Waldmeister mit Sahne
Erfolglos hantierte Michael mit den Taschentüchern und dem Schlafanzug herum.
„Ich fühl mich so schwach. Du musst mir helfen“, sagte er mühselig und versuchte sich an einem flehentlichen Augenaufschlag.
„Du liebe Zeit. Du bist ja schlimmer als Hennie.“
Michael schob die Decke von sich und ließ Jo sehen, dass auch andere Körperteile dringend Hilfe benötigten.
„Micha, nicht jetzt!“
„Ich leide unter akuter Versteifung“, sagte er.
„Oh, du großer Gott!“
Diese Stimme wirkte wie ein Stromschlag auf Michael. Im Nu hatte er sich unter die Decke verkrochen. Und zwar tief. Sehr tief!
„Mama, kannst du nicht anklopfen?“ Dies war der peinlichste Moment in seinem Leben seit damals, als ihn seine Mutter als Siebzehnjährigen beim Wichsen erwischt hatte.
„Wie soll ich denn anklopfen mit einer Schüssel Suppe in der einen Hand und der Wärmflasche in der anderen. Bin ich Artist?“ Sie knallte die Wärmflasche auf das Bett und stellte die Suppe auf den Nachttisch.
„Jo, Frau Talert will dich unten abschließend sprechen.“
„Er wollte Hilfe beim Anziehen der Pyjamas“, versuchte Jo die Situation zu erklären.
„Bei einer solchen Erektion hätte wohl jeder Schwierigkeiten mit der Hose“, sagte Michaels Mutter trocken. Sie schob Jo zur Tür.
„Geh du nur runter. Wenn Micha Hilfe braucht, dann helfe ich ihm doch gerne.“
Wie standen eigentlich seine Überlebenschancen, wenn er erneut mit seinem Bademantel zum Südsee flüchtete?
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Micha war den restlichen Tag über ziemlich still gewesen. Sicherlich hatte ihm Ilse ordentlich die Leviten gelesen. Nicht einmal der Fernseher lief und selbst Henriette hatte ihn nicht aus der Reserve locken können. Als Joachim das Schlafzimmer betrat, starrte er düster auf die Bettdecke.
„Die Kinder sind endlich im Bett“, sagte Joachim und gesellte sich zu seinem Freund. „Und was ist mit dir? Wieso ziehst du so ein Gesicht?“
„Ich habe es dir versaut, nicht wahr? Diese Sozialarbeiterin wird einen vernichtenden Bericht schreiben und im Handumdrehen haben deine Schwiegereltern das Sorgerecht.“
„Ist schon gut, Micha. Ich habe der Tarantel gesagt, dass wir dich normalerweise einsperren.“
„Es tut mir ehrlich leid“, sagte Micha leise.
Joachim drehte sich auf die Seite und legte seinen Kopf auf Michas Schulter.
„Ich weiß. Die nächsten Berichte müssen halt besser ausfallen.“ Seine Hand schob sich unter Michas Schlafanzugjacke.
„Jo?“
„Hm?“
„Hat sie tatsächlich meine Glocken gesehen?“
„Es sind prachtvolle Glocken. Warum sie also verstecken?“
„ Jo! Hat sie?“
„Ich bin nicht sicher. Wahrscheinlich warst du zu schnell. Aber die Nummer mit deiner Mutter war total peinlich.“
„Was danach kam, war erst peinlich. Da warst du ja bereits auf dem Weg zurück in der Küche.“
Joachims Finger begann unter dem Pyjama um einen von Michas Nippeln zu kreisen.
„Ich bin nicht sonderlich böse über die Tatsache, dass meine Mutter nicht mehr in Deutschland lebt.“
Ein schwaches Lächeln huschte nun über Michas Gesicht. Nach einem Moment fragte er: „Glaubst du wirklich, dass es uns gelingt, das Sorgerecht für die drei Blagen zugesprochen zu bekommen?“
„Natürlich. Zusammen können wir Berge versetzen. Vorausgesetzt, du trägst zukünftig außerhalb dieses Zimmers einen Schlafanzug.“
„Optimist.“
„Sag mal, Micha, hast du eigentlich noch diese schreckliche Verspannung?“
Zu Joachims Erleichterung konnte Micha nun wieder lachen, obwohl das Gelächter in einer Hustenattacke endete. Freilich wusste er genau, wie er seinen Freund von dessen Erkältung ablenken konnte.
Hennie saß in dem Einkaufswagen und zeigte fröhlich auf die Dinge, die er einkaufen sollte. Michael machte sich eine geistige Notiz, ihr später niemals seine Kreditkarte zu geben.
„Nein, Krabbe, wir müssen definitiv keinen neuen Toaster kaufen. Wir haben einen, der prima funktioniert.“ Schnell passierte er die Küchengeräte und packte stattdessen Batterien in den Wagen. Staubsaugerbeutel sollte er ebenfalls besorgen. Kurz darauf stand er vor einem Regal mit mindestens Tausend verschiedenen Beuteln. Leider war auf seinem Einkaufszettel nicht vermerkt, welche Sorte sie brauchten. Hennie deutete entschieden auf eine Verpackung.
„Bist du sicher, Krabbe?“ Michael nahm die Packung aus dem Regal. Sie hatten tatsächlich einen Dirt Devil, nur waren es auch die richtigen Beutel?
„Falls die falsch sind, schiebe
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