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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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allem

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    (wie an anderer Stelle bereits erwähnt)
    Das ist das Ergebnis meiner Erfahrung mit der Bohnenzucht.
    Man pflanze um den ersten Juni herum die übliche kleine weiße Buschbohne in Reihen im Abstand von drei Fuß und achtzehn Zoll, wobei man Sorge tragen muß, daß das Saatgut frisch, rund und unvermischt ist. Zuerst halte man nach Würmern Ausschau und fülle entstehende Lücken mit neuen Pflanzen.
    Später sehe man sich vor Murmeltieren vor, besonders wenn es sich um offenes Gelände handelt, denn diese nagen die zarten Blätter fast gänzlich ab; auch wenn die jungen Ranken hervorkommen, kommen sie wieder, um sie samt Knospen und Schoten abzufressen, wobei sie sich wie Eichhörnchen auf die Hinterbeine setzen. Am wichtigsten aber ist es, so früh wie möglich zu ernten, um dem Frost zu entgehen, damit man
    schöne, verkäufliche Früchte erhält. Auf diese Weise kann man großen Schaden vermeiden.
    Noch eine andere Erfahrung machte ich dabei. Ich hatte bei mir beschlossen, im nächsten Sommer nicht so viel Fleiß auf das Pflanzen von Bohnen und Mais zu verwenden, sondern auf die
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    Saat - so sie noch nicht verlorenging - von Aufrichtigkeit, Wahrheit, Einfachheit, Vertrauen, Unschuld und ähnlichem. Ich wollte einmal sehen, ob sie in diesem Boden nicht auch mit weniger Mühe und weniger Düngung gedeihen und mich am
    Leben erhalten würden, denn für eine solche Ernte war er bestimmt nicht zu erschöpft. So redete ich zu mir selbst, leider!
    Denn schon ist ein zweiter Sommer vorüber, ein dritter und ein vierter, und ich bin gezwungen, dem Leser das Geständnis zu machen, daß die Samen, die ich pflanzte, wenn es tatsächlich Samen dieser Tugenden gewesen sind, wurmstichig waren
    oder ihre Lebensfähigkeit eingebüßt' hatten, denn sie gingen nicht auf. Im allgemeinen sind die Menschen höchstens so tapfer oder so feige, wie ihre Väter es waren. Bestimmt wird auch unsere Generation ihren Mais und ihre Bohnen Jahr für Jahr auf die gleiche Art pflanzen, wie die Indianer es bereits vor Jahrhunderten taten und es die ersten Ansiedler lehrten, als sei es ihnen vom Schicksal so bestimmt. Erst kürzlich sah ich einen alten Mann zu meinem Erstaunen mindestens zum siebzigsten Male mit dem Spaten Löcher in die Erde graben, und das nicht, um sich selbst hineinzulegen! Warum sollten wir nicht auch hier in Neuengland etwas neues versuchen? Weniger Mühe auf
    unser Korn, unsere Kartoffeln, unser Gras und unsere
    Obstbäume verwenden und dafür lieber andere Samen ziehen?
    Warum sind wir dermaßen an der Aufzucht unserer Bohnen
    interessiert und überhaupt nicht an der eines neuen
    Menschengeschlechts? Es sollte uns freuen und erquicken, einem Menschen zu begegnen, von dem wir mit Sicherheit
    annehmen können, daß in ihm einige der genannten
    Eigenschaften Wurzeln geschlagen haben. Eigenschaften, die wir alle höher schätzen als jene ändern Produkte, die aber, zum größten Teil verstreut, sich in der Luft verflüchtigen. Da kommt zum Beispiel eine so feine, unerwartete Eigenschaft die Straße daher wie Wahrheit oder Gerechtigkeit, wenn auch nur im kleinsten Ausmaß oder in einem neuen Gewand. Ja, unsere Abgeordneten sollten dazu angewiesen sein, Saatgut wie
    dieses zu erkennen, und der Kongreß sollte dazu beitragen, es über das ganze Land zu verbreiten! Wir sollten nicht so zurückhaltend mit unserer Aufrichtigkeit sein. Wir sollten
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    einander nie in niedriger Gesinnung beschwindeln, kränken oder verscheuchen, solange wir auch nur ein Körnchen Güte oder Wohlwollen in uns haben. Wir sollten nicht so hastig miteinander verfahren. Mit den meisten Menschen kann man überhaupt nicht zusammenkommen, weil sie keine Zeit zu
    haben scheinen. Sie sind zu sehr mit ihren Bohnen beschäftigt.
    Wer möchte sich denn mit einem Menschen abgeben, der ewig schuftet, der in seinen Arbeitspausen seine Hacke oder seinen Spaten als Stütze benutzt? Der sich nicht einmal wie ein Pilz zwar nur ein Stück, dafür aber um so aufrechter über die Erde erhebt, sondern wie eine zu Boden gefallene Schwalbe
    umherkriecht?
    »Und breitete, während er sprach, des öftern sein
    Gefieder,
    als ob er fliegen wollt' - und schloß es wieder«,
    daß man hätte meinen können, man unterhielte sich mit einem Engel! Man kann nicht von Brot allein leben; aber es tut uns immer gut, sei es mit einem Menschen oder in der Natur, auf edlen Freimut zu stoßen, an einer

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