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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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sanftem Zittern über der Stadt
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    zu schweben scheinen. Das war ein Festtag; wenngleich der Himmel über meiner Lichtung den gleichen immerwährend
    großartigen Anblick bot, den er täglich bietet, und ich keinen Unterschied bemerken konnte.
    Der lange vertraute Umgang mit den Bohnen war ein
    einzigartiges Erlebnis für mich: das Pflanzen, das Umstechen, das Ernten, Dreschen und Auslesen, sogar das Verkaufen - das mir am schwersten von allem fiel - und nicht zu vergessen das Essen, das auch nicht leicht war. Ich war entschlossen, die Bohnen von Grund auf kennenzulernen. Während sie wuchsen, stach ich gewöhnlich von fünf Uhr morgens bis mittags um, den Rest des Tages verwendete ich auf anderes. Wie gut und
    genau man nur mit den einzelnen Unkrautarten bekannt wird (man mag mir einige Wiederholungen verzeihen, denn die
    Wiederholung in der Arbeit war noch viel ärger!), deren zartem Bau man so unbarmherzig mit der Hacke zu Leibe rückt, ganze Ranken der einen Sorten niedermacht, während man oft in beneidenswerter Bevorzugung andere unbekümmert
    weiterwachsen läßt: hier Römischer Wermut, dort Gänsefuß, Sauerampfer, Kresse - weg damit! Raus mit den Wurzeln ans Sonnenlicht, daß ja keine Faser von ihnen im Schatten
    zurückbleibt, sonst richten sie sich auf und sind in zwei Tagen wieder grün wie Lauch. Es war ein langer Krieg, den ich nicht gegen Kraniche, sondern das Unkraut führte, jene Trojaner, die Sonne, Regen und Tau auf ihrer Seite haben. Tag für Tag eilte ich den Bohnen mit meiner Hacke bewaffnet zu Hilfe, lichtete ihre Reihen von den Feinden und füllte die Laufgräben mit Unkrautleichen. Mancher kampfeslustige Hektor mit wallendem Helmbusch, der das Gewimmel seiner Kameraden um einen
    Fuß überragte, fiel unter meiner Waffe und rollte in den Staub.
    Jene Sommertage, die manche meiner Zeitgenossen in Boston oder Rom den schönen Künsten, in Indien der Meditation und in London und New York dem Handel widmeten, verbrachte ich wie viele andere Farmer Neuenglands mit der Landwirtschaft.
    Nicht, weil ich gerne Bohnen aß, ich bin von Natur ein
    Pythagoräer, wenigstens soweit es die Bohnen anlangt, ob sie nun für eine Bohnensuppe oder für die Wahlurne bestimmt
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    sind, und tauschte die meinen gegen Reis ein; vielleicht einfach deshalb, weil manche Menschen sich eben der Feldarbeit
    widmen müssen, und sei es auch nur der schönen
    Redewendungen und Ausdrücke wegen, die eines Tages
    einem Parabeldichter dienen könnten. Im großen und ganzen aber war es ein köstlicher Zeitvertreib, der bei längerer Fortsetzung leicht hätte in Zeitvergeudung ausarten können.
    Obwohl ich meinen Bohnen keinen Dünger gab und sie auch nicht alle auf einmal umgrub, so grub ich doch für meine Ver hältnisse ungewöhnlich gut und wurde dessen schließlich auch entlohnt, da nach John Evelyn »in Wahrheit kein Kompost oder Dünger mit der unermüdlicher Bewegung, Umverteilung und Lockerung des Bodens durch den Spaten zu vergleichen sei«.
    »Die Erde hat«, sagt er an anderer Stelle, »besonders wenn sie frisch ist, einen gewissen Magnetismus, durch den sie Salz, Stärke oder Kraft (wie immer man es nennen mag) anzieht, was ihr das Leben schenkt, das uns erhält. Darin besteht die Logik hinter all der Mühe und Arbeit, die wir darum haben; alles Düngen und andere üble Beimischungen ersetzen diese
    Verbesserungen nur notdürftig.« Da mein Feld überdies eines jener »erschöpften, abgenutzten Brachfelder« war, »die ihrem Sabbat frönen«, hatte es vielleicht, was Sir Kenelm Digby durchaus für möglich hält, die »Lebensgeister« aus der Luft gezogen. Ich erntete zwölf Scheffel Bohnen.
    Doch möchte ich hier mehr ins Detail gehen, denn es wird beklagt, daß Mr. Coleman in seinen Berichten ausschließlich die teuren Versuche der Großgrundbesitzer berücksichtigt hat.
    Meine Ausgaben waren folgende:
    Für eine Hacke

    $
    0,54
    Pflügen, eggen und furchen

    7,50 (zuviel)
    Bohnensaat .

    3,12 ½
    Kartoffelsaat

    1,33
    Erbsensaat

    0,40
    Rübensaat

    0,06
    Weiße Schnur für Krähenzaun

    0,02
    -1 5 6 -

    Pferdepflug und Knecht (3 Stunden)
    1,00
    Pferd und Wagen für die Ernte

    0,75

    _____________
    Zusammen

    $
    14,72 ½
    Meine
    Einkünfte waren (patrem familias vendacem, non emacem esse oportet) für
    Neun Scheffel und 12 Quart
    verkaufter Bohnen

    $
    16,94
    Fünf Scheffel große Kartoffeln

    2,50
    Neun Scheffel kleine Kartoffeln

    2,25
    Heu

    1,0
    Stengel

    0,75

    _____________
    Alles in

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