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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Massen hold.
    Oft hörte die Königstochter von ihrem Kämmerling Wunderdinge von den Gästen sagen. "Viellieber Vater," sprach sie darum, "lass doch die Fremden zu Hofe reiten; ich höre so viel von dem einen; ich muss ihn sehen, den Alten mit den wunderlichen Sitten." "Das mag wohl geschehn," antwortete der König; er selber wollte Wate gern schauen; und konnten’s die Frauen kaum erwarten.
3. Wie die Gäste zu Hofe ritten.
    Der König entbot seinen Gästen; wenn sie eines Dinges not hätten, sollten sie an seinen Hof kommen und sich mit Speise und Trank versorgen.
    Auf Frutes Rat folgten sie der Ladung, schlossen einstweilen den Kram und schritten zur Königsburg. Wate und Frute waren fast gleich alt; ihre grauen Locken hatten sie mit Gold bewunden; stolz und herrlich schritten sie in die Saal.
    Der König ging ihnen entgegen; die Königin stand von ihrem Sitz auf, da Hagen ihr Wate zuführte; der schaute aus, als wenn er nie lachte. –
    Die Gäste mussten niedersitzen, ihnen wurde vom allerbesten Wein geschenkt; unter heitrer Rede weilten sie dort. Als die Königin den Saal verliess, bat sie Hagen, dass er die Fremden auch in die Frauenkemenate lasse; gern versprach er’s und die Frauen schmückten sich mit Gold und Festgewanden. Freundlich empfing das Königskind den alten Wate, als er hereinschritt; sie grüsste ihn zuerst vor allen; war’s ihr auch ein wenig bang, als sie ihn küssen sollte; denn sein Bart war lang und breit! Sie bat ihn und Frute, sich zu setzen, und Mutter und Tochter begannen übermütige Scherzrede.
    Ob’s ihm gut gefiele, fragte Hilde, wenn er so bei schönen Frauen sitzen dürfe? Oder ob er lieber in hartem Streite stehen wolle?
    "Wenn ich auch noch nie so sanft bei schönen Frauen sass," antwortete Wage, "ich wollte doch lieber mit guten Mannen in harten Stürmen fechten."
    Laut lachte Hilde; sie sah wohl, ihm war’s leid, bei Frauen zu sitzen. Sie wandte sich an Morungs Mannen: wie wohl der Alte heisse?
    "Und hat er Burg und Land daheim? Und Weib und Kind, sie freundlich zu herzen? Damit befasst er sich wohl selten?"
    "Sicherlich hat er Weib und Kind daheim in seinem Land," – antwortete einer, – "und um Ehre wagt er gern Gut wie Leben; er ist ein kühner Mann."
    Die Recken gingen von dannen, zurück zum König: "Oft sollt ihr wiederkommen," bat Hilde; "bei uns Frauen sitzen, ist euch keine Schande."
    Vor dem König wurden allerlei Spiele getrieben; von den einen diese, von den andern jene. Die Burgleute trugen Schilde und Waffen herzu; da wurde mit dem Schwerte gefochten, mit dem Speer geschossen und mit Wurfsteinen geschleudert.
    "Saht ihr in eurem Land je solch gutes Kämpfen, wie es meine Iren tun?" fragte Hagen den alten Wate.
    Der lachte verächtlich und sprach: "Ich sah es nie; – wenn mich’s einer lehrte, wär’ ich froh! Ein Jahr lang wollt’ ich lernen und meinem Meister gern mit Geld lohnen."
    "Reicht mir das Schwert," rief der wilde Hagen, "ich will mit dem Alten kurzweilen. Meine vier guten Hiebe lehr’ ich ihn, dass er’s mir danken soll."
    Waten gefiel das sehr: "Sag mir erst deinen Frieden zu, dass du mich nicht gefährden willst! Schlägst du mir Wunden, müsst’ ich mich vor den Frauen schämen."
    Niemand traute da seinen Augen, wie Wate fechten konnte! Hagen erkannte bald des Alten Meisterschaft. Fast zürnte er, wär’s nicht seiner Ehre zuwider gewesen; auch hatte er sich bis jetzt noch als den Stärkeren erwiesen.
    "Lassen wir’s nun sein," sprach Wate. "Ich habe deiner Hiebe wohl schon vier gelernt und will dir’s danken."
    "Und hätt’ ich dich eher gekannt, Alter, so wäre das Gewaffen zum Kampf mit dir gar nicht in meine Hand gekommen; nie sah ich Schüler so geschwinde lernen," antwortete der König und stimmte ein in das Lachen der Burgleute, die sich mit den Gästen im Spiel die Zeit vertrieben.
4. Horands Gesang.
    Das war eines Abends, dass ihre List gelang, da Horand von Dänemark sang mit so süsser Stimme, dass es allen gefiel und die Vögelein schwiegen.
    Wohlgefällig lauschte der König mit all seinen Mannen. Frute hatte seine Freude daran; die alte Königin vernahm das Lied oben in der Frauen-Kemenate, wie der Schall durchs offene Fenster zu ihr drang.
    "Was ist das für ein Klang?" sprach schön Hilde.
    "Das ist von allen Liedern die allerschönste Weise, die sich mir je zu Ohre stahl."
    Und unten im Saal sagten Hagens Helden: "Totkranke würden lauschen, hörten sie den Schall aus des wunderbaren Sängers Mund

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