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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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ich führe euch hin, wo eure Augen sich übersatt an blankem Golde sehen. Einige von euch bereiten indessen rasch die Bahre."
    Und er befahl allen Burgherren, durch ihre Knechte Brandscheite nach Hronesnäss zu führen; "Feuer soll den kühnen Helden verzehren, der oft einen Schauer von Pfeilen aushielt, wann die gefiederten Schäfte sausend vom Strange schnellten."
    Sieben der stärksten Recken wählte Wiglaf aus und schritt mit ihnen in den Stein; der zuvörderst ging, trug einen Feuerbrand. Alles, was sie von Schätzen, Gold und Kleinodien fanden, trugen sie heraus. Den Wurm wälzten sie von der Klippe hinab in die See, die ihn verschlang. Der greise Tote ward fortgetragen, der Hort aber auf Wagen geladen und mitgeführt nach Hronesnäss.
    Dort errichteten sie einen Scheiterhaufen, umhangen mit Helmen, Heerschilden und Brünnen, und legten in die Mitte Beowulfs Leiche.
    Dann entzündeten sie ein Brandfeuer; schwarz stieg der Rauch von den Scheiten auf; – sausend schoss die Lohe empor, untermischt mit den Wehrufen des Volkes, dass voll Gram seines Königs Tod beklagte.
    Als das Feuer den Toten verzehrt hatte, wölbten sie einen Hügel auf dem Berge, hoch und weithin sichtbar den Seefahrern. Zehn Tage bauten sie an dem Mal; eine Wallmauer umgab des Königs Asche; Gold, Ringe, edle Steine, alles, was sie aus des Wurmes Bett fortgetragen, bargen sie in dem Hügel und schlossen ihn.
    Dann umritten zwölf Recken den Hügel, sangen die Totenklage und priesen in Liedern Beowulfs Mut und ruhmvolle Taten.
    Das ganze Volk beklagte ihn als den würdigsten König, den tapfersten Schirmer, den mildesten Mann, den leutseligsten Herrn.

Drittes Buch.
Kudrun.
I. Hettel und Hagen.
1. Von den Hegelingen.
    Zu Stürmen in der Mark im Dänenland [Fußnote: Die Sage spielt an der deutschen und niederländischen Nordseeküste. Bei Stürmen ist nach Müllenhoff eher an die den Friesen benachbarten Sturmi als an die nordalbingischen Sturmarii, späteren Stormarn, zu denken.] war König Hettel erwachsen, unter Zucht und Pflege des alten Wate, seines Gesippen, der Burg und Land von Hettels Geschlecht zu Lehen trug.
    Nun sass der junge König in Hegelingen, nicht fern von Ortland [Fußnote: Ortland ist vielleicht (von Ort, d. h. Spitze) auf Jütland zu beziehen.] , das ihm dienstbar war. Er hatte achtzig Burgen und wohl mehr, deren Hüter ihm mit grossen Ehren dienten.
    Hettel war verwaist; ein Weib tat ihm not; so viel er der Freunde hatte, ihn verdross seines einsamen Lebens. Er solle geziemender Minne pflegen, rieten seine Gefährten. "Ich weiss keine, die würdig wäre, eines Hegelingen Frau zu sein," antwortete Hettel. Aber der junge Morung sprach: "Eine Maid weiss ich; wie ich sagen hörte, lebt keine schöner auf der Erde; die sollte dein Gemahl werden; Hilde in Irland! Hagen heisst ihr Vater, ein König aus altedlem Geschlecht. Wird Hilde deine Königin, so lebst du in Freuden und Wonne." Da sandte der König einen Boten ins Dänenland und liess Horand, seinen Neffen, entbieten. Am siebenten Morgen kam der Recke mit seinen Gefolgen an. Der König ging ihm entgegen; da war auch Frute, der kühne Däne, mitgekommen. Hettel wandte sich zu Horand: "Hilde, der jungen Königstochter in Irland, will ich Dienst und Botschaft meiner Minne senden."
    "Das geht nicht an! – Niemand reitet dir als Bote in Hagens Land. Ich dränge mich selber nicht dazu! Wer um Hilde wirbt, den lässt Hagen erschlagen oder hängen."
    "Hängt Hagen meinen Boten, so muss er selber mir tot liegen; wie frevel er sei, sein Grimm soll ihm zu Schaden gereichen."
    Frute sprach; "Wollte Wate dein Bote ins Irenland sein, so möchte uns wohl gelingen, Hilde dir herzuführen. Oder man schlüge uns Wunden bis ins Herz hinein."
    "Auf, sendet nach Stürmen; ich bin ohne Sorge, dass Wate gerne reitet, wohin ich ihn auch reiten heisse."
    Irold der Friese zog eilig nach Stürmen, bis er Wate fand und entbot ihn zu Herrendienst nach Hegelingen. Als Wate zur Königsburg hereinschritt, ward Hettel froh zu Mut; er eilte hinaus: "Sei willkommen, Wate! Lang hab’ ich dich nicht gesehen." Er führte den Alten in die Halle, dort sassen sie zusammen und niemand bei ihnen.
    "Ich hab’ nach dir gesandt," begann Hettel, "weil ich einen Boten in des wilden Hagen Land brauche. Nun weiss ich niemand besser zu solch gefahrvollem Dienst als dich, Wate, lieber Freund."
    "Was ich tun soll dir zu Lieb’ und Ehren, das tu’ ich gerne; vertrau auf mich."
    "Mir raten meine Freunde, durch dich um

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