Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
das Wasser selbstverständlich immer glatt. Viele Furchen gibt's in dem Sande, dort, wo ein Geschöpf denselben Pfad hin und her wandelte. Und statt mit Wracks ist der Boden mit den aus feinsten weißen Quarzkörnchen geformten Hüllen der Köcherfliegenlarven bestreut. Vielleicht haben sie den Boden gefurcht – jedenfalls liegt eine Anzahl dieser Hüllen in den ziemlich breiten und tiefen Furchen. Das interessanteste Objekt ist indessen das Eis selbst. Allerdings muß man die erste Gelegenheit benutzen, um es zu studieren. Betrachtet man es genau am frühen Morgen nach einer Frostnacht, so wird manfinden, daß der größere Teil jener Blasen, die auf den ersten Blick im Eise selbst sich zu befinden scheinen, der unteren Fläche des Eises anliegen, und daß fortwährend neue vom Boden aufsteigen, solange das Eis noch relativ fest und dunkel ist, das heißt, solange man das Wasser durchsieht. Der Durchmesser dieser Blasen schwankt zwischen einem achtel und einem ganzen Zoll; sie sind so vollkommen rein und schön, daß man sein Gesicht durch das Eis hindurch in ihnen spiegeln kann, ungefähr dreißig bis vierzig solcher Blasen sind in einem Quadratzoll vorhanden. Im Eise selbst sieht man ferner schmale, längliche, senkrecht stehende und ungefähr einen halben Zoll lange Blasen, die einem spitzen Kegel gleichen, dessen Spitze nach oben zeigt. Häufiger jedoch kann man, wenn das Eis ganz frisch ist, überaus kleine, runde, rosenkranzartig übereinander gereihte Blasen bemerken. Die Bläschen im Eis sind indessen nicht so zahlreich und nicht so leicht aufzufinden wie die unter demselben. Bisweilen warf ich Steine auf das Eis, um seine Stärke zu prüfen. Brechen sie durch, so nehmen sie Luft mit sich, wodurch ausgedehnte und deutlich sichtbare weiße Blasen unter dem Eis gebildet werden. Und als ich eines Tages nach achtundvierzig Stunden wieder an diese Stelle kam, da waren diese großen Blasen noch ganz unverändert, obwohl der Durchmesser des Eises um einen Zoll zugenommen hatte. Das konnte ich deutlich an der Grenzlinie zwischen altem und neuem Eis erkennen. Da aber die letzten beiden Tage sehr warm gewesen waren, so warm wie im Spätsommer, so war das Eis jetzt nicht durchsichtig, besaß auch nicht die dunkelgrüne Farbe des Wassers und des Grundes, sondern hatte ein dunkelweißes oder graues Aussehen. Obwohl es doppelt so dick war als zuvor, hatte seine Tragkraft nicht zugenommen, denn die Luftblasen hatten sich unter der Wärmewirkung bedeutend ausgedehnt, waren ineinander gelaufen und hatten ihre regelmäßigen Formen eingebüßt. Jetzt lag nicht mehr die eine genau über der anderen, sondern wie Silbermünzen, die aus einem Sack geschüttelt wurden, bedeckten die stachen Blasen einander an vielen Stellen. Hier und da glichen sie Flocken, die kleine Ritzen auszufüllen schienen. Die Schönheit des Eises war verschwunden, zu spät war's.den Teichboden zu untersuchen. Da ich erfahren wollte, welche Lage meine großen Blasen in bezug auf das neue Eis eingenommen hatten, brach ich ein Stück davon, das eine mittelgroße Blase enthielt, heraus und drehte seine Unterseite nach oben. Das neue Eis hatte sich unter der Blase und um dieselbe herum gebildet, so daß sie zwischen den beiden Eisschichten eingeschlossen war. Sie befand sich völlig in der unteren, aber nahe an der oberen Eisschicht, war etwas abgeflacht oder leicht linsenförmig, ein viertel Zoll dick, hatte abgerundete Ecken und einen Durchmesser von vier Zoll. Zu meinem Erstaunen bemerkte ich, daß das Eis gerade unter den Blasen mit großer Regelmäßigkeit geschmolzen war, daß sich eine Art Untertasse dort gebildet hatte, die in der Mitte fünf achtel Zoll tief war, und daß nur eine zarte, ungefähr ein achtel Zoll dicke Wand Blase und Wasser noch trennte. An vielen Stellen hatten die kleinen Bläschen indessen diese schmalen Scheidewände nach unten gesprengt. Vielleicht befand sich unter den größten Blasen, deren Durchmesser einen Fuß betrug, überhaupt kein Eis. Ich folgerte daraus, daß die unzähligen Bläschen, welche ich anfangs unter der Oberfläche des Eises gesehen hatte, jetzt ebenfalls eingefroren waren, daß ein jedes in seiner Weise als Brennglas gewirkt und das unter ihr liegende Eis völlig geschmolzen habe. Das sind die kleinen Windbüchsen, die dazu beitragen, daß das Eis kracht und keucht.
Endlich setzte der Winter ernstlich ein. Gerade als ich meinen Bewurf beendet hatte, begann der Wind um das Haus herum zu
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