Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
Vom Netzwerk:
Hoffnung sein kann. Ich glaube, der Allmächtige selbst hat unsere Begegnung herbeigeführt.«
    »Nun, möge er seine Hand über Euch halten. Wann immer Ihr weltliche Hilfe benötigt, wendet Euch getrost an mich. Darf ich die Schriftstücke behalten, die Ihr mir gabt?« fragte Sie abschließend.
    Ich verneigte mich dankend. »Das ist das Wenigste, was ich Euch geben kann. Doch ich denke, Ihr wollt jetzt allein sein mit Euren Gedanken. Gestattet mir also, dass ich mich zurückziehe und wieder an meine Arbeit gehe. Denn je schneller ich diese Aufgabe erfüllt habe, umso schneller kann ich mich an jene andere machen, die schon so lange auf mich wartet. «
    Sie nickte zustimmend. Ich wandte mich zum Gehen. Nach den ersten Schritten hörte ich noch einmal ihre Stimme. »Waldo von St. Blasien?«
    Ich wandte mich um.
    »Ich werde dafür sorgen, dass Heinrich Euch unbehelligt lässt.«
    Sie sah den Zweifel in meinem Gesicht. »Ich kenne ihn gut, und ich habe meine Mittel und Wege«, setzte sie hinzu. »Mein Preis dafür ist Euer Schweigen über den Urheber des Mordanschlags auf Euch. Mit allen anderen, die darum wissen, habe ich schon gesprochen. Die Männer der Eskorte sind ahnungslos — bis auf den einen, der den Handlanger meines Sohnes erkannte. Ich gab ihm eine große Summe Goldes. Er wird schweigen. Er ist bereits in seine Heimat abgereist. Udo und Rusten wissen ebenfalls von nichts.«
    Ich nickte. Ich hätte ihr gerne geglaubt, dass Heinrich mich am Leben lassen würde. Dann wandte ich mich erneut zum Gehen.
    Ich hatte nicht gelogen. Ich hatte Angst vor dem Schwert und der Aufgabe, die es mir aufgebürdet hatte. »Da bist du nun, du Winzling, du Hüter des Schwertes aus eigenen Gnaden. Dabei fühlst du dich so hilflos wie ein Kind«, dachte ich auf dem Weg zurück ins Scriptorium.
    Doch noch war die Stunde des Schwertes nicht gekommen. Nur wenige Tage nach diesem Gespräch erreichte uns eine dringende Botschaft von Rudolf von Rheinfelden. Der König hatte zu Pfingsten in Goslar Otto von Northeim wieder in Gnaden aufgenommen, doch nicht bevor ihm der Northeimer einen beträchtlichen Teil seiner Güter übereignet hatte. Anders ausgedrückt: Heinrich hatte ihn bis aufs Blut ausgesaugt. Und nun, so schien es, sollte Herzog Rudolf von Schwaben sein nächstes Opfer sein. Er war beschuldigt worden, einen Anschlag auf den König und das Reich zu planen, und bat nun die Mutter Heinrichs dringend um ihre Hilfe. Außerdem wollte Rudolf, dass Herzogin Adelheid schnellstens heimkehrte. Auch mir schickte er eine Botschaft.
     
    An Waldo von St. Blasien,
    fast scheint es mir, als ob das Glück mich verlässt, sobald du fern von meinem Hofe weilst. Darum bitte ich dich, deine Arbeit in Fruttuaria so schnell du kannst zu beenden und mit meiner Gemahlin wieder zurückzukommen. Denn ich benötige nun jeden guten Rat, den ich bekommen kann. Wir beide wissen, was mit jenen geschieht, deren Güter der König begehrt. Schon Otto von Northeim wurde von gekauften Verrätern ins Verderben gestürzt. Sei gewiss, ich weiß mich völlig frei von Schuld. Zumindest von der, die Heinrich mir anlastet.
    Ich wurde bereits durch zahlreiche Botschaften zum Hofe zitiert. Doch nach dem, was mit dem Herzog von Baiern geschah, werde ich mich nicht unüberlegt in Gefahr begeben.
    Sollte es zwischen dem König und mir nicht zu einer Einigung kommen, so bin ich fest entschlossen, mich und mein Land so lange ich kann lieber mit der Waffe in der Hand zu verteidigen, anstatt mich der königlichen Gewalt auszuliefern.
     
    Rudolf; Herzog von Schwaben
     
    Wir alle wussten, was das bedeuten konnte: Krieg, plündernde Soldaten, brennendes Land in Schwaben und am Rhein. Das durfte nicht geschehen. Denn jeder hatte gehört, wie sehr das Volk der Sachsen zu leiden hatte. Agnes von Burgund entschloss sich, Rudolf zu helfen, um das Volk zu schützen. Sie schaltete sogar Papst Alexander ein. Udo, Rusten und ich beendeten in höchster Eile und mit der Hilfe aller des Schreibens kundigen Brüder in Fruttuaria unsere Aufgabe und brachen danach unverzüglich in die Heimat auf.
    »Waldo, deine frühe Rückkehr ist gleichzeitig ein erfreuliches, aber auch ein schmerzliches Ereignis«, begrüßte mich Abt Giselbertus, als ich, bedeckt mit dem Staub der Reise, im Kloster ankam. Ich war von der Burg aus sofort weitergeritten, um die Kopien aus Fruttuaria in die Abtei zu bringen, und hatte deshalb Rudolf noch gar nicht gesehen. Dann schaute der Abt mich genauer an. »Du hinkst

Weitere Kostenlose Bücher