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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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hinein kein Wasser drang; oben wölbte sich eine Decke, über derselben wallte die Flut. Mit bleichem Schein erleuchtete ein Feuer die Halle; dabei erkannte er das riesische Meerweib. Mutig schwang er das Schwert, und sausend fuhr ihr die Klinge ums Haupt, aber sie biss nicht ein in der Unholdin Leib. Verächtlich warf Beowulf das Schwert hin und vertraute der Stärke seiner Hände. So soll ein Mann, will er Sieg gewinnen, nicht verzagend um sein Leben sorgen!
    Er packte die Riesin bei den Schultern; – ihm kam nun der Zorn; – und schüttelte sie, dass sie zu Boden stürzte. Aber sie hielt ihn mit den fürchterlichen Griffen umkrallt und rang mit ihm, bis er, ermattend, strauchelte und fiel. Da richtete die Riesin sich auf und zog ihr breites Messer, seine Brust zu durchstossen. Und sicher wäre da Beowulf erlegen, hätte ihn nicht die feste Brünne geschützt und – Siegvater. So gelang es dem Helden, wieder aufzustehn; da sah er, unter anderem Hallgerät, ein Riesenschwert an der Wand hängen, so gross, dass es kaum ein Mann hätte führen können. Grimmen Mutes fasste er die Hilze, schwang das Schwert empor und schlug dem Weib so wild auf den Nacken, dass ihr der Rückenwirbel brach und das Eisen sausend durch ihr Fleisch fuhr. Tot stürzte sie zu Boden. Nun schaute der Held im Schein des flackernden Feuers die Halle entlang, nach Grendel spähend; fest hielt er das bluttriefende Schwert gefasst; er wollte ihm seine Mordfrevel vergelten.
    Da sah er den Meerriesen starr und leblos auf der Bank liegen; mit mutigem Hieb schnitt er ihm das Haupt vom Rumpfe.
    Derweilen standen oben die Schildinge und merkten, wie das Wasser sich dicker und klebriger mit Blut mischte und sprachen, nun sei keine Hoffnung auf Beowulfs Wiederkunft mehr; die Seewölfin habe ihn zerrissen. Bis zum Mittag warteten sie; dann kehrte Hrodgar mit seinen Gefolgen heim. Die Geaten aber blieben auf der Klippe zurück und starrten traurigen Herzens in die Brandung; sie hofften nicht mehr, ihren lieben Herrn wiederzuschauen.
    Unten im Meersaal aber stand Beowulf und sah mit Staunen, wie ihm das Riesenschwert in der Hand zerschmolz von dem Blute der beiden Erschlagenen; so heiss und giftig war es. Von all den Schätzen, die er in der Halle fand, nahm er nichts mit, als Grendels Haupt und die Hilze des zerronnenen Schwertes. Er tauchte wieder aufwärts und schwamm, seiner Beute froh, ans Land. Da erblickten ihn seine Gefährten und eilten ihm entgegen, begrüssten ihn jubelnd und lösten ihm Helm und Brünne; Blut und Wasser rannen von seinem Leibe nieder. Freudig machten sie sich dann auf den Heimweg. Vier von ihnen trugen auf einem Ger Grendels Haupt; denn einem war es zu schwer. Beowulf ging in ihrer Mitte; so schritten sie in die Methalle; entsetzt schauten Frauen und Männer das Riesenhaupt.
    "Sieh hier, mein König," sprach Beowulf, "was ich dir bringe als Zeichen des gewaltigen Kampfes da unten im Meersaal; schier wär’ er mir zum Unglück geraten. Mit Hrunting konnt’ ich nichts ausrichten; da zeigte mir – in der höchsten Not! – der Waltende ein gewaltig Schwert an der Wand hängen; ich riss es herab und erschlug die Riesin. Bis auf diese Hilze hier ist das Eisen von ihrem Blute zerronnen. Sorglos magst du nun in deiner Burg schlafen mit deiner Gefolgen."
    Da wurde die goldene Hilze "das alte Enzen-Werk", dem greisen König überreicht. Eine bunte Schlange war darin eingelegt, und mit Runenstäben stand auf dem lichten Golde verzeichnet der alte Streit zwischen Asen und Reifriesen, und für wen das Schwert geschmiedet war.
    "Beowulf," hub Hrodgar an, "dein Ruhm wird durch die Völker wandern! Du vereinst Macht und Weisheit. Fünfzig Jahr habe ich über die Dänen gewaltet, und sie wehrlich geschirmt, dass ich mir keinen Feind unter dem Himmel wähnte. Aber welcher Jammer nach all’ dem Jubel geschah mir, seit Grendel hier allnächtlich einkehrte! Den Göttern Dank, dass ich sein blutendes Haupt schauen durfte! Geh’ hin zum Sitz und geniesse des Gastmahls Lust." Die währte bis an den Abend, wann sich alle sorgenfrei dem Schlaf überliessen.
8. Der Abschied.
    Früh am nächsten Morgen rüsteten die Geaten zur Heimreise. Beowulf gab Hunferd das geliehene Schwert zurück, mit keinem Wort es tadelnd. Dann ging er und nahm von Hrodgar Urlaub.
    "Nun will ich heimkehren zu Hygelak," sprach er. "Gut und hold warst du gegen uns, und wenn ich dir je wieder Herz und Gemüt erfreuen kann, so bin ich stets zum Kampf bereit. Und hör’ ich

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