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Waldesruh

Waldesruh

Titel: Waldesruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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mit ihrer normalen Stimme. Sie grinste. »Das war Mutter Courage, meine Rolle bei der letzten Schulaufführung. Gut, was?«
    Statt einer Antwort führten Emily und Marie einen Freuden-tanz auf. Aber kaum hatten sie sich beruhigt, nörgelte Marie: »Das mit dem Geld finde ich unmöglich von dir!«
    Aber Emily widersprach: »Das finde ich überhaupt nicht. Das hat Janna super gemacht.« Damit war das Thema erledigt und Emily verbrachte die folgenden Tage auf Wolke sieben.
    »Ist deine Großmutter denn einverstanden damit, dass ich ihren Wagen fahre?«, fragte Axel.
    »Klar«, versicherte Janna.
    »Was hat sie eigentlich?«
    »Ach, irgendwas mit dem Herzen«, antwortete Janna, wäh rend sich ihr neuer Freund hinter das Steuer von Frau Holtkamps betagtem Ford Fiesta klemmte. Sie wollten gemeinsam in den Baumarkt fahren und anschließend Lebensmittel einkaufen.
    Axel war ein hoch aufgeschossener, kräftiger Kerl mit Sommersprossen. Seine kurzen blonden Haare berührten die Decke des Kleinwagens.
    »Bring mir was Süßes mit!«, verlangte Moritz und dann sahen Marie, Emily und Moritz zu, wie sich der Wagen in einer Staubwolke entfernte.
    »Wenigstens kann dieser Lulatsch die Decke ohne Leiter streichen«, lautete Maries Kommentar zu Jannas Eroberung.
    »Immerhin macht er sich Gedanken, ob das mit dem Wagen in Ordnung geht«, meinte Emily zu seiner Verteidigung.
    »Ja, und er wird sich mit der Zeit noch mehr Gedanken machen«, orakelte Marie düster.
    Sie ließen Moritz im Garten, wo er sich selbstvergessen in den Sandkasten setzte und seinen Gameboy hervorzog. Er würde eine Weile beschäftigt sein.
    Gemeinsam gingen sie ins Haus. Für heute hatten sie sich das ehemalige Zimmer von Maries Großmutter vorgenommen.
    Über die knarzende Holztreppe stiegen sie in den ersten Stock. Die Räume hier oben waren klein und schmal geschnitten, nur Jannas und Maries Zimmer war ein bisschen geräumiger.
    Emily sah sich in Frau Holtkamps Schlafzimmer um. Auch hier stützten Holzbalken die niedrige Decke, die kleinen Fenster gaben den Blick frei auf die leuchtenden Rapsfelder hinter der Bahnlinie.
    Genau wie das Wohnzimmer und die Küche war der Raum schlicht, aber gemütlich eingerichtet. Ein bunter Webteppich lag vor dem Bett – Emily hatte einen ganz ähnlichen zu Hause – und nur wenige Möbelstücke erinnerten daran, dass eine alte Frau hier gewohnt hatte. Auf der alten Kommode stand lediglich ein Bild von Janna, Marie und Moritz, ansonsten gab es keine Familienfotos – weder von Maries Mutter noch von ihrem Großvater.
    »Wo fangen wir an?«
    Marie blickte sich unschlüssig um. »Den Schrank will Janna behalten, der ist gerade erst zwei Jahre alt«, sagte sie. »Aber das Bett müssen wir demontieren, Janna ist es zu schmal.« Sie seufzte. »Am besten fange ich mit den Kleidern an.«
    Emily nickte. »Was ist mit dem Nachtschränkchen?«, erkundigte sie sich.
    »Das nehme ich«, entschied Marie.
    Während Marie den Kleiderschrank öffnete, machte sich Emily daran, das Schränkchen auszuräumen, und stieß auf ein paar Tablettenschachteln. »Ich glaube, deine Großmutter hatte wirklich was mit dem Herzen.« Sie zeigte Marie den Inhalt der Schublade. »Diese Medikamente kenne ich von meinem Opa. Der ist auch an einem Herzinfarkt gestorben. Wo soll ich das hintun?«
    »Ach, schmeiß sie weg«, sagte Marie.
    Etwas in ihrer Stimme ließ Emily aufhorchen. Marie strich vorsichtig über den blauen Stoff des Kleides, das sie gerade in einen Koffer einpackte, den sie am Morgen vom Dachboden geholt hatten. »Schau mal, das war ihr Lieblingskleid. – Und das ihre Sommerjacke. – Den Mantel hat sie immer ›Übergangsmantel‹ genannt. – Das schwarze Kostüm hat sie nie gemocht, aber sie hat gesagt, es wäre zu schade zum Wegschmeißen. – Die Hose war schon so schäbig, aber die hat sie am liebsten getragen...« Fast jedes Kleidungsstück wurde von Marie liebevoll kommentiert, ehe es im Koffer verschwand.
    »Denkst du oft an sie?«, fragte Emily.
    Marie nickte. »Natürlich.«
    »Hast du ein schlechtes Gewissen wegen...du weißt schon?«
    »Nein, das nicht«, antwortete Marie traurig. »Das war schon okay. Nein, ich denke einfach so an sie. Irgendwie vermisse ich sie halt. Sie war so eine feste Größe, man konnte sich auf sie verlassen, auch wenn sie mich oft genervt hat. Nicht wie Mama, die...« Marie unterbrach sich und wischte sich eine Träne von der Wange. Emily tat, als hätte sie es nicht gesehen. Sie wagte nicht, Marie nach der

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