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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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nicht zu seinem Serbe ein, sondern zu jenem, den er irgendwo, rechts oder links von seinem Korridor, für seine Gäste hat errichten lassen. Für ihn ist Gastfreundschaft die Kunst, den Gast in möglichst großer Entfernung zu fesseln . Das Kochen wird so geheimnisvoll betrieben, als habe man den Plan, uns zu vergiften. Ich weiß, ich habe manches Menschen Grundstück betreten, von wo man mich mit Fug und Recht hätte fortweisen können, aber ich weiß nicht, daß ich in vieler Menschen Häusern war. Ich könnte wohl in meinen alten Kleidern einen König und eine Königin besuchen, die schlicht und einfach in einem Sause leben, wie ich es soeben beschrieb. Sollte man mich aber jemals in einem modernen Palaste antreffen, so ist's nur eines, was ich dort lernen will: wie schnell ich ihm den Rücken kehren kann.Fast scheint es, als ob selbst die Sprache in unseren Salons ihre Nerven einbüßt und gänzlich zu saloppem Geschwätz entartet, als ob unser Leben sich weit von ihren Symbolen entfernt, und als ob ihre Metaphern und Tropen gleichsam aus Versenkungen und mit stummen Dienern herbeigeschafft werden müssen. Mit anderen Worten: Unser Salon liegt zu weit abseits von Küche und Werkstatt. Selbst das Mittagessen ist meistens nur eine Parabel des Mittagessens. Vielleicht wohnt nur der Wilde nahe genug bei der Natur und bei der Wahrheit, um Tropen von ihnen entlehnen zu dürfen. Was weiß der Gelehrte, der hoch oben in Canada oder auf der " Isle of Man " haust, vom "Küchenreglement"?
     
    Es waren übrigens nur einige wenige Gäste vertrauensvoll genug, um zu bleiben und einen Schnellpudding aus Mais mit mir zu verzehren. Meistens zog man es vor, schleunigst den Rückzug anzutreten, sobald man diese Krisis herannahen sah, als ob dieselbe das Fundament des Hauses erschüttern müßte. Es überdauerte indessen eine ganze Anzahl von Schnellpuddingen.
     
    Erst als der Frost einsetzte, begann ich den Bewurf. Zu diesem Zwecke holte ich mir von der entgegengesetzten Seite des Sees weißeren und reineren Sand im Boote herüber, und dieser Transport auf dem Wasser machte mir so viel Freude, daß ich noch viel weiter gefahren wäre, wenn die Notwendigkeit vorgelegen hätte. Mein Haus hatte ich inzwischen an allen Seiten bis zum Erdboden hin mit Schindeln bedeckt. Beim Festnageln der Bretter machte es mir Spaß, jeden Nagel mit einem einzigen Kammerschlag ganz ins Holz zu treiben, und mein Ehrgeiz war, den Mörtel vom Brett sauber und rasch an die Wand zu bringen. Dabei fiel mir die Geschichte von jenem aufgeblasenen Burschen ein, der in eleganter Kleidung im Dorfe herumzubummeln und den Arbeitern Ratschläge zu geben pflegte. Als er eines Tages seinen Worten die Tat folgen lassen wollte, schob er die Manschette in die Höhe, packte das Mörtelbrett und warf, nachdem er die Mauerkelle ohne Anfall mit Mörtel beladen hatte, die feuchte Masse mit vergnügtem Blick und mutigem Schwung nach oben gegen die Bretter. Sofort saß diese zu seinem größtenKummer und Unbehagen auf seinem gekräuselten Hemdeinsatz ... Ich bewunderte aufs neue die Billigkeit und das Zweckmäßige des Bewurfs, der die Kälte so wirksam ausschließt und dabei nicht schlecht aussieht. Auch lernte ich die verschiedenen Zufälligkeiten kennen, denen der Verputzer ausgesetzt ist. Mit Erstaunen sah ich, wie durstig die Ziegel sind. Sie hatten alle Feuchtigkeit aus meinem Mörtel gesogen, bevor ich das Glätten beenden konnte. Und wie viele Eimer voll Wasser sind nötig, um einen Herd zu taufen! Ich hatte mir im vorigen Winter zu Versuchszwecken eine kleine Quantität Kalk dadurch verschafft, daß ich Muscheln von Unio Fluviabilis , welche in unserem Fluß hier vorkommt, verbrannte. Ich wußte also, woher meine Materialien stammten. Guten Kalkstein zum Brennen konnte ich, wenn mir daran lag, wohl auch ein bis zwei Meilen weit von hier aus bekommen.
     
       
     
    In den schattigsten und seichtesten Buchten des Teiches hatte sich inzwischen eine zarte Eishaut gebildet, einige Tage oder selbst Wochen bevor die ganze Oberfläche gefror. Das erste Eis ist besonders interessant und rein. Es ist hart, dunkel und durchscheinend und bietet die beste Gelegenheit den Grund dort, wo er seicht ist, zu untersuchen. Denn man kann sich, selbst wenn das Eis nur einen Zoll dick ist, der Länge nach darauf ausstrecken, wie ein Wasserläuferinsekt auf dem Wasserspiegel, und den Boden mit Muße in einer Entfernung von zwei bis drei Zoll, wie ein Bild unter Glas studieren. Dabei ist

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