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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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erzählten mir, daß der Fuchs seines Lebens sicher wäre, wenn er sich in der gefrorenen Erde verborgen hielte oder geradeaus davonliefe, denn dann könne kein Jagdhund ihn einholen. Er aber bleibe, wenn er seine Verfolger weit hinter sich gelassen habe, stehen, um zu rasten und zu lauschen, und laufe, wenn er sie wieder herankommen höre, zu seinem alten Versteck zurück, wo ihn die Jäger bereits erwarten. Manchmal allerdings laufe er lange Strecken oben auf einer Mauer entlang und springe dann mit einem weiten Satz auf die andere Seite.
    Er scheine auch zu wissen, daß seine Spur im Wasser
    verlorengehe. Ein Jäger erzählte mir, er habe einmal einen Fuchs gesehen, der, von den Hunden verfolgt, in den
    Waldensee hinauslief, als das Eis voller Wasserlöcher war, und ein Stück weiter wieder an das Ufer zurückkehrte. Kurz danach hätten auch die Hunde den See erreicht, dort aber seine Spur verloren. Manchmal kam auch eine Meute wildernder Hunde an meiner Tür vorbei, umkreiste bellend und hetzend, wie von der Tollwut befallen, mein Haus, ohne von mir Notiz zu nehmen.
    Nichts konnte sie von ihrer Verfolgung abhalten; sie suchten so lange, bis sie die verlorene Spur des Fuchses wieder hatten, denn ihretwegen läßt ein kluger Hund alles andere im Stich.
    Eines Tages kam ein Mann aus Lexington an mein Haus und fragte nach seinem Hund, der davongelaufen sei und bereits eine Woche allein jage. Ich fürchte jedoch, daß er aus meinen Reden nicht schlauer wurde, denn jedesmal, wenn ich
    versuchte, ihm zu antworten, unterbrach er mich mit der Frage:
    »Und was machen Sie hier?« Er hatte einen Hund verloren und einen Menschen gefunden.
    Ein alter Jäger mit scharfer Zunge, der einmal im Jahr, wenn das Wasser am wärmsten war, im Waldensee zu baden pflegte und mir bei dieser Gelegenheit einen Besuch abstattete,
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    erzählte mir von einem Erlebnis, das er vor vielen Jahren auf einem Streifzug durch die Waldenwälder gehabt hatte: Eines Nachmittags, als er mit seinem Gewehr die Landstraße
    entlangging, hörte er das Gebell herankommender Hunde. Da sprang plötzlich ein Fuchs über die Mauer auf die Straße und setzte gleich darauf über die andere Straßenmauer. Ein sofort abgegebener Schuß verfehlte ihn. Ein wenig später kam Eine alte Jagdhündin, die mit ihren drei Jungen wilderte, in tollem Lauf daher und verschwand wieder in den Wäldern. Am späten Nachmittag, während der Jäger im dichten Wald südlich des Sees rastete, hörte er drüben gegen Fair-Haven noch immer die Hunde hinter dem Fuchs herjagen. Ihr lautes Bellen hallte durch den Wald, einmal von den Well-Wiesen, einmal von der Baker-Farm. Er blieb noch lange stehen und lauschte der für das Ohr des Jägers so lieblichen Musik, als plötzlich der Fuchs vor ihm auftauchte; er kam in einem leichten, ruhigen Trab, der in dem schützenden Rascheln der Blätter unterging, flink, leise und ohne Hast heran. Seine Verfolger hatte er weit hinter sich gelassen; er sprang auf einen Stein, der zwischen den
    Baumstämmen lag, und blieb dort, den Rücken zum Jäger, in aufrechter Haltung lauschend sitzen. Einen Augenblick lang hielt das Mitgefühl die Hand des Jägers zurück, doch es war nur eine flüchtige Anwandlung,
    dann hatte er mit
    Gedankenschnelle angelegt und - Peng! - rollte der Fuchs über den Stein herunter und lag tot auf dem Waldboden. Danach blieb der Jäger still stehen und lauschte den Hunden, die immer näher kamen und die Wälder ringsum mit ihrem dämonischen Gekläff erfüllten. Schließlich tauchte die alte Hündin auf; keuchend, die Schnauze am Hoden, lief sie schnurstracks auf den Stein zu. Als sie aber den loten Fuchs erblickte, hielt sie plötzlich starr vor Staunen inne und ging lautlos um ihn herum.
    Nach und nach kamen auch die Jungen, die genau wie die
    Mutter von diesem Rätsel überwältigt verstummten. Nun trat der Jäger in ihre Mitte, und das Rätsel war gelöst. Lautlos warteten die Hunde, bis er den Fuchs abgezogen hatte, folgten dann noch eine Weile der Rute und wandten sich dann schließlich wieder den Wäldern zu. An jenem Abend war auch noch ein Gutsbesitzer aus Weston in das Haus des Jägers aus Concord
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    gekommen, um nach seinen Hunden zu fragen, und erzählte, daß sie bereits seit einer Woche in den Wäldern von Weston herumwilderten. Der Jäger berichtete ihm von seinem Erlebnis und bot ihm das Fuchsfell an; der andere aber lehnte dankend ab und ging. A in gleichen Abend hatte er die Hunde nicht mehr

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