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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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kaum noch. Was ist geschehen? Hat der Allmächtige an dir ein Wunder bewirkt? Du wirkst völlig verändert.«
    Mir fiel so schnell keine gute Erklärung ein. Also ging ich einfach über seine Worte hinweg. »Ihr habt wohl schon von den Vorwürfen gehört, die der König gegen unseren Herrn Rudolf richtet?«
    Giselbertus bejahte. »Niemand spricht zurzeit über etwas anderes. Und in den Hütten der Bauern und der Hintersassen herrscht Angst vor dem Krieg. Der Herzog lässt bereits Soldaten ausheben, um vorbereitet zu sein, wenn es zum offenen Streit mit dem König kommt. So mancher Bauer schmiedet derzeit aus seiner gekrümmten Sichel eine Waffe oder bewehrt einen Eichenstock mit Eisen. Und die Frauen weinen. Sie fürchten um das Leben ihrer Männer und Söhne. Die Kirche von Sankt Blasien ist in diesen Tagen voller als sonst mit Menschen, die in ihrer Angst um einen guten Ausgang in dieser Auseinandersetzung beten. Rudolf hat außerdem Nachricht gegeben, ich solle dich umgehend zu ihm zurückschicken. Er ist sehr erzürnt darüber, dass du die Burg ohne seine Erlaubnis wieder verlassen hast. Der Bote kam, kurz bevor du hier eingetroffen bist.
    Ich schrieb ihm, dass du in zwei Tagen zu ihm kommen würdest. Ich vermute, du bist nach dem Überfall und der langen Reise noch sehr geschwächt. Udo und Rusten haben mir davon erzählt. Sie berichteten auch, dass du schwer verletzt warst. Ist dein neuer Gang das Ergebnis dieses Überfalles?«
    Ich nickte. »Es gab in Fruttuaria einen Mönch, der mich gut zusammengeflickt hat«, antwortete ich erleichtert.
    Das schien Giselbertus zu genügen. »Nun reinige erst einmal deine Kleider und ruhe dich etwas aus. In einer Stunde, nach dem Abendgebet, wollen wir uns zusammensetzen. Dann berichtest du mir, soviel du in dieser kurzen Zeit vermagst. Den Rest müssen dann Udo und Rusten erzählen. «
    Ich ging in meine Zelle, klopfte mir den Staub von den Kleidern, wusch mir das Gesicht und war glücklich darüber, wenigstens für eine kurze Weile wieder daheim zu sein.
    Andererseits war ich voller Unruhe. Ich hatte gehofft, mich so bald wie möglich auf die Suche nach dem Schwert machen zu können. Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, wo ich mit dieser Suche beginnen sollte. Ich hoffte immer noch inbrünstig, die Dokumente doch noch zu finden, die einst mit mir in die Abtei gekommen sein sollten.
    Aber wieder einmal hatte das Schicksal anders entschieden. Ich hoffte, Gott der Herr, der unser aller Leben lenkt, wusste, was er tat — auch wenn das ein ketzerischer Gedanke war. Ich musste zurück auf die Burg. Damit der Herzog mich gerade jetzt aus seinem Dienst entließ, hätte ich einen wirklich guten Grund nennen müssen. Doch ich konnte ihm die Wahrheit nicht sagen. Weder Giselbertus noch Rudolf durften von der Existenz dieses Schwertes etwas erfahren. Rudolf hätte mich sofort umbringen lassen, hätte er geahnt, was ich über den Tod seiner Frau Mathilde wusste. Und er hätte mich foltern lassen, um mich zu zwingen, das ganze Geheimnis des Schwertes preiszugeben. Die Gier, einen solchen Schatz zu besitzen, vor dem sogar der König sein Knie beugen musste, wäre überwältigend gewesen. Denn jeder Mann, der eine Waffe tragen kann, folgt einem Fürsten, der durch den Besitz einer solchen Reliquie von Gott selbst geschützt und ausgezeichnet worden ist.
    Ich hatte furchtbare Angst vor einem solchen Tod. Ich musste am Leben bleiben. Für das Schwert. Und für meine Aufgabe. Wie hätte ich Rudolf also um meine Freiheit bitten können? Der einzige Grund, den ich nennen konnte, war der Mordanschlag des Königs auf mich. Doch auch darüber musste ich schweigen.
    Und Abt Giselbertus? Nun, er war ein guter Mann, weise und bedacht auf Gerechtigkeit. Aber auch er konnte mich nur mit der Einwilligung unseres weltlichen Herrn gehen lassen. So erzählte ich Giselbertus an diesem Abend getreulich alles, was ich in Fruttuaria erlebt hatte. Ich sprach auch von der Begegnung mit der Mutter des Königs. Von dem Rosenschwert berichtete ich jedoch nicht.
    An einem heißen Tag im Juli des Jahres I072 zog ich im Gefolge des Herzogs in die königliche Pfalz in Worms ein. Sechs Jahre zuvor, zur Schwertleite Heinrichs, war ich zum ersten Mal hierhergekommen, damals noch als Knabe, der nicht viel von der Welt verstand. Seitdem hatte sich viel verändert. Ich hoffte von Herzen, dass Agnes von Burgund mit ihrem Sohn gesprochen hatte. Es war noch zu früh für mich zu sterben.
    Wieder hatte sich die

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