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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Hagens schöne Tochter zu werben; und danach stehn sehr meine Sinne."
    "Wer dir das riet, dem wär’s nicht leid, dass ich heute stürbe! Die Maid ist wohl gehütet! – Dazu reizte dich niemand andrer als Frute. Ja, Horand, mein Schwesterkind, und Frute haben dir von ihrer Schönheit gesagt! Nun ruh’ ich nicht, bis sie beide mit mir sich diesem Dienst unterziehen." Und als er die zwei sah, rief er: "Seid auch hübsch bedankt, dass ihr meine Ehre durch Hofdienst zu mehren so eifrig bedacht waret. Ihr müsst mitsamt mir zu Hagen; wer meine Ruhe stört, der soll auch die Arbeit mit mir teilen."
    "Das tu’ ich gern!" rief Horand, "erliess’ es mir auch der König; wo ich schöne Frauen sehe, will ich gern Arbeit haben."
    Der kluge Frute sprach: "Wir wollen siebenhundert Dänen mitnehmen. Von Herrn Hagen kann sich niemand Gutes erwarten. Herr König, heisst Schiffe bauen, eu’r Heervolk über die See zu tragen. Und schaff’ uns Zehrung für die Reise; wir wollen als Kaufleute ziehen und Hagens Kind wegführen. Lass Helme und Brünnen schmieden; wir wollen Waffen feil bieten; auch soll Horand Gold und Gestein an die Frauen verkaufen, desto eher wird man uns trauen."
    "Ich kann nicht Kaufhandels pflegen," sprach der alte Wate. "Was ich hatte, teilt’ ich stets mit meinen Recken; dabei will ich bleiben! Ich hab’ es nicht gelernt, mit deren Frauen um Gold zu feilschen. Heisse nur die Schiffe mit starken Dielen decken; voll tapfrer Krieger müssen sie sein, die uns streiten helfen en, wenn Hagen uns nicht in Frieden will ziehen lassen."
    Da antwortete der König: "Reitet heim, macht euch bereit und sorget nicht um Ross noch Gewand; all euren Recken geb’ ich solch Reisezeug, dass ihr euch mit Ehren vor jeder Frau zeigen mögt."
    Die Helden kehrten in ihre Burgen zurück, indessen der König zur Werbefahrt rüsten liess. Fleissig rührten da Zimmerer die Hände; sie bauten Schiffe, banden mit Silber die Fugen längs den Schiffswänden, setzten feste Masten ein und plätteten mit rotem Gold die Ruder. Denn Hettel war reich und seine Boten sollten löblich ausgerüstet fahren. Bald lagen die Schiffe gebälkt und gedielt schaukelnd auf den Wellen. Da wurden die zur Werbefahrt Bestimmten einberufen, und alles, was sie brauchten, das fanden sie vollauf in den Schiffen, Reisige, Rosse und Gewand.
    "Lasst euch die Jungen anbefohlen sein, die in meinem Dienst in Gefahren ziehen," sprach der König zu den Führern.
    "Wie’s ergehe," antwortete Wate, "halte dir den Sinn von Sorgen frei, dass der Mut dir frisch bleibt. Hüte du unser Erbe; – dem jungen Volk soll’s nicht an meiner Zucht fehlen."
    Frute schaute noch in den Schiffskammern nach, wo Gold, Gestein und viele andre Dinge geborgen lagen; – da fehlte nichts; gern gab Hettel, was man begehrte. Wessen Frute eines wollte, gab er dreissig.
    "Sorge nicht!" rief Horand. "Siehst du uns wieder nahen, dann schaust du ein viel schönes Weib; freudig wirst du das empfangen."
    Die Rede hörte Hettel gern, und mit Küssen liess er seine Getreuen von sich scheiden.
    Aber sein Gemüt ward traurig; er musste immer ihrer Mühen und Gefahren denken.
2. Frutes Kramladen.
    Als der Hegelinge Geschwader in Irland ans Ufer schwamm, nahm man von Hagens Burg aus ihrer wahr. Die herbeilaufenden Leute staunten; woher mochten die stolzgekleideten Gesellen über die Flut gekommen sein?
    Nur sechzig von den Recken stiegen, nach bürgerlicher Weise gekleidet, auf den Sand. Frute war ihr Meister; – besseres Gewand liess ihn als solchen erkennen. Wate schickte Boten zu Hagen und bat um des Königs Schutz. "Frieden und sicher Geleit entbiet’ ich den fremden Herren" – liess der König antworten: "Mit der Wiede [Fußnote: Wiede: Halsschlinge, d. h. am Galgen.] büsst, wer meine Gäste belästigt."
    Kleinode, tausend Mark wert, gaben sie Hagen; er hatte nicht einen Heller begehrt; nur schauen wollte er gern, was des Geziemenden für Ritter und Frauen sie bei sich führten.
    Nun trugen sie all ihr reiches Kaufgut auf den Strand; unmutig schauten’s die in dem Schiff verborgenen Krieger; sie hätten lieber gleich stürmend um schön Hilde gefochten, statt zu warten auf günstige Gelegenheit.
    Frute schlug am Seestrand seinen Kramladen auf. Da war das nie geschehen weitum im Lande, dass Kaufleute ihr Gut für so geringen Preis hergaben! Es kaufte, wer Lust hatte, Gold und Steine; und wer, ohne Kauflust, irgend etwas ihres Krames lobte, dem gaben sie’s umsonst. Der König ward ihnen aus der

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