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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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daß über ihren Häuptern eine leichte Dunkelheit herrscht, wo am Abend flackernde Schatten am Gebälk ihr Spiel treiben können? Solche Gebilde wirken auf die Stimmung und die Phantasie anziehender als Freskomalereien oder die kostbarsten Möbel. Jetzt erst, da ich mein Haus der Wärme und des Schutzes wegen benutzte, fing ich wirklich an, es zu bewohnen. Ich hatte ein paar eiserne Feuerböcke, welche verhinderten, daß brennende Holzscheite auf den Fußboden vor den Kamin glitten. Es tat mir wohl zu sehen, wie der Ruß sich an der Rückwand des Kamins niederschlug. Darum schürte ich das Feuer mit mehr Recht und mehr Befriedigung als gewöhnlich. Meine Wohnung war klein und ich konnte wohl kaum ein Echo darin unterhalten, doch da sie nur aus einem einzigen Zimmer bestand und fern von den Menschen lag, erschien sie größer. Alle Annehmlichkeiten des Hauses waren in einemRaum vereinigt, welcher zugleich Küche, Kammer, Empfangs- und Wohnzimmer war. So wurde mir die Summe all jener Befriedigung zuteil, welche Eltern und Kinder, Herr und Timer durch das Wohnen im Sause genießen. Cato sagt: Der Sausvater ( pater familias ) soll in seinem Landhaus haben: " cellam oleariam, vinanam, dolia multa, uti ludeat caritatem expectare, et rei, et virtuti, et dloriae erit ," d. h. einen Öl- und Weinkeller und viele Fässer, damit er unbesorgt harten Zeiten entgegensehen kann. Das wird ihm Vorteil, Ehre und Ruhm eintragen." Ich hatte in meinem Keller ein Fäßchen Kartoffeln, ungefähr zwei Liter Erbsen, in denen der Kornwurm war, und im Speiseschrank ein wenig Neis, einen Krug Sirup und je  ½ Scheffel Roggen- und Maismehl.
     
    Bisweilen träume ich von einem größeren Haus, in welchem mehr Menschen wohnen. Es steht in einem goldenen Zeitalter, ist aus dauerhaftem Material ohne Pfefferkuchenornamente gebaut, enthält nur ein einziges Zimmer, eine weite kunstlose, festgefügte einfache Halle ohne Decke und ohne Bewurf. Dachsparren und Querbalken tragen gleichsam einen niedrigen Himmel über den Häuptern der Menschen und schützen vor Regen und Schnee. Die Eckpfosten stehen da wie König und Königin und nehmen den ehrfürchtigen Gruß der Besucher entgegen, welche beim Überschreiten der Schwelle bereits dem überwundenen Saturn aus einer älteren Dynastie gehuldigt haben. Ich träume von einem Höhlenhaus, wo man eine an einem Stab befestigte Fackel emporhalten muß, um das Dach zu sehen, wo die einen am Kamin, die anderen in der Fensternische oder auf Sesseln, wo die einen an dem einen Ende und die anderen am anderen Ende der Hallen, oder auch, wenn's ihnen besser gefällt, hoch oben im Gebälk bei den Spinnen sich aufhalten können, von einem Haus, in welchem man sich wirklich befindet, wenn man die Außentür geöffnet und da mit zugleich alles Zeremoniell erledigt hat; wo der ermüdete Wandersmann sich waschen und unterhalten, wo er schlafen und speisen kann, ohne weiterpilgern zu müssen. Ich träume von einem Haus, das man in stürmischer Nacht froh begrüßt, das alles notwendige Hausgerät enthält und nichts zum Haushalten,wo man alle Schätze des Hauses mit einem Blick überschaut, wo jeder Gegenstand, den der Mensch gebraucht, an seinem bestimmten Pflock hängt, von einem Haus, das Küche und Speisekammer, Empfangs- und Schlafzimmer, Magazin und Dachkammer zugleich ist; wo man etwas so Notwendiges wie ein Faß und eine Leiter, oder etwas so Bequemes wie einen Speiseschrank zu sehen bekommt, wo man den Kessel brodeln hört, wo man dem Feuer, das die Nahrung kocht, und dem Ofen, der das Brot backt, Reverenz erweisen kann; wo die notwendigen Möbel und Geräte den Hauptschmuck bilden; wo man die Wäsche nicht auswärts waschen, das Feuer nicht ausgehen und die Sausherrin nicht außer Atem kommen läßt, sondern wo man bisweilen ersucht wird, wenn die Köchin in den Keller hinabsteigen will, von der Falltür wegzutreten, wo man also ohne mit dem Fuß zu stampfen erfährt, ob der Boden unter den Füßen fest oder hohl ist. Ich träume von einem Saus, das so offenkundig sein Inneres zeigt wie eines Vogels Nest, bei dem man nicht durch die Vorderseite hinein und durch die Sintertüre hinausgehen kann, ohne einen Bewohner gesehen zu haben, wo "Gast sein" so viel heißt wie "benutze das ganze Saus nach Belieben", wo man nicht von sieben Achteln desselben ausgeschlossen und in eine besondere Zelle mit der Aufforderung eingesperrt wird, sich " hier zu Hause zu fühlen " – in Einzelhaft. Heutzutage ladet uns der Wirt

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