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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Fürsprecher sein würden.
    Doch nun warf Rudolf sich seinem König zu Füßen. Es wirkte auf alle wie eine spontane Geste. Ich allein wusste, dass es aus Berechnung geschah. »Mein Herr und König, ich knie hier vor Euch als Euer treuer Vasall und der Freund Eurer Kindertage. Sagt selbst, mein König, hattet Ihr in all der Zeit, die wir uns nun kennen, jemals Anlass, an mir zu zweifeln? Habe ich Euch jemals einen schlechten Rat gegeben, wenn Ihr mich darum fragtet? Gab ich Euch jemals Grund, meinetwegen um Euer Leben zu fürchten? Hört auf Euer Herz und Euer Gewissen. Es wird Euch die richtige Antwort geben.«
    Mit diesen Worten erhob er sich mit der Würde eines Fürsten, der um seine Größe und um seine Unschuld weiß, ohne die Erlaubnis des Königs abzuwarten. Ich sah, wie sehr Heinrich sich darüber ärgerte. Er hatte es genossen, den Herzog von Schwaben demütig zu seinen Füßen zu sehen. Doch sagte er nichts.
    Dann sprachen Rudolfs Verteidiger. Der erste war Bischof Siegfried von Mainz. Er nannte Rudolf von Schwaben einen der edelsten Männer im Reiche. Dann schilderte er beredt die hohe Stellung des Herzogs unter den Fürsten. »Herr, dieser Mann ist, wie ein Fürst sein sollte, in seiner Gesinnung nobel und ehrenhaft. Herr, dieser Mann ist kein Meuchelmörder«, donnerte die Stimme des Erzbischofs plötzlich über den Platz. Dann wurde sie seidenweich: »Und was die Einführung der Regeln des heiligen Benedikt in St. Blasien angeht, nun, dann könnt Ihr auch gleich mich des Hochverrats anklagen, mein König. Denn wie jeder weiß, ist es schon lange mein Begehren, der Last der Amtsgeschäfte zu entsagen und als einfacher Mönch im Kloster Cluny zu leben, das ebendiesen Regeln folgt.«
     
    Nach diesem letzten Satz herrschte atemlose Stille. Siegfried von Mainz hatte sich für den Herzog weit vorgewagt. Damit hatte niemand gerechnet, wohl auch der König nicht.
    Das zufriedene Lächeln Heinrichs war bei den Worten Siegfrieds einer düsteren Miene gewichen. Doch er gab sich alle Mühe, sich den Zorn auf den Erzbischof von Mainz nicht anmerken zu lassen.
     
    Danach erhob der greise Erzbischof Anno von Köln die Stimme. Er musste von zwei Dienern gestützt werden, als er von dem König stand. Auch er war voll des Lobes über die Treue des Herzogs von Schwaben zu König und Vaterland. Er wisse wohl, dass die Sachsen schon vor Jahren unter sich darüber gesprochen hätten, dem Reich einen neuen König zu geben, fuhr er fort. Doch Rudolf habe ein solches Ansinnen immer abgelehnt. Er zögerte ein wenig, und alles hielt den Atem an: »Außerdem beabsichtige auch ich, Anno von Köln, es dem Herzog von Schwaben gleichzutun und Mönche aus Fruttuaria in das unlängst gegründete Kloster Siegburg zu holen. Sie sollen die Brüder dort lehren, dem Weg des Allmächtigen in der richtigen Weise zu folgen.« Bei diesen Worten erhob sich überraschtes Gemurmel. Viele hatten gehofft, den starken Herzog von Rheinfelden demütig zu Kreuze kriechen zu sehen. Doch er hatte mächtige Verbündete. Auch Heinrich bemerkte das voll Neid und Erstaunen.
    Es gab an diesem Tag noch viele, die in ähnlicher Weise für Rudolf eintraten. Zu ihnen gehörte auch der Pate des Königs selbst, der würdige Abt Hugo von Cluny, mein großer Förderer und Lehrer. Er war im Gefolge der Kaiserinwitwe Agnes von Burgund am Hof erschienen. Und die Legaten, die Alexander II. zur Unterstützung des Herzogs von Schwaben gesandt hatte, verlasen die für Rudolf sehr ehrenvolle Botschaft des Papstes vor aller Ohren.
    Doch die wichtigste Stimme an diesem Tag war zweifellos die von Agnes von Burgund, der Mutter des Königs. Am Ende gab sie den Ausschlag. Mit der ganzen Macht ihrer Persönlichkeit meldete sie sich zu Wort. »Der König ist nicht zum Herrscher über die Fürsten und das Volk gesetzt, um Willkür zu üben und Verdächtigungen Glauben zu schenken. Er muss in allem vorangehen, in der Tugend, im Glauben an den Herrn ebenso wie in seiner Gerechtigkeit. Ich bin einen weiten Weg gereist, mein Sohn, um Euch das zu sagen. Überzieht dieses Land nicht mit neuem Krieg und neuer Gewalt wegen einiger Verräter, die dem Mann Eurer so früh verstorbenen Schwester Mathilde übelwollen. Habt Ihr ihn nicht selbst einst geliebt und geehrt wie einen Bruder? Und nun, da böse Zungen falsches Zeugnis gegen ihn abgelegt haben, habt Ihr nichts Eiligeres zu tun, als ihnen Glauben zu schenken und einen Mann zu verdammen, der immer in Treue zu Euch gestanden hat? Der

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