Waldmeister mit Sahne
um Hennies Gesicht zu säubern. Ihre bananenverklebten Hände hatte sie bereits unbemerkt an Olafs Jacke abgewischt. Die Reinigung konnte er ja von den siebenhundert Euro zahlen, die er Michael bis heute nicht zurückgegeben hatte.
„Geh ruhig zur Polizei, Olaf. Die werden sich ebenfalls für deinen Einbruch interessieren sowie für die sexuellen Handlungen, die du an einem Hilflosen durchführtest, nachdem du ihn mit Poppers gefügig gemacht hast. Und das, obwohl der Hilflose mehrmals nein danke gesagt hat, als er noch nicht hilflos war.“
Olaf zog einen Flunsch. „Das wirst du mir doch nicht nachtragen wollen? Ich war geil auf dich. Und schließlich liebe ich dich. Ich habe dich die ganze Zeit über geliebt. Oder warum sollte ich auf einmal nach Deutschland zurückkommen?“
Verächtlich schnaufte Michael. „Du liebst mich? Du hast ja einen Sockenschuss. Sicherlich ist dir bloß die Kohle ausgegangen. Und damit ist dir der doofe Micha wieder eingefallen, den du schon einmal abgezockt hast.“
„Jo-urth“, sagte Hennie ernst.
„Adieu, Olaf. Ich muss weiter einkaufen.“ Michael beförderte Hennie zu den Kühlregalen und packte Fruchtzwerge ein. Olaf folgte ihnen hartnäckig. Jetzt nervte er Michael richtig.
„Ich liebe dich wirklich, Micha.“
„Natürlich. Und aus genau diesem Grund hast du dir meine siebenhundert Euro unter den Nagel gerissen, um sang- und klanglos nach Amerika zu verschwinden. Damit du eine nette Erinnerung an mich hast, nicht wahr? Außerdem hast du mir jeden Tag eine Postkarte geschrieben, um mir zu versichern, wie sehr du mich vermisst. Nur blöd, dass du meine Adresse vergessen hast und deswegen die Postkarten gar nicht abschicken konntest. Oh wie schade.“
„Ich bin halt schreibfaul. Willst du mir das vorwerfen?“ Er fuhr sich durch die wasserstoffblonden Haare und lächelte Michael mit einem Dackelblick an.
„Zu allem Überfluss waren deine Lauscher derartig verstopft, sodass du nicht einmal anrufen konntest. Oder ist dir meine Telefonnummer zusammen mit der Anschrift entfallen? Egal, Olaf. Ist ja nicht schlimm. Du hast dich halt in deiner Wehmut mit meinen Euros getröstet.“
Olaf stöhnte. „Dauernd dieses Gelaber wegen der paar Mäuse. Ich wollte uns mit der Kohle da drüben etwas aufbauen und dich anschließend nachkommen lassen.“
Wie konnte dieser Mensch nur so unverfroren lügen?
„Wenn das nur ein paar Mäuse für dich sind, zahl sie mir zurück. Hennie, Hagebutte oder Pfefferminze?“
Hennie deutete auf den Kindertee.
„Micha, ich erkenne dich gar nicht mehr. Du bist ja zur Hausfrau mutiert.“ Olaf wollte den Einkaufswagen beiseiteschieben, ließ aber angesichts Michaels drohenden Blickes die Hand schnell wieder sinken. Niemand fasste den Wagen an, in dem seine Krabbe saß!
„Falls du dich erinnerst: Ich habe früher auch schon für dich eingekauft. Der Kühlschrank wurde damals nämlich nicht von alleine voll, denn die Heinzelmännchen waren bereits mit deinem Saustall völlig überfordert. Was ich ihnen nicht verübeln konnte.“
Michael schaute auf den Einkaufszettel. Lediglich Wattestäbchen, Bodylotion und Flüssigseife fehlten ihm in seinem Wagen, dann schien er es geschafft zu haben. Olaf pflückte ihm den Zettel aus der Hand.
„Ich rede mit dir.“
„Und ich will nicht.“
„Mit mir reden oder mit mir kommen?“
„Beides. Kapier es endlich, Olaf. Du kannst nicht über ein Jahr verschwinden und nach dieser Zeit erwarten, dass ich dir freudestrahlend in die Arme falle. Mein Leben ist zufällig weitergegangen. Oder sehe ich vielleicht wie das Dornröschen aus?“
Olaf schaute ihn mit einem Blick an, der rätselhafter nicht sein konnte. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ließ Michael mit Hennie beim Teeregal stehen. Irgendwie hatte Michael den Eindruck, dass dies nicht das Letzte war, was er von Olaf sah. Darüber hinaus bemerkte er, dass sein Ex mit seinem Einkaufszettel abgehauen war. Bodylotion, Wattestäbchen und was fehlte noch? Hennie lutschte sich einen Bananenrest von den Fingern. Ach ja, Seife.
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„Das verstehe ich einfach nicht. Können Sie mir nicht sagen, von wem diese denunzierende Mitteilung kommt?“
„Ich sagte Ihnen bereits, dass das Schreiben anonym eingereicht worden ist.“ Frau Talert schob ihre Brille ein Stückchen die Nase hinauf.
„Sie waren doch erst vor Kurzem hier und es war alles in …“ Joachim fiel die bühnenreife Szene mit Micha ein und er brach mitten im Satz
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