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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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versengen, in die Höhle gelangen. Erbost rief Beowulf den Wurm zum Kampfe heraus; sein Herz stürmte, grimm und gellend drang seine Stimme unter den hohlen Stein; der Hass war nun zwischen ihnen geweckt. Der Lindwurm erkannte die Menschenstimme; der Hügel erdröhnte und des Unholds heisser Atem fuhr dampfsprühend aus der Höhle. Beowulf schwang seinen Schild empor gegen den grauenhaften, geringelten Wurm, den er zum Streit aufgerüttelt hatte. Das Schwert in der Faust, stand er, ihn erwartend. Der Wurm zog sich, eingekrümmt, rasch zusammen und kam schnaubend und feuerblasend im Bogen geschossen. Der Eisenschild schützte den Mutigen nicht viel vor der Lohe; – doch stolz hob er sein gutes Schwert und schlug nach dem grausigen, buntfarbenen Drachen; die Schneide glitt – ohne tief einzuschneiden – von dem Bein ab, aber der grimme Hieb brachte den Unhold in wilde Wut; er spie brennende Lohe aus; weithin schossen die Feuerstrahlen. Beowulf konnte da in der Not mit seinem Schwert nicht viel ausrichten. Aber er war nicht gewillt, so leicht sein Leben zu lassen, und schon wälzte sich mit neuem Grimm der Wurm, den Hals mit giftigem Atem geschwollen, schnaubend und blasend heran. Da litt der greise Held bittre Not, rings vom Feuer umspieen.
    Als Beowulfs Gefolgen draussen den Berg erdröhnen hörten und das wilde Feuer aus der Höhle schiessen sahen, entliefen sie und bargen sich im nahen Gehölz; nur Wiglaf, Weochstans Sohn, sorgte um seines Königs Leben. Er gewahrte, wie sein Herr unter dem hohlen Steine ganz mit Lohe überschüttet stand; – da gedacht’ er all des Guten und der Ehrengeschenke, die er von Beowulf empfangen, und verhielt sie nicht länger, die treue Tapferkeit. Er griff nach Schild und Schwert und rief den flüchtigen Recken nach: "Gedenkt, wie wir so oft Gaben von Beowulf empfingen und sie ihm zu vergelten gelobten, bedürft’ er unser in der Not! Er selbst kor uns aus dem ganzen Heer zu dieser Fahrt, weil er uns für tapfer hielt; wollte er auch allein dies Heldenwerk vollbringen – wie er so viele vollbracht hat! Er bedarf nun unsres Beistandes, ihr Weigande! Lasst uns gehen und ihm helfen wider das feuerspuckende Untier. Lieber soll dann die Lohe auch meinen Leib mit dem meines Herrn verschlingen. Schande uns, trügen wir die Schilde heim, ehe der Drache gefällt und des Königs Leben gerettet! Fürwahr! Das stünde schlecht zu altem Brauch, sollt’ er allein die Gefahr aushalten und fallen im Streit! Schwert, Helm, Brünne und Schild sollen uns beiden gemeinsam sein."
    Da rannte er allein – die Flüchtigen kehrten nicht um – durch den Rauch an die Seite seines Herrn und deckte ihn mit seinem Schild: "Beowulf, lieber Herr, halte stand! Wie du schon in der Jugend gelobt hast, solange du lebst, nicht vom Ruhme zu lassen. Nun verteidige dein Leben! Ich helfe dir."
    Da kam der Wurm zum andern Mal in Feuerwellen gefahren; aufbrannte lichterloh Wiglafs Holzschild, auch seine Brünne schützte ihn nicht vor der Glut, und hurtig barg er sich hinter Beowulfs Eisenschild. Der hieb nun mit aller Kraft sein Schwert auf des Drachen Haupt; Nägling zerbarst und versagte ihm in der Not. Beowulfs Hand war zu stark; sie hatte das Eisen im Streich übernommen. Und zum dritten Mal griff der Wurm an; Flammen speiend fuhr er gegen den greisen Helden und wand sich ihm beissend um den Hals, dass das Blut Beowulf überspritzte und in Strömen niederrann. Nun erwies sich Wiglafs Treue und Kühne; er wich nicht, ob auch seine Hand verbrannte, er traf mit seinem Schwert den Drachen in die Weiche, dass er ein wenig vom Beissen und Feuerblasen nachliess; und Beowulf, die entschwundene Besinnung wiedergewinnend, zog erbittert sein kurzes Gürtelschwert (Scramasax) und durchschnitt den Wurm in der Mitte; vereint hatten sie ihm Kraft und Leben gebrochen.
3. Beowulfs Tod.
    Das war Beowulfs letzter Siegkampf; seine Wunde begann alsbald zu schwellen und zu schwären, er fühlte den giftigen Drachengeifer im Blute brennen. Da ging er, setzte sich an die Bergwand und betrachtete die Riesenhöhle, wie sie Steinbogen im Innern gestützt hielten. Wiglaf schöpfte Wasser, labte den geliebten Gebieter damit und löste ihm den Helm.
    Beowulf begann – er wusste genau, dass seiner Tage Zahl abgeronnen, dass es für ihn vorbei war mit der Erde Lust, und der Tod ihm nahte –: "Nun sollt’ ich meinem Sohn diese Waffen schenken, wäre mir einer vergönnt. Fünfzig Winter hab’ ich dieses Land beherrscht; kein Volkskönig

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