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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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die auf dem Kram lagen; – schnell und geschickt trennte er Hilde von ihrer Mutter und führte sie mit ihren Jungfrauen auf eines der Schiffe; die darin verborgenen Recken sprangen empor, rasch hissten sie die Segel auf, und alle Mannen Hagens, die mit auf die Drachen gekommen waren, wurden ohne Verzug hinausgestossen; sie wurden nass – und schwammen eilig an den Strand. Der alten Königin ward’s weh um ihr liebes Kind; den wilden Hagen fasste Gram und Grimm. "Bringt die Speere!" schrie er laut – "alle müssen sterben, die ich noch mit Händen erlangen mag."
    "Nur nicht so eilig!" rief lustig der junge Morung, "kommt ihr auch mit tausend wehrhaften Degen heran zum Streit; – da unten in der Flut betten wir euch zur kühlen Ruh’."
    Doch Hagen liess nicht ab; bald glänzte es rings am Ufer von Waffen; Schwerter flogen aus der Scheide, Speere schossen durch die Luft. Rasch tauchten die Hegelingen die Ruder ein; die Schiffe flogen vom Gestade hinaus. Wate sprang ins letzte, dass ihm die Brünne klang. Fast hätte er zu lang gesäumt; schon kam der wilde Hagen mit dem Speer in der Hand. Befehlend schritt er am Strand einher und trieb zur Eile; er wollte die Gäste noch erjagen, die ihm solches Leid getan. Ein Heer stand bereit; aber die Schiffe, die es in schneller Fahrt tragen sollten, waren leck oder nicht segelfertig; man sagte es dem König. Da war nichts zu tun, als eilig die Werkleute zu berufen; die besserten die Schäden aus und bauten neue Schiffe für die Meerfahrt.
6. Kampf und Versöhnung.
    Zu Waleis [Fußnote: Waleis, durch Ableitung von Vahalis, Waal; – es scheint als Westgrenze von Hettels Reich gedacht.] lief Wate auf den Sand, die wassermüden Helden stiegen ans Ufer; Wates Mannen zelteten eine Herberge für Hilde und ihre Frauen. Bald hörten sie, dass Hettel gekommen sei und ihnen entgegenreite. Da vergassen die Maide alle Sorge; von fern her sahen sie den König kommen; zu Sprüngen trieb er seinen Hengst. Wate und Frute gingen ihm entgegen.
    "Ich habe schwere Sorge getragen um euch," sprach Hettel, "mir bangte sehr, ihr sässet bei Hagen gefangen."
    "Dahin ist’s nicht gekommen," antwortete Wate, "doch hab’ ich noch keinen so gewaltig in seinem Lande schalten sehen wie Hagen. Sein Volk ist übermütig, er selbst ein Held."
    "Wir haben die schönste aller Frauen gebracht, die ich je auf Erden sah," sprach Frute, und beide geleiteten nun den König zu Hildes Zelt.
    Irold von Ortland und Morung von Friesland fasten die Maid an der Hand und führten sie dem König entgegen. Mit schönen Sitten grüsste er die Jungfrau, umfing sie mit den Armen und küsste sie. Dann begrüsste das Ingesinde einander und sass nieder im Grünen um das Seidengezelt des fürstlichen Paares.
    Als der Abend sank, sah Horand auf dem Meer ein Segel glänzen; ein Kreuz und andere Gebilde waren darein gewirkt. Und Morung rief Irold zu: "Wecke König Hettel aus süsser Ruh’ und meld’ ihm das; ich seh’ in reichem Segel Hagens Wappenzeichen; unsanft wird sein Willkommen klingen."
    Alle Recken machten sich kampfbereit.
    "Nun wehrt euch, meine Mannen!" sprach Hettel. "Wer nie Gold gewann, dem will ich’s morgen ohne Waage zuteilen. Dass ihr heute mit Iren kämpft, des sollt ihr immer froh gedenken."
    Da liefen Hagens Schiffe auf den Sand. Sausend schossen wohlgezielte Speere ihnen entgegen; die auf dem Ufer wehrten grimmig den Landenden. Schön Hilde bangte; Hagen sprang in grossem Zorn über Bord und watete ans Gestade, ob auch Pfeile wie Schneegestöber auf ihn schwirrten.
    Dröhnend, "dass die Woge erdoss", rief er seine Mannen an, dass sie die Landung ihm erzwingen hülfen. Bald ward das Wasser rot von heissem Todesblut. Hagen ersah den jungen Hettel und drang auf ihn ein; die Hegelinge stellten sich dazwischen; aber der starke Hagen brach mit Schwerthieben durch die Schar und fällte den Speer, da das Schwert seinem Groll nicht genügte. Mancher sank speerdurchbohrt rückwärts nieder.
    Auf beiden Seiten hatte sich das Kriegsvolk gesammelt und nun trafen Wate und Hagen zusammen; wer ihnen aus dem Wege kam, mochte sich glücklich preisen.
    Hagens Speer traf auf Wates Schild. Keiner konnte besser fechten als der Alte; doch wollte Hagen nicht weichen; er schlug ihn aufs Haupt, dass das Blut ihm aus dem Helme niederrann.
    Mit Zürnen vergalt Wate den mordgrimmen Streich; er hieb dem König mit dem Schwert auf die Helmspangen, dass Funken davonstoben. Hagen ward’s Nacht vor den Augen.
    Da rief Hilde jammernd

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