot und Fleisch. Es gibt genug Reisig und Abfallholz aller Art in unseren Wäldern, mit dem sich viele Kamme in unseren Städten heizen ließen, das aber zur Zeit keinen Menschen wärmt und, wie man annimmt, den Jungwald in seinem
    Wachstum behindert. Dazu kommt noch das Treibholz vom
    See. Im Lauf des Sommers hatte ich ein Floß aus
    Pechkieferstämmen, an denen noch die Rinde war, entdeckt, das von den Irländern während der Eisenbahnarbeiten
    zusammengebaut worden war. Ich zog es, so gut es ging, ans Ufer. Nachdem es sich zwei Jahre mit Wasser durchtränkt und dann sechs Monate auf dem Trockenen gelegen hatte, war es jetzt vollkommen solide, wenn auch so vollgesogen, daß es nicht mehr trocknen würde. Eines Wintertages vergnügte ich mich damit, es stückweise über den See zu ziehen, fast eine halbe Meile weit. Das eine Ende eines fünfzehn Fuß langen Stammes trug ich auf der Schulter, während das andere Ende
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    vor mir über das Eis glitt. Mehrere Stämme band ich mit Birkenruten zusammen, hakte eine längere Birke oder Erle an einem Ende fest und zog sie hinüber. Obwohl sie ganz mit Wasser vollgesogen und bleischwer waren, brannten sie nicht nur

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