Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
berichte darüber so genau, weil das Gewicht des Fisches meistens der einzige Anlaß ist, ihm ein Loblied zu singen, und weil dies die einzigen Aale waren, von denen ich hier gehört habe. Ich selbst erinnere mich indessen dunkel an einen kleinen, ungefähr fünf Zoll langen Fisch, dessen Seiten silberglänzend, dessen Rücken grünlich war; er glich in seinem Aussehen etwas dem Weißfisch und ich erwähne ihn hauptsächlich deshalb hier, um all den Fischerlegenden eine Tatsache gegenüberzustellen. Im großen und ganzen ist der Teich nicht allzu fischreich. Die Grashechte, die auch nicht in übergroßer Menge vorhanden sind, machen seinen Hauptstolz aus. Ich habe einmal, der Länge nach auf dem Eise liegend, wenigstens drei verschiedene Arten dieses Fisches beobachtet: einen langen, schmalen, stahlfarbigen, der mit dem Flußhecht viel Ähnlichkeit hatte, einen hellgoldenen, mit grünlichen Reflexen, der ganz in der Tiefe schwamm, er gehört zu der Art, die hier am häufigsten ist, und einen dritten, goldfarbigen, der wie der zweite gebaut war, aber an den Seiten kleine dunkelbraune oder schwarze Flecken aufwies, die, ähnlich wie bei der Forelle, mit blutroten Tupfen untermischt waren. Für diese Sorte paßt der eigentliche Name "reticulatus" nicht, "guttatus" wäre richtiger. All diese Fische sind fest gebaut und wiegen mehr, als ihre Größe verspricht. Die Weißfische, Bricken und auch die Barsche, ja, alle Fische, die diesen Teich bevölkern, sind reiner, schöner und von festerem Fleisch als diejenigen im Flusse und in anderen Teichen, weil das Wasser reiner ist. Man kann sie daher leicht von anderenunterscheiden. Ichthyologen würden wahrscheinlich einige von ihnen als neue Spielarten beschreiben. Auch ein sauberes Geschlecht von Fröschen und Schildkröten und einige zweischalige Muscheln gibt es im Teich. Bisamratten und Nörzwiesel lassen hier Spuren zurück und gelegentlich besucht ihn eine wandernde Schlammschildkröte. Wenn ich frühmorgens mein Boot ins Wasser schob, störte ich ab und zu ein großes Exemplar dieser Tiere auf, das sich während der Nacht darunter verborgen hatte. Im Frühjahr und im Herbst besuchten Enten und Gänse den Teich, die weißbrüstige Schwalbe ( hirundo bicolor ) schwebt über ihn dahin und die Sumpflerchen ( totanus macularius ) "wippen" während des ganzen Sommers am steinigen Ufer. Manchmal scheuchte ich einen Fischadler auf, der auf einer Weißtanne über dem Wasser saß; im übrigen glaube ich kaum, daß der Waldenteich wie Fair Haven je durch die Flügel einer Möve entweiht wurde. Er duldet höchstens einmal im Jahre einen Taucher. Und damit sind alle wichtigen Tiere, die ihn häufig zu besuchen pflegen, genannt.
Bei ruhigem Wetter sieht man vom Boot aus nahe am sandigen, östlichen Ufer, wo das Wasser acht bis zehn Fuß tief ist, und auch an anderen Stellen des Teiches einige kreisrunde Haufen, deren Durchmesser sechs Fuß und deren Höhe einen Fuß beträgt. Diese Haufen bestehen aus kleinen Steinen, die kaum so groß sind wie ein Hühnerei, während ringsherum nur Sand liegt. Im ersten Augenblick fragt man sich voll Erstaunen, ob diese Steine vielleicht von Indianern zu irgend einem Zweck aufs Eis gelegt wurden und hernach, als das Eis schmolz, zu Boden gesunken sind. Dem widerspricht jedoch die allzu regelmäßige Anordnung und einige dieser kreisrunden Haufen sehen auch tatsächlich zu frisch aus. Sie ähneln denen, die man in Flüssen findet. Da aber Sauger und Lampreten hier nicht vorkommen, so weiß ich nicht, welcher Fisch sie baut. Vielleicht sind sie die Nester des Chivin, des Döbel. Sie verleihen dem Grunde etwas Geheimnisvolles, Anziehendes.
Das Ufer ist unregelmäßig genug, um nicht monoton zu wirken. Klar sehe ich es vor meinem inneren Auge liegen: tiefe Buchten imWesten, im Norden fast grotesk, im Süden lieblich ausgezackt, dort wo eine Hügelspitze eine andere, vor ihr liegende, überragt und den Gedanken an unerforschte Buchten zwischen waldigen Hügeln erweckt. Nie hat der Wald eine solch herrliche Fassung, nie tritt seine Schönheit so klar hervor, als dort, wo man ihn von der Mitte eines kleinen Teiches aus zwischen Hügeln sieht, die vom Uferrande emporsteigen. Denn nicht nur die Fluten, in denen der Wald sich spiegelt, bilden in diesem Falle den Vordergrund, nein, auch die Wellenlinien des Ufers stellen seine natürlichste und anmutigste Grenze dar. Keine plumpe und unvollkommene Linie ist an seinem Rand zu sehen, wie dort, wo die
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