Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waldesruh

Waldesruh

Titel: Waldesruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
vermutete Emily. »Sie wollen schon seit Tagen Frau Holtkamp sprechen. Janna, meinst du, du kriegst das wieder so hin?«
    »Mal sehen.« Janna stand auf, räusperte sich ein paarmal und nahm dann den Hörer ab.
    »Holtkamp.« Es klang wie das Krächzen eines Kolkraben.
    Janna grinste Marie und Emily zu und hob dabei den Daumen. »Ja, Ihrer Tochter geht es ausgezeichnet.« – »Nein, es gibt keine Probleme mit dem Essen.« – »Heikel? Davon habe ich nichts gemerkt.« – »Ach, wissen Sie, sie wollen gar nicht fernsehen, sie sind am Abend todmüde. Sie sind ja so viel draußen an der frischen Luft.« – »Ich bitte Sie, nein, es ist mir nicht zu viel. Im Gegenteil, Ihre Emily ist eine große Hilfe im Haushalt. Und im Garten.« – »Nun, zu Hause ist es immer etwas anderes.« – »Ja, ich werde es ihr ausrichten. Oder möchten Sie sie sprechen?« – » Gut, dann bis die nächsten Tage. Ich wünsche Ihnen noch schöne Ferien.« – »Ja, richte ich aus.«
    Janna legte auf, Emily und Marie kicherten.
    »Danke«, sagte Emily. »Das müsste für die nächsten paar Tage reichen.«
    »Bist du zu Hause wirklich stinkfaul und mäkelig beim Essen?«
    »Blödsinn! Meine Mutter ist nun mal nicht die tollste Köchin. Ihre Steaks sehen immer aus wie Unfallopfer. Aber wehe, man sagt was«, verteidigte sich Emily. »Mein Vater kocht viel besser, aber leider nur am Wochenende.«
    Das Telefon klingelte erneut.
    »Jetzt hat sie bestimmt was vergessen. Das ist so typisch«, stöhnte Emily.
    Janna meldete sich noch einmal mit ihrer Wilhelmine-Holt kamp-Stimme. Doch an ihrem Gesichtsausdruck konnten Marie und Emily sofort erkennen, dass es dieses Mal nicht Frau Schütz war. Das Telefonat war kurz und Janna erwiderte nichts, aber als sie auflegte, waren ihre Wangen rot vor Aufregung und ihre Stimme – ihre eigene – zitterte etwas, als sie sagte: »Da war ein Kerl dran, der sagte, das Ultimatum sei nun abgelaufen. Seine Auftraggeber verstünden keinen Spaß. Morgen sei der letzte Termin für die Übergabe.«
    »Übergabe? Ultimatum?«, fragte Marie. »Das wird ja wohl kaum für ein Buch aus der Leihbücherei gelten, oder?«
    »Nein, so klang das nicht«, sagte Janna. Sie war ganz blass.
    »Und wer war es?«, fragte Emily.
    »Das hat er nicht gesagt. Er hat ja wohl auch gedacht, ich bin Oma – die muss wohl gewusst haben, worum es geht.«
    »Moskau Inkasso?« Offenbar nahm Marie den Anruf nicht so ernst wie Janna.
    »Hör schon auf, das ist nicht witzig«, zischte Janna. »Oma hatte keine Schulden, bei niemandem.«
    »Kann es der Kerl gewesen sein, der neulich hier war?«, fragte Emily.
    Janna zuckte die Schultern. »Ich weiß es wirklich nicht! Es war ein Mann, mehr kann ich nicht sagen.«
    »Besonders gut scheint er Oma aber nicht gekannt zu haben, sonst hätte gemerkt, dass das nicht ihre Stimme ist«, bemerkte Marie.
    »Seine Stimme hat gepresst geklungen, fast geflüstert. Erst dachte ich, es sei Axel oder einer seiner Kumpel, die sich einen Scherz erlauben. Aber dann sagte er noch...« Janna zögerte.
    »Was?«, drängte Marie.
    ». . . dass ich gut auf meine Enkel aufpassen soll.«
    Emily wurde abwechselnd heiß und kalt. »Ich muss euch was sagen«, begann sie. »Der Kerl von neulich...der ist nachts auf dem Dachboden gewesen. Ich muss wohl einen Moment eingeschlafen sein. Als ich aufgewacht bin, hat er da oben rumgekramt. Er hat aber nichts gestohlen, ich habe seinen Rucksack kontrolliert.«
    »Was, zum Teufel, hat er da gesucht?«, fragte Janna und Marie meinte: »Da oben ist nur Gerümpel und Mäusekacke. Ich habe da schon oft rumgestöbert, wenn mir langweilig war.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Emily.
    »Nichts. Abwarten. Was immer der Kerl von uns will, er wird sich schon wieder melden«, antwortete Janna.
    »Aber wenn er euch was tut? Oder Moritz?«
    »Wir müssen eben die Augen offen halten«, sagte Janna. »Oder hat jemand einen besseren Vorschlag?«
    Emily lag hellwach im Dunkeln und horchte auf jedes Geräusch. Marie hatte vorhin das Gewehr vom Schrank genommen und unter ihr Bett gelegt. »Das beruhigt«, hatte sie behauptet. Aber so ganz schien das nicht zu stimmen, denn auch Marie wälzte sich alle paar Minuten hin und her. Als Emilys Augen gerade zufielen, donnerte ein Güterzug vorbei und sie war wieder hellwach. Als der Lärm verklungen war, flüsterte Emily: »Marie, bist du wach?«
    »Nein, ich schlafe.«
    »Gut. Ich auch.«
    »Ach, Mist!« Marie knipste ihre Nachttischlampe an. »Das war der

Weitere Kostenlose Bücher