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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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gebaut;
    Das ist der Mann, der in dem Haus lebt, das ich gebaut;«
    Sie wußten nur nicht, daß die dritte Zeile lautete:
    »Das sind die Leute, die den Mann plagen,
    Der in dem Haus lebt, das ich gebaut.«
    Die Hühnerhunde fürchtete ich nicht, denn ich hielt keine Hühner; die Menschenhunde schon eher.
    Aber ich hatte vergnüglichere Besuche als sie. Kinder, die Beeren pflücken gingen, Eisenbahner, die in sauberen Hemden ihren Sonntagsspaziergang machten, Fischer und Jäger,
    Dichter und Philosophen, kurz, lauter ehrbare Pilger, die um der
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    Freiheit willen in die Wälder kamen und das Dorf im wahrsten Sinne des Wortes hinter sich ließen. Sie begrüßte ich gern in meiner Hütte. »Willkommen, Engländer! Willkommen!« Denn mit diesen Leuten hatte ich Verbindung aufgenommen.
    VII.
    Das Bohnenfeld
    Indessen warteten meine Bohnen, deren Reihen
    zusammengerechnet eine Strecke von sieben Meilen ergeben hätten, ungeduldig darauf, umgestochen zu werden, denn die ersten waren schon beträchtlich in die Höhe geschossen, noch ehe die letzten in der Erde lagen. Es konnte wirklich nicht mehr länger hinausgeschoben werden. Welchen Sinn diese
    regelmäßige, selbstgefällige kleine Herkulesarbeit eigentlich hatte, wußte ich nicht. Ich begann meine Bohnenreihen zu lieben, obwohl es ihrer weit mehr waren, als ich brauchte. Sie verbanden mich mit der Erde, und das verlieh mir wie Antäus neue Kraft. Warum ich sie überhaupt zog, weiß der Himmel.
    Den ganzen Sommer war ich seltsamerweise damit beschäftigt, diesem Stückchen Boden, das bisher nur Fingerkraut,
    Brombeeren, Johanniskraut, süße wilde Früchte und liebliche Blumen getragen hatte, Hülsenfrüchte abzuringen. Was kann ich von den Bohnen oder was können sie von mir lernen? Ich pflege sie, steche sie um und bewache sie früh und spät. Und das ist das Werk meines Tages. Ich genieße den Anblick ihres schönen breiten Blattes. Meine Hilfskräfte sind der Tau und der Regen, die den trockenen Boden bewässern, und die
    Fruchtbarkeit des Bodens selbst, der zum größten Teil nicht sehr ergiebig und erschöpft ist. Meine Feinde sind die Würmer, kühles Wetter und vor allem die Murmeltiere. Mindestens einen Viertelmorgen meines bebauten Bodens haben sie abgenagt.
    Woher hatte ich auch das Recht genommen, ihr Johanniskraut und alles übrige auszuroden und ihren alten Kräutergarten umzustechen? Bald aber sind die Bohnen für sie zu zäh, und dann werden sie anderen Feinden begegnen.
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    Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich im Alter von vier Jahren aus Boston in diese meine Heimatstadt durch diese Wälder hier, über dieses Feld zum See gebracht wurde. Es ist eine meiner ersten Kindheitserinnerungen. Und heute abend hat meine Flöte über demselben Wasser ein vielstimmiges Echo geweckt. Auch die Kiefern stehen noch hier; sie sind älter als ich. Einige wurden gefällt, mit ihren Stümpfen habe ich mein Abendessen gekocht, und schon wächst wieder neuer Wald
    ringsum, hält ein neues Bild für andere Kinderaugen bereit.
    Fast das gleiche Johanniskraut sprießt aus den stets sich erneuernden Wurzeln dieser Wiese, und sogar ich habe dazu beigetragen, die Märchenlandschaft meiner Kindheitsträume zu verändern. Eines der Ergebnisse meiner Gegenwart und
    meines Einflusses ist an den Blättern meiner Bohnen, den Maishalmen und Kartoffelranken zu erkennen.
    Ich bepflanzte auch ungefähr zweieinhalb Morgen des
    Hochlandbodens. Da dieses Gelände erst vor fünfzehn Jahren abgeholzt worden war und ich selbst noch zwei bis drei Klafter Baumstümpfe ausgerodet hatte, verwendete ich keinen Dünger.
    Im Laufe des Sommers aber bewiesen mir die Pfeilspitzen, auf die ich beim Umgraben stieß, daß hier einmal ein längst ausgestorbenes Volk gewohnt und Mais und Bohnen gepflanzt haben muß, noch bevor die Weißen das Land bebauten. Daher war der Boden für diese Feldfrucht wohl bis zu einem gewissen Grad erschöpft.
    Noch während der Tau lag, ehe Murmeltier und Eichhörnchen über die Straße setzten und die Sonne über die Zwergeichen stieg, begann ich in meinem Bohnenfeld das anmaßende
    Unkraut umzulegen und Sand auf seine Halme zu werfen.
    Obwohl Farmer mich warnten, dies zu tun, ehe der Tau sich verflüchtigt habe, rate ich jedermann, womöglich alle Arbeit zu verrichten, solange der Tau liegt. Am frühen Morgen arbeitete ich immer barfuß. Wie ein bildender Künstler patschte ich durch den taufeuchten, körnigen Sand. Später zog mir jedoch die Sonne zu

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