Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
Vom Netzwerk:
Tiger mit einem Büffel, wiederum im Zickzacklauf, mit häufigen Pausen, auf den Wald zu. Es zerrte an dem Kolben, als ob er ihm zu schwer sei, fiel immer wieder um, wobei es, entschlossen, auf alle Fälle ans Ziel zu gelangen, sein Fallen in diagonaler Richtung zwischen der Senkrechten und der Waagrechten
    ausrichtete; ein ungemein neckisches und launenhaftes
    Bürschchen. Auf diese Art trug es ihn zu seiner Behausung, möglicherweise auf den Wipfel einer weitentfernten Kiefer.
    Später fand ich die Kolben da und dort im Walde verstreut.
    Schließlich kommen die Eichelhäher heran, deren
    unharmonisches Geschrei schon von weitem zu hören ist, wenn sie sich in zweihundert Schritt Entfernung vorsichtig nähern.
    Heimlich und verstohlen hüpfen sie von Baum zu Baum immer näher heran und picken die von den Eichhörnchen
    fallengelassenen Maiskörner auf. Auf dem nächsten
    Pechkieferast sitzend, versuchen sie hastig, den ganzen Kern zu verschlucken, der jedoch zu groß für ihre Kehlchen ist und sie zu ersticken droht; unter großer Mühe würgen sie ihn wieder heraus und verbringen die nächste Stunde damit, ihn mit wiederholten Schnabelhieben aufzuknacken. Es waren
    offenkundig Diebe, und ich brachte ihnen nicht viel Respekt entgegen. Die Eichhörnchen aber, wenn auch anfangs etwas schüchtern, bedienten sich, als gehörte das, was sie nahmen, rechtmäßig ihnen.
    Unterdessen kamen auch die Schwarzmeisen in Scharen
    herbei, die die von den Eichhörnchen fallengelassenen Krümel aufpickten, auf den nächsten Zweig flogen, sie unter ihre Krallen nahmen und mit den kleinen Schnäbeln drauflos
    hämmerten, als handle es sich um ein Insekt in der Baumrinde, bis sie klein genug für ihre schlanken Hälse waren. Eine kleine Schar dieser winzigen Meisenart kam auch täglich angeflogen, um sich eine Mahlzeit aus meinem Holzstoß zu holen oder die Krümel vor meiner Tür aufzulesen. Ihr zartes lispelndes
    -2 6 1 -

    Gezwitscher klang manchmal wie das feine Klingeln der
    Eiszapfen an den Gräsern, dann wieder war es ein munteres Deh-deh-deh, oder seltener, an frühlingshaften Tagen, ein metallisch sommerliches
    Fi-bi, Fi-bi, das vom Wald
    herübertönte. Bald waren sie so zutraulich, daß sich eines sogar einmal auf das Holz, das ich auf meinem Arm ins Haus trug, setzte und ganz ohne Angst gegen die Scheite pickte.
    Auch ein Sperling hatte sich einmal einen Augenblick lang auf meiner Schulter niedergelassen, während ich in einem Garten des Dorfes beim Umstechen war, und ich empfand das als eine größere Auszeichnung als das Tragen irgendeiner Epaulette.
    Allmählich verloren auch die Eichhörnchen ihre Scheu und liefen mir gelegentlich sogar über die Füße, wenn das der nächste Weg für sie war.
    Als der Schnee noch nicht so dicht lag und auch gegen Ende des Winters, als er auf dem Südhang und um meinen Holzplatz herum zu schmelzen begann, kamen morgens und abends die Rebhühner aus dem Wald, um sich zu laben. Wo immer man
    den Wald betrat, flogen sie mit schwirrenden Flügeln auf und streiften den Schnee, der in den Sonnenstrahlen wie goldener Staub niederrieselte, vom dürren Laub und von den oberen Zweigen. Dieser tapfere Vogel fürchtet den Winter nicht. Er wird häufig von Schneewehen begraben, und es heißt, daß er sich bisweilen aus dem Flug in den weichen Schnee fallen läßt, um ein bis zwei Tage darin versteckt liegenzubleiben. Auch auf offenem Felde scheuchte ich manch mal die Rebhühner auf, wo sie bei Sonnenuntergang die Keime der wilden Apfelbäume abpickten. Sie besuchten Abend für Abend die gleichen Bäume, wo der schlaue Jäger auf sie lauert. Die Obstbäume, die weiter vom Haus entfernt am Waldrand standen, hatten darunter nicht wenig zu leiden. Ich bin froh, daß die Rebhühner immerhin gefüttert werden; sie sind echte Naturkinder, die nur von Keimen und Pflanzensäften leben.
    An den dunklen Wintermorgen und auch an den kurzen
    Nachmittagen hörte ich zuweilen mit lautem Jagdgebell ein Rudel Hunde durch die Wälder ziehen, das seinem Jagdinstinkt nicht widerstehen konnte. Der Ton des Jagdhorns dazwischen
    -2 6 2 -

    verriet mir jedoch, daß ein Mensch mit im Spiel sei. Wieder waren die Wälder von Lärm erfüllt, und doch ließ sich kein Fuchs auf der weiten Seefläche blicken. Auch von den Hunden, die ihren Aktäon verfolgten, war nichts zu sehen. Und abends kamen die Jäger dann oft auf ihrem Wege ins Gasthaus vorbei, mit einer einzigen Rute, die als Trophäe von ihrem Schlitten hing. Sie

Weitere Kostenlose Bücher