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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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preisgegeben. Außerdem sprach er ihm die Herrschaft über Deutschland und Italien ab und untersagte es allen Christen unter Androhung der Exkommunikation, künftig mit ihm Umgang zu pflegen oder ihm fürderhin zu dienen. Die Fürsten des Reiches entband er von ihrem Treueschwur gegen den König. Erzbischof Siegfried von Mainz wurde mit dem Bann belegt, die anderen Unterzeichner der Schrift suspendierte er von ihrem Amt, bis sie sich vor ihm gerechtfertigt hätten. Und an die anderen Fürsten des Reiches schickte er Schreiben, die sie von diesen Vorgängen in Kenntnis setzten und in denen er sein Vorgehen begründete.
    Die Ungeheuerlichkeit des Banns erschütterte das Reich in seinen Grundfesten. Nun konnte niemand mehr den Herzog von Schwaben des Treuebruchs gegenüber seinem König bezichtigen, wenn er nach der Krone griff. Der Papst selbst hatte ihn von seinem Eid entbunden. Viele der Großen fühlten sich wie er nicht mehr an Heinrich gebunden und ließen ohne sein Wissen ihre sächsischen Gefangenen frei. Auch Herzog Rudolf. Bischof Hermann von Metz, Hermann, der Oheim von Herzog Magnus von Sachsen, und Dietrich Katlenburg kehrten heim. Bischof Burchard von Halberstadt, einer von Heinrichs größten Gegnern, gelang später in diesem Jahr die Flucht, als Heinrich ihn im Gefolge seiner Schwester Judith-Sophie nach Ungarn in die Verbannung schicken wollte. Andere Sachsen konnten ebenfalls fliehen: die Bischöfe von Magdeburg, Merseburg und Meißen, während Herzog Magnus und der Pfalzgraf Friedrich von Sachsen kamen erst im Sommer gegen ein hohes Lösegeld frei.
     
    Dietrich und Wilhelm von Brehna aus dem Hause Wettin, verarmte Söhne des Grafen Gero, die zur Zeit der Übergabe an die Elbe geflohen waren, machten sich indes auf zum Kampf für ihre Heimat. Sie sammelten andere Unzufriedene um sich und füllten den leeren Geldsäckel nach der Art der Wegelagerer. Dabei stießen immer mehr Sachsen zu ihnen. Schließlich hatten die Brüder eine große Truppe kampfbereiter und verwegener Krieger um sich gesammelt.
     
    Alles geriet aus den Fugen. Als Gozelo, der Herzog von Niederlothringen, eines Tages auf dem Abtritt stand, stieß ihm sein Mörder das Schwert in den After. So starb einer der größten und reichsten Fürsten des Reiches unter grausamen Qualen. Der Mörder wurde nie gefunden. Doch einige hatten den König als Anstifter im Verdacht, weil Gozelo sich erneut von ihm habe lossagen wollen. Ein weiterer Mordanschlag des Königs misslang hingegen: Berthold von Zähringen war vorher gewarnt worden.
     
    Ein anderer verwandelte sich in diesem Jahr zur großen Überraschung seiner früheren Verbündeten vom Wolf in ein königstreues Schaf: Otto von Northeim. Heinrich hatte seinem einstmaligen Feind sogar die Bewachung der Harzburg übertragen. Herzog Rudolf vermutete, der König habe dem Northeimer versprochen, ihm das Herzogtum Baiern zurückzugeben.
     
    Das war im Juni, nach dem Treffen der Fürsten in Ulm, zu dem Rudolf eingeladen hatte. Er nahm mich mit, damit alles genauestens niedergeschrieben wurde. Die Beschlüsse sollten auch jenen Großen des Reiches übersandt werden, die nicht dabei waren.
    Doch war es wieder einmal eine Zusammenkunft, die nur bestätigte, wie sehr alles im argen lag. Selbst der päpstliche Bann hatte der Willkürherrschaft des Königs kein Ende gesetzt. Als sie auseinandergingen, hatten sie nur beschlossen, sich nach dem Sommer wiederzusehen. Dann wollten sie handeln.
     
    Im September kamen die Fürsten noch einmal in Ulm zusammen. Dieses Mal war auch ein Legat des Papstes dabei, und Bischof Altmann von Passau ließ keinen Zweifel daran, dass der Papst Heinrich wirklich abgesetzt hatte. Ein Gebannter könne nicht König sein. Außerdem sage Gregor VII. ihnen bei der Wahl eines neuen Königs seine Unterstützung zu. Das gab den Ausschlag. Die Boten ritten in alle Himmelsrichtungen, zu den Fürsten in Sachsen und Thüringen ebenso wie zu den Grafen und Edlen in Schwaben, Baiern, Lothringen und im deutschen Frankenland, mit der dringenden Aufforderung, am 16. Oktober nach Tribur zu kommen. Dort sollten alle miteinander beraten, wer künftig König des Reiches sein würde. Auch Bischof Siegfried von Mainz, der Heinrich so lange die Treue gehalten hatte, und viele andere schlossen sich daraufhin dem Bündnis an und fielen vom König ab.
    Rudolf hielt weiterhin an dem Vorsatz fest, dass er nur der König einer Mehrzahl der Fürsten des Reiches sein wolle. Er wusste zu gut, dass er nach

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