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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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Fuß über dem Boden, um mit aller Kraft ihren Platz zu behaupten. Ich beobachtete, daß Blaubeerenbüsche, die gewöhnlich keine Früchte zeitigten, unter diesen Umständen reichliche Ernte lieferten.
     
    Manche Leute suchen mit Eifer zu ergründen, warum das Ufer so regelmäßig gepflastert ist. Im ganzen Landbezirk kennt indessen ein jeder die Überlieferung, die den ältesten Einwohnern bereits in ihrer Jugendzeit erzählt wurde. In grauer Vorzeit sollen nämlich die Indianer auf diesem Hügel, der so hoch zum Himmel emporragte wie der Teich jetzt in die Erde sinkt, einen Pow-wow veranstaltet haben, wobei es ein arges Lästern und Fluchen gab. So erzählt die Legende, obwohl die Indianer diese Untugend niemals kannten. Da habe der Hügel plötzlich gebebt und sei versunken. Nur eine alte Squaw, Walden mit Namen, sei entkommen und nach ihr sei der See genannt. Man hat nun angenommen, daß bei dem Erdbeben Steine den Hügelhang hinunterrollten und das jetzige Ufer bildeten. Jedenfalls ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß einst kein Teich hier vorhanden war, und daß jetzt einer vorhanden ist. Und somit widerspricht die indianische Legende in keiner Weise der Erzählung des vorher erwähnten alten Ansiedlers: er konnte sich noch recht gut daran erinnern, daß ein leichter Dampf vom grünen Erdboden emporstieg, als er mit seiner Wünschelrute hier ankam. Und da die Rute vom Haselnußbaum beständig auf den Boden deutete, beschloß er hier eine Quelle zu graben. Allerdings glauben noch manche, daß die Anordnung der Steine kaum durch die Wirkung der Wellen auf diesen Hügel zustande gebracht sei. Ich habe jedoch beobachtet, daßdie umliegenden Hügel ganz besonders reich an Steinen gleicher Art sind, so daß man sie dort, wo die Eisenbahn nahe am See verläuft, zu beiden Seiten des Dammes mauergleich aufschichten mußte. Und noch einen Umstand möchte ich hervorheben: Die meisten Steine befinden sich dort, wo das Ufer am steilsten ist. Es liegt also für mich hier – leider – kein Problem vor. Ich kenne den Pflasterer. Wenn der Name nicht von irgend einer englischen Ortsbezeichnung abgeleitet ist, z.B. von Saffron Walden, so ist vielleicht die Annahme berechtigt, daß der Teich ursprünglich Walled-in-Pond – eingemauerter Teich – geheißen hat.
     
    Der Teich war meine, für mich gegrabene Quelle. Vier Monate im Jahr ist das Wasser so kalt wie es zu allen Zeiten klar ist; dann ist es meiner Ansicht nach ebenso gut, wenn nicht besser, als irgend ein anderes im ganzen Bezirk. Jedes Wasser, welches der Luft ausgesetzt ist, hat im Winter niedrigere Temperatur als vor Luft geschütztes Quellwasser. Die Temperatur des Teichwassers, das in dem Zimmer aufbewahrt wurde, in welchem ich von fünf Uhr vormittags bis zum Mittag des nächsten Tages verweilt hatte, betrug am 6. März 1846, während das Thermometer inzwischen auf 65 bis 70° Fahrenheit gestiegen war (hauptsächlich, weil die Sonne aufs Dach schien), 42°, war somit um einen Grad niedriger als die Temperatur des kältesten Quellwassers im Dorf, das gerade geschöpft war. Die Temperatur der Boilingquelle, deren Wasser hier als das wärmste gilt, betrug an demselben Tage 45°, obwohl ihr Wasser im Sommer kälter ist als das aller anderen mir bekannten Quellen, wenn, nebenbei bemerkt, seichtes und stagnierendes Oberwasser nicht zufällig mitgeschöpft wurde. Übrigens ist im Sommer das Waldenwasser wegen seiner großen Tiefe nie so warm, wie das der meisten Gewässer, welche der Sonne ausgesetzt sind. An warmen Tagen stellte ich meistens einen Eimer voll in meinen Keller, wo es während der Nacht abkühlte und tagsüber so blieb. Doch nehme ich auch eine Quelle in der Nähe in Anspruch. Das Wasser war nach 8 Tagen noch gerade so frisch, wie an dem Tage, wo ich es schöpfte und schmeckte nicht nach der Pumpe. Wer im Sommer eine Woche langam Teichufer verweilt, braucht nur einen Eimer mit Wasser ein paar Fuß tief im Schatten seines Lagers einzugraben, um den Luxus des Eises entbehren zu können.
     
    Im Waldenteich hat man sieben Pfund schwere Grashechte gefangen. Von dem Exemplar, das die Fischschnur mit größter Schnelligkeit ablaufen machte und das vom Fischer mit Bestimmtheit auf acht Pfund veranschlagt wurde – weil er es nicht sah – will ich ganz absehen. Außerdem fängt man Barsche, Bricken; die mehr als zwei Pfund wiegen, Weißfische und Rochen (Leuciscus pulchellus) , sehr selten Brasse und ab und zu Aale, wovon der eine vier Pfund schwer war. Ich

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