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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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königliche Pfalz zu Ehren Heinrichs und der Fürsten des Reiches so prachtvoll herausgeputzt wie eine Frau, die auf ihren Geliebten wartet. Doch dieses Mal konnte ich mich nicht daran freuen — nicht nur wegen des Mordanschlages, sondern auch, weil sich Heinrich bei diesem Hoftag mit der Klage gegen den Herzog befassen wollte. Rudolf von Rheinfelden hatte sich nun doch entschieden, dem Ruf des Königs zu folgen. Bischof Siegfried von Mainz, der oberste Kirchenfürst im Reich, sowie der erste Berater des Königs, der greise Bischof Anno von Köln, hatten beim König für ihn gebürgt. Nun konnte der König nicht einfach über ihn herfallen. Rudolf wusste außerdem, dass Agnes von Burgund anwesend sein würde. Auch Abt Hugo von Cluny war gekommen.
    Ich hoffte, dass dieser Schutz auch für mich galt. König Heinrich musterte mich kurz, als er den Herzog betont freundlich begrüßte. Mir dagegen gönnte er nur einen flüchtigen Seitenblick. »Ich sehe, es geht Euch und Eurem Berater gut, werter Schwager«, sagte er mit samtweicher Stimme zu Rudolf von Rheinfelden.
    Der Herzog war von dieser Begrüßung völlig überrascht. »Ihr habt von dem Überfall gehört, Majestät?«
    Der König nickte. Er sah mich nicht an. »Nun, dann wollen Wir dafür sorgen, dass es bei diesem einen Mal bleibt«, meinte er schließlich langsam. Dann machte er unvermittelt auf dem Absatz kehrt und ging davon. Dieser Satz und der abrupte Abgang des Königs ließen Rudolf von Rheinfelden mit einem verdutzten Ausdruck im Gesicht zurück. Er wusste angesichts der Situation und der Anklagen, die auf ihn warteten, nichts damit anzufangen. Ich hingegen sehr wohl. Die letzten Worte Heinrichs waren für mich gedacht. Sie beinhalteten ein Friedensangebot. Eine Welle der Erleichterung überkam mich. Agnes von Burgund hatte ihr Versprechen gehalten, ich war in Sicherheit.
    Am Tag der Verhandlung gegen Rudolf strahlte die Sonne vom Himmel, als hätten sich keine Wolken über dem Haus Rheinfelden zusammengezogen. Es waren unzählige Menschen zusammengeströmt, um zu erleben, wie es um den mächtigen Herzog von Schwaben stand. Einigen war die Schadenfreude deutlich im Gesicht geschrieben. Rudolf von Rheinfelden hatte viele Neider.
    Weit ausholend und mit drastischen Worten schilderten die Ankläger Heinrichs, was Rudolf vorgeworfen wurde. Sie beschuldigten ihn des Mordkomplotts gegen den König. Er plane, mit Hilfe der Sachsen selbst König zu werden, und außerdem habe er sich mit dem Papst gegen den König verbündet und werte die Macht der Kirche höher als die des Regenten. Als Beweis für Rudolfs Wirken gegen die bewährte Ordnung führten seine Ankläger seinen Entschluss, die Ordensregeln des heiligen Benedikt in seinem Kloster St. Blasien einzuführen, ins Feld. Das war lächerlich und gefährlich zugleich.
    Der König saß während der ganzen Zeit auf seinem Thron und hatte ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Er wirkte wie eine Katze, die gerade einen Topf voll Sahne ausleckt.
    Ich hatte genügend Zeit, ihn zu beobachten. Seltsamerweise hasste ich ihn nicht. Er tat mir fast leid. Er sah aus, als wäre er weit in den Dreißigern. Dabei zählte er doch gerade einmal zweiundzwanzig Jahre. Aus dem einsamen Kind war ein verbitterter Mann geworden. Landauf, landab kursierten die Gerüchte über seinen zügellosen Lebenswandel.
    Königin Bertha saß an diesem Tage neben ihm. Man sah, dass sie dem König schon bald ein weiteres Kind gebären würde. Ihre erste gemeinsame Tochter Adelheid war bereits nach wenigen Tagen gestorben. Bertha schenkte dem König wirklich bald darauf den ersehnten Erben. Er wurde nach seinem Vater und Großvater Heinrich genannt. Doch auch er lebte nur wenige Tage und wurde neben dem Bruder des Königs auf der Harzburg beigesetzt. Damals ahnte das jedoch noch niemand. Auch nicht, dass dem König viele Jahre später noch einmal ein Sohn geboren werden sollte, der wieder den Namen Heinrich bekam. Jener Heinrich, der ihm später den Thron nahm.
    Doch zurück zur Versammlung in Worms. So manches Mal, wenn die Ankläger besonders hart mit dem Herzog ins Gericht gingen, suchte der sorgenvolle Blick der Königin die Augen ihrer Schwester Adelheid. Doch diese zeigte keine Unsicherheit oder gar Furcht. Sie hielt sich voller Würde. Mit hocherhobenem Kopf, prächtig gewandet, wie es einer Herzogin geziemt, stand sie an der Seite ihres Gemahls.
    Um Rudolf von Schwaben hatten sich jene mächtigen Männer des Reiches gruppiert, die seine

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